Damit war nicht zu rechnen: Der Handball-Landesligist TVE Sehnde hat in der sprichwörtlichen letzten Sekunde sein Heimspiel gegen den Tabellenführer Sportfreunde Söhre 29:28 gewonnen. Dabei sah es zwischenzeitlich nicht nach einem Sieg aus.. Es war Spiel, wie es Handballfreunde am liebsten haben: Rund 200 Zuschauer in der Halle an der Sehnder Waldstraße, ein lautstarker Gästeblock, Höhen und Tiefen auf dem Parkett und am Ende eine glückliche Heimmannschaft, die gegen den Spitzenreiter der Handball-Landesliga den 29:28-Sieg feierte, als ob sie die Meisterschaft selbst gewonnen hätten. Und es fehlte nicht an Dramatik: Die Uhr war beim Stande von 28:28 längst abgelaufen, die Gastgeber zuvor 2 Minuten in Unterzahl, als die Sehnder Sekunden vor Spielende noch einen Siebenmeter zugesprochen bekamen und Mark Wegner die Entscheidung zum 29:28 herbeiführte.
Der Weg dorthin war steinig und von Höhen und Tiefen begleitet. Die Gäste aus dem Landkreis Hildesheim kamen besser ins Spiel, zogen schnell auf 1:4 (8. Minute) davon. Bis zu 20. Minute liefen die Sehnder nun permanent dem Rückstand hinterher, der sich zum 7:11 ausbaute. Zu häufig wurden die sich bietenden Chancen nicht in Tore umgemünzt. "Wir haben vieles richtig gemacht nur das Tor nicht getroffen", urteilt TVE-Trainer Thilo Heyken nach dem Schlusspfiff. So hatte Tim Vorbrodt drei Würfe über das Tor gesetzt und auch über die Außenpositionen waren die Abschlüsse nicht immer erfolgreich. Das änderte sich in der Schlussphase der ersten Halbzeit. Eine starke Abwehrleistung ließ keinen Gegegntreffer mehr zu, die Gäste warfen fünf Minuten kein Topr, während die Sehnder aufholten um in der 25. Minute der 11:11-Ausgleich auf der Anzeigetafel prangte. Nun war es ein Spiel auf Augenhöhe, keine Mannschaft konnte sich mehr absetzen, mit der psychologisch wichtigen 15:14-Führung für die Gastgeber ging es in die Kabine.
Mit dem Aufwind im Rücken kamen die Sehnder auch aus der Kabine und gingen in der 36. Minute erstmals drei Tore in Führung (19:16), die bis zum 23:20 (44. Minute) auch gehalten wurde. Doch nun waren es die Sehnder, die im Angriffsspiel die Segel strichen und den Gästen aus Hildesheim die Möglichkeit gaben, wieder ins Spiel zurück zu finden. Ganze 8 Minuten wurde kein TVE-Tor geworfen, zudem wurde Philipp Köhler mit der Roten Karte des Feldes verwiesen (44.). Es passte nicht mehr viel zusammen, der Gäste glichen zum 23:23 aus (48. Minute) und zogen auf 23:26 davon (52. Minute), ehe der Sehnder Fabian Lehrke mit seinem Treffer die Durststrecke der Gastgeber beendete. Es deutete sich hier schon eine heiße Endphase an, in der sich beide Teams nichts gönnten und das Spiel zusehens intensiver wurde. Als dann in der 55. Minute das 26:26 fiel, war die Stimmung nicht mehr zu steigern: Die Sehnder feuerten ihr Team an, der Gästeblock, ebenfalls zahlreich vertreten, trommelte dagegen.
Die letzten zwei Minuten sollten Spannung pur versprechen. 28:28 stand es nach 58 Spielminuten, die Gäste waren im Ballbesitz und der Sehnder Felix Zimmermann bekam eine Zweiminutenstrafe aufgebrummt. Keine guten Vorraussetzungen für die letzten 115 Sekunden, die nun in Unterzahl absolviert werden mussten. "Zu diesem Zeitpunkt wäre ich mit einem Unentschieden schon zufrieden gewesen", sieht Heyken zurück. Doch sein Team machte das Unmögliche möglich: Die Gäste konnten nicht erfolgreich abschließen, 45 Sekunden vor dem Spielende waren die Sehnder wieder im Ballbesitz. Sekunden vor dem Schlusspfiff ließ sich der Söhrer Schlussmann dann zu einem Offensivfoul hinreißen, ein Siebenmeter wurde fällig, die Sirene ertönte derweil und signalisierte das Ende des Spiels, das nur noch diesen einen Siebenmeter beinhaltete: Mark Wegner traf und wurde sofort von seinen Teamkameraden quer durch die Halle zum Jubeln verfolgt. "Am Ende haben wir mit Kampf und einem größeren Willen den Sieg geholt", urteilt der TVE-Trainer nach dem Spiel gegenüber dem AltkreisBlitz.
TVE Sehnde: Andreas Wesemann, Markus Levers, Mark Wegner (8 Tore), Philip Köhler (1) Maik Illemann (5), Tim Vorbrodt (2), Fabian Lehrke (4), Jan-Louis Guhl, Jan Weise (4), Andre Hoch (2), Jan Schridde, Felix Zimmermann (1), Torge Bröcker, Timo Gewohn (2)