Ein „Feuerhimmel“ für die ehrenamtlichen Helfer
Ein Kommentar von Bastian Kroll:
Es sind Momente wie dieser, in dem auch jeder Feuerwehrmann und jede Feuerwehrfrau auch nur ein Mensch ist. Es zeigt, dass vor einem feuerroten Sonnenuntergang auch die ehrenamtlichen Helfer der Feuerwehren auch nur ein kleines Zahnrad im menschlichen Sein sind.. Das Bild zeigt drei Kameraden von der Freiwilligen Feuerwehr Harkenbleck, einem Ortsteil der Stadt Hemmingen südlich von Hannover. Und es steht sinnbildlich vor allem für alle Kameradinnen und Kameraden, bei denen die Arbeitskleidung der Feuerwehr fester Bestandteil des Lebens ist. Die Drei absolvieren auch vor diesem malerischen Hintergrund in dieser Woche ihren wöchentlichen Dienstabend und nutzen nur ein paar Momente, um den Augenblick zu genießen, ehe es darum geht, das feuerwehrtechnische Wissen zu vertiefen. Menschen, die sich der Hilfe und Unterstützung von Mitmenschen verschrieben haben. Welche darauf hoffen, dass die Feuerwehr im Einsatzfall zur Hilfe kommt.
Doch Begriffe wie "Arbeitskleidung", "Dienstabend" oder "Einsatzfall" tragen Worte wie "Arbeit", "Dienst" oder "Einsatz" in sich, bei denen viele sicherlich an die Tätigkeit denken, die einen Lohn oder ein Gehalt nach sich ziehen, um den Lebensunterhalt zu bestreiten. Die Drei stehen nicht nur für die tausenden aktiven Feuerwehrmänner und -frauen der 223 Ortsfeuerwehren der Region Hannover, sondern für alle, die sich in ihrer Freizeit um das Wohl anderer kümmern. Unentgeltlich, ehrenamtlich, aufopfernd und sich selbst zurückstellend. Sie fragen nicht, WEM geholfen werden muss, sondern WO geholfen werden muss.
Das hat wortwörtlich mit Arbeit zu tun, aber sie bekommen keinen Cent dafür. Sie rennen dorthin, wo andere wegrennen. Sie packen dort an, wo viele Hände benötigt werden. Sie gehen bis an die Belastungsgrenze, bis sie nicht mehr können. Und das jeden Tag, 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche. Die Feuerwehren gedachten in diesen Tagen den mehr als 3000 getöteten Opfern bei den Attentaten des 11. September 2001, darunter viele Feuerwehrleute und Helfer. Jeder im Einsatz verunglückte – und sei es nur verletzte – Kamerad oder Kameradin ist ein persönliches Schicksal. Ein Arbeitskollege, ein Nachbar, ein Sportfreund, ein Familienmitglied, der in seiner Freizeit zusätzlich Lasten, Pflichten und auch Gefahren auf sich nimmt.
Eine Ortswehr aus dem Burgdorfer Raum schrieb dieser Tage in einem sozialen Netzwerk, dass sie um Verständnis bitte, wenn auch Nachts unter Einsatz des Martinshorn gefahren werden muss und dabei Anwohner geweckt werden würden. Es muss schnell gehen, wenn die roten Fahrzeuge mit Blaulicht die Feuerwache verlassen. Da müssen andere Verkehrsteilnehmer, auch wenn diese in der Nacht sicherlich nur in geringer Anzahl unterwegs sind, auch mit dem Martinshorn auf die Retter aufmerksam gemacht werden, damit zu einem Unglück nicht noch ein zweites kommt. Braucht es aber wirklich Verständnis in einer Situation, in der vielleicht ein Mitmensch in Not ist? Ein Arbeitskollege, ein Nachbar, ein Sportfreund, ein Familienmitglied? Sollte nicht eher Dankbarkeit entgegengebracht werden, dass es selbstlose Menschen gibt, die in einer Nacht – so geschrieben von besagter Wehr – mit ihren Fahrzeugen zu einem Einsatz fahren, während der Geweckte sich einmal umdrehen und weiterschlafen kann? Ein anderer Kamerad erzählte mir davon, dass er forsch angegangen wurde, weil die Wehr erst nach 15 Minuten nach seinem Anruf am Einsatzort war. Unter der Annahme des Mitbürgers, dass die Einsatzkräfte ja einer Berufswehr angehören und nur in ihrem Gerätehaus sitzen, um zum nächsten Einsatz zu fahren. Dass diese aber neben ihrer Aufgabe selbst einen Beruf, Hobbies und eine Familie haben, die sie jetzt auf die ein oder andere Weise sicherlich vermissen, wurde nicht wahrgenommen. Muss auch hier Verständnis aufgebracht werden, dass die Helfer ehrenamtlich arbeiten?
Sie üben vielfältige Einsatzszenarien, während andere ihren Hobbies nachgehen. Sie pflegen Kameradschaft, während viele mehr an das eigene Wohl denken. Sie verlassen ihre Familien, obwohl sie sicherlich bei ihr bleiben möchten. Sie springen mitten in der Nacht in ihre Arbeitskleidung, obwohl sie am nächsten Tag auch ihren Lebenunterhalt verdienen müssen. Sie kommen zur Hilfe, wenn Hilfe gebraucht wird. So wie es viele weitere ehrenamtlich engagierte Menschen in der Region gibt, die in den verschiedensten Ämtern dafür sorgen, dass wir alle in einer menschlichen Welt leben, in der niemand alleine ist und sich Freiwillige um ihre Mitmenschen kümmern.
So ist der Genuss des feuerroten Himmels nur von kurzer Dauer, ehe das Tageswerk von den drei Feuerwehrkameraden beendet wird, die auch Arbeitskollege, Nachbar, Sportfreund und Familienmitglied sind. Menschen wie du und ich.