Katensen – seit 750 Jahren ein Volk von Mägden, Knechten, Rittern und Adligen von niederem Rang?
Nein – Katensen (Klein Muckstadt), 768 Einwohner, 59 Meter über Normalnull, in der Katenser Flur zwischen Celle und Peine im Gebiet der Gemeinde Uetze gelegen und 1265 erstmals urkundlich erwähnt – feierte an diesem Wochenende seine 750-jährige Geschichte. Unter hohen Bäumen waren Zelte und Unterstände aufgebaut, es gab Speisen und Getränke, sowie Handwerker und Händler, die ihre Waren und Fähigkeiten anboten. Eine Bühne diente dem allgemeinen Kurzweil mit Musik und Darbietungen, Präsentationen und Prämierungen.
Letztere waren dem Motto der Jubiläumsfeier geschuldet, der Ortsrat um Ortsbürgermeister Frank Prusseit, der sich nach eigenen Worten aber im Hintergrund hielt, hatte die Katenser und ihre Gäste zu historischer Garderobe und passendem Auftritt aufgerufen. Man war dann aber über den Erfolg dieses Aufrufs mehr als überrascht – 18 Kinder, 24 Männer und 41 Frauen (was immerhin stolzen 11 Prozent der Katenser Einwohner entspricht, Anmerkung der Redaktion) haben sich in Kostüm und Tracht sowohl dem Publikum wie auch einer (strengen) Jury gestellt, die nun überrascht über diese Anzahl an Teilnehmern mit (nur) drei mit je einem attraktiven Preis ausgestatteten Proklamationen aufwarten konnten.
Der Kurzweil und Feierlaune der an den beiden Tagen gut hälftig anwesenden Einwohnerschaft tat dies aber keinen Abbruch, der Sonnabend alleine war schon durch die Wunderlichkeiten der reichlich kostümierten Besucher und der damit verbundenen historischen Atmosphäre, durch die Musik und den nachbarschaftlichen Umgang – in Katensen sind wohl alle Nachbarn – und den gestalteten Festplatz geprägt.
Die Festeröffnung am Sonnabend, erst begangen mit einem Festgottesdienst von der Bühne durch Pastor Andreas Kiebeler, dann erklärt von Ortsbürgermeister Frank Prusseit als Schirmherr (unsere Berichterstattung über den Sonnabend ist hier zu finden), folgten ein Bühnenauftritt der Katenser Vereine, die die Historie ihrer Vereine vorstellten, sowie – der umfangreichen Vereinsvorstellungen geschuldet –im Programmablauf etwas verspätet die Modenschau "anno dazumal", zu der Herold Otto (Brandes) die am Sonntag zu prämierenden Kostüme und deren Träger vorstellte.
Herold "Ortsrat" Otto steuerte ansonsten aus dem Hintergrund den Ablauf der zwei Tage, Hexe "Ortsrätin" Angelika (Welge) verschonte das Jubiläum mit ihren zauberhaften Fähigkeiten und trug lieber zur Geselligkeit bei, Magd Silke (Gräve) outete sich als begeisterte Leserin des AltkreisBlitz, Patrick und Silvia Hänig verwiesen auf den Jubiläumsgedenkstein als neues Fotomotiv im Ort, die sechs namentlich unerkannt bleibenden Damen in Weiß des Heimatbundes versorgten die Hungrigen mit "Armer Ritter", Jungritter Theo stellte sich beschützend vor die Mägde bei ihrem Bühnenauftritt, bevor die Jungs vom TSV Katensen zu günstigen Happy-Hour-Preises ins Rotieren kamen und "Captive Cake", vier junge Musiker aus Hannover um Frontmann KJell losrockten, um nicht ihrer Musik, sondern des Zeitplans wegen die Bühne an die leicht martialisch auftretenden Classic-Rock-Band "The RockFoundation" aus Peine und danach für die heimische Partyband "4joy-music" räumen mussten.
Um einen Festsonntag mit einem zünftigen Frühschoppen zu beginnen, bedarf es nicht unbedingt eines 750-jährigem Jubiläum, schadet aber auch nicht, besonders wenn er, wie in Katensen geschehen, vom Feuerwehr Musikzug Hillerse begleitet wird.
Der Tagesordnungspunkt "Vorstellung der Katenser Geschichte von 1265 bis heute" war sicherlich der initiale Inhalt der Veranstaltung, dem sich der besondere Vortrag des Matthias Witzig Ensembles anschloss, bei deren besonderen und handgemachten Musik eine eigene Konzertveranstaltung durchaus ihren Platz gehabt hätte.
Die anschließende plattdeutsche Stunde des Heimatbundes Katensen kann leider wegen gewisser Verständnisschwierigkeiten der Redaktion nicht weiter kommentiert werden, die Reaktionen aus dem Publikum lassen aber durchaus manchen kurzweiligen Inhalt annehmen.
Dann haben die neun Musiker um Frontfrau Sophia Friedrich von "Weseranka", die sich Böhmisch-Mährischer Blasmusik und moderner Unterhaltungsmusik verschrieben haben, ein Musikgenre eingebracht, das zwischen Polka und Helenes "atemlos", arrangiert im besonderen Stil der Musikgruppe, das Publikum am späten Nachmittag schon zu Tanz, Applaus und rhythmischem Klatschen animiert hat, was mit wiederholten Zugabenwünschen belohnt und denen auch entsprochen wurde.
Leider endete zwischenzeitlich eine "Auseinandersetzung" der Jungritter Theo und Bennet vor der Bühne mit einem Ergebnis, bei dem Jungritter Bennet l einen oralen, aber scheinbar hilfreichen Trost benötigte, während die "Nagelprobe" der Damen Martina (Frickman) und Inga (Hoffmann) von und zu Katensen ohne erkennbare Verletzungen, aber mit viel Spaß unterschiedliche Erfolge zeigte.
Die noch ausstehende Prämierung der schönsten Kostüme wurde dann zwar von einsetzendem Nieselregen begleitet, niemand ließ sich aber davon vertreiben, bevor nicht die Preisträger bekannt gegeben und geehrt wurden.
So haben die Adlige (von niederem Rang) Katharina von Dollbergen, Kreuzritter Andreas von Dollbergen und der Adlige Hasso von Wedel (Hildesheim), ebenfalls von niedrigem Rang, gemeinsam den dritten Preis gewonnen, was durchaus auch der Gastfreundschaft der Katenser für Gäste, die nicht aus dem Katenser Bruch kommen, zugeschrieben schien.
Bruder Tack erhielt für sein besonderes christliches Auftreten den zweiten Preis, nachdem er – für einen Mönch durchaus ungewöhnlich – bereits vorher in einer Verlosung zum Ritter Roland (Meyer) von Katensen geschlagen wurde.
Ungeschlagen und mit dem ersten Platz geehrte wurde Freifrau Margret (von) Kühnemund (und nicht wie zunächst leider falsch berichtet "Kümmermund", die Red.), die es sich leisten konnte, ihren Preis, einen überbordenden Geschenkkorb, nicht selbst, sondern von ihrem Gesinde, nämlich von Magd Silke und Knecht Wolfgang entgegennehmen und nach Hause tragen zu lassen.
Herold Otto verabschiedete die kostümierte Kinderschar mit dem Hinweis auf ihre Aufgaben in fünfzig Jahren zur dann anstehenden 800-Jahr-Feier, er würde sich dann wohl nicht mehr zur Verfügung stellen.
Der zwischenzeitlich zunehmende Regen hielt Ortsbürgermeister Frank Prusseit an nunmehr die Jubiläumsfeierlichkeiten auf dem Dorfplatz für beendet zu erklären, nicht ohne darauf zu verweisen, dass möglichst viele helfende Abbauhände gern gesehen und benötigt werden.