Für Flüchtlinge werden Wohncontainer aufgestellt – Sidortschuk fordert die Solidarität der Bevölkerung
In Lehrte leben derzeit etwa 300 Menschen, die ihre Heimat wegen Verfolgung, Not und Krieg verlassen haben und bei uns Schutz suchen. Und bis Ende des 3. Quartals 2015 werden aktuell weitere 145 Flüchtlinge erwartet. Vor dem Hintergrund auch weiter steigender Zugangszahlen – das Innenministerium geht für das Jahr 2015 von rund 23.500 Asylerstanträgen alleine in Niedersachsen aus – muss angenommen werden, dass sich die Aufnahmeverpflichtungen für die Stadt Lehrte noch im diesen Jahr um weitere 100 bis 150 Personen erhöhen werden. Auch in den kommenden Jahren wird nicht mit einem Rückgang der Flüchtlingszahlen zu rechnen sein. Die Stadt Lehrte hat bislang mit Erfolg das Konzept einer möglichst dezentralen Unterbringung der Flüchtlinge umgesetzt. Zu diesem Zweck wurden sowohl alle in Frage kommenden städtischen Immobilien für die Unterbringung von Flüchtlingen hergerichtet als auch auf dem freien Wohnungsmarkt verfügbare Mietwohnungen angemietet.
Trotz aller Bemühungen stößt die Stadt bei diesem Vorgehen mittlerweile aber an ihre Grenzen. Wohnungen sind auf dem freien Wohnungsmarkt kaum noch verfügbar, die bereits angemieteten Wohnungen werden in Kürze komplett belegt sein. Der Neubau der Obdachlosenunterkunft in der Nordstraße, der Platz für etwa 45 Flüchtlinge bieten kann, wird frühestens im Herbst bezugsfertig sein und für Entlastung sorgen können. Um ihren gesetzlichen Aufnahmeverpflichtungen weiterhin gerecht werden zu können, ist die Stadt Lehrte gezwungen, kurzfristig nunmehr auch zentrale Unterkünfte einzurichten.
So werden auf einem städtischen Grundstück in der Tiefe Straße demnächst Wohncontainer aufgestellt. Diese Wohnanlage wird für die Unterbringung von bis zu 100 Personen ausgelegt sein. Schon mit Beschluss vom 12. Dezember 2012 (Beschlussvorlage 133/2012) hatte der Rat der Stadt Lehrte mit Blick auf rasant steigende Zuweisungszahlen dieses Vorhaben festgelegt.
Da auch diese Wohnanlage nicht ausreichen wird, den Unterbringungsverpflichtungen nachzukommen, wird umgehend das ehemalige Verwaltungsgebäude der Stadtwerke Lehrte GmbH in der Manskestraße für die vorübergehende Unterbringung von Flüchtlingen hergerichtet. Auch hier werden rund 40 Flüchtlinge Platz finden können. Um den darüber hinaus bestehenden Unterbringungsbedarf abdecken zu können, werden momentan zudem weitere Standorte geprüft, an denen relativ kurzfristig weitere zentrale Unterkünfte errichtet werden können. Ergebnisse hierzu werden in Kürze vorliegen. "Wir werden den Flüchtlingen die erforderliche Hilfe bieten. Und wir werden die Lehrterinnen und Lehrter frühzeitig und transparent informieren. Nur so schafft man Akzeptanz in der Bevölkerung und insbesondere in der unmittelbar betroffenen Nachbarschaft", so Bürgermeister Klaus Sidortschuk.
Die Stadt Lehrte hofft, mit diesen Maßnahmen die Einrichtung von Notunterkünften etwa in Sporthallen weiterhin erfolgreich vermeiden zu können. Ob das tatsächlich gelingen wird, wird letztendlich aber von den weiteren Zuweisungszahlen für Lehrte abhängen.
Die im Haushaltsplan 2015 für die Unterbringung von Flüchtlingen eingestellten Mittel sind schon jetzt bei weitem nicht mehr auskömmlich. Für die Anmietung, Ausstattung und die Bewirtschaftung von Unterkünften für Flüchtlinge müssen bereits jetzt zusätzliche Mittel in Höhe von 210.000 Euro bereitgestellt werden. Und es muss davon ausgegangen werden, dass bis Jahresende noch weitere ganz erhebliche Mittel bereitgestellt werden müssen.
Aber nicht nur die Unterbringung stellt die Stadt Lehrte vor eine große Herausforderung, auch die Betreuung der Flüchtlinge stellt einen wichtigen Baustein dar. Seit dem 1. April 2014 erfolgt die Betreuung und Beratung von Flüchtlingen auch durch eine Fachkraft der Arbeiterwohlfahrt Region Hannover. Diese Betreuung wurde Anfang März 2015 ausgebaut und wird weiter aufgestockt werden müssen.
Die Bereitschaft, sich ehrenamtlich zu engagieren, ist in Lehrte immens. Es ist wichtig, Menschen für ein strukturiertes ehrenamtliches Wirken zu gewinnen und ihnen für diese anspruchsvolle Tätigkeit das nötige Rüstzeug zu vermitteln. Die Verwaltung erarbeitet derzeit ein Konzept, um professionelle Betreuung mit sozialpädagogischen Fachkräften durch ehrenamtliche Betreuung sinnvoll zu ergänzen und auszubauen. Auch weiterhin wird es darum gehen, weitere Ehrenamtliche zu gewinnen, um eine erfolgreiche Integration zu gewährleisten. "Die zunehmende Zahl der Flüchtlinge stellt uns alle vor große Herausforderungen. Wir stellen uns dem. Und ich bitte die gesamte Stadtgesellschaft um Unterstützung bei dieser wichtigen Aufgabe", so Bürgermeister Sidortschuk abschließend.