Burgdorf

So bunt kann nur Ramlingen sein

[RAMLINGEN]

Es ist das Fest der Superlative in Ramlingen, auch gerne als "5. Jahreszeit" bezeichnet: Zum Erntefest, das seit 1970 begangen wird, säumten heute Nachmittag bereits rund 1000 Besucher die Grüne Allee durch den Ort, um den großen Festumzug zum Beginn des Erntefestes zu verfolgen. Wer diesen heute verpasst hat, hat morgen ab 14:30 Uhr erneut die Gelegenheit, sich die bunten Wagen und Gruppen aus der Nähe anschauen zu können.

Die Ramlinger haben Wochen, wenn nicht Monate, auf dieses Wochenende hingefiebert. In mühevoller und detailverliebter Arbeit wurden 17 Festwagen gebaut, die nur an diesem Wochenende einen Einsatz haben. Zudem waren weitere 13 Fußgruppen in den Festumzug integriert, so dass insgesamt 30 Gruppen unter dem Rhythmus vieler Musik- und Spielmannszüge durch den Ort zogen. Dioe Wagenbauer hatten sich auch in diesem Jahr so allerlei Mühe gegeben mit ihren Mottowagen, so dass selbst der Karneval in Köln neidisch werden könnte. Zwar blieben politische Aussagen fast passé, doch schon alleine rund um die Ernte ließen sich viele Themen finden: Ob als Bienen verkleidet oder mit einen Saftladen, der allerdings nur aufgrund seines Getränkes so hieß. Ein eigenes Team "Ramlingen Racing" samt Formel1-Fahrzeug ging auf die Rundtour, auch die britische Queen war mit Kutsche auf einen Anhänger gepackt worden. Die ihr eigenen englischen Wachposten nicht zu vergessen, die stumm und regungslos das Treiben verfolgten. Ein Fachwerkhaus, beschrieben mit Anno 1855, zwar nicht groß, aber immerhin ein Hingucker war ebenso unter den Umzugswagen, wie ganze Burgen, wie beispielsweise Rapunzel, die ihr Haar herunterließ. Vor allem aus dem Märchenland kamen einige Themen des Umzuges. So verschlief Schneewittchen den Umzug in Begleitung ihrer sieben Zwerge, aus dem Orient verließ Aladin sein Wunderland, so der Schriftzug, "denn das Ramlinger Erntefest ist weltbekannt".

Erfreut war die Dorfgemeinschaft Ramlingen vor allem darüber, das Jung und Alt am Umzug teilnahmen. Auch an den Besuchern war zu erkennen, dass das Erntefest generationenübergreifend und auch ortsübergreifend ein fester Bestandteil der Ramlinger Dorfkultur ist. Bei rund 550 Einwohnern und etwa 250 Teilnehmern im Festumzug schien der Ort fast vollständig im Erntefest aktiv. Sehr zur Freude der angereisten Besucher, die den Umzug haben mehrmals an sich vorbeiziehen ließen. Etwas weniger Freude hatte sicherlich Dominik Schlumbohm, der als Träger der Erntekrone kurzfristig ausfiel: Er hatte sich das Kahnbein gebrochen und konnte mit der 17 Kilogramm schweren Erntekrone nicht den Festzug anführen. Als Ersatz sprang Stefan Paech ein, der sich eigens für den Umzug sein Outfit borgen musste, dann aber souverän zusammen mit den sechs Erntemädchen an der Zugspitze die Erntekrone hochhielt.

Nach dem Umzug war dann für den Erntekönig Andreas II., der auf einer Kutsche noch im Zug mitfuhr, die Amtszeit zu Ende. Der Sprecher der Dorfgemeinschaft Ramlingen, Timo Wöhler, übergab das Amt an Hartmut I., der nach seinem Vater 1986 und seinem Bruder 2013 nun der dritte der Familie Nothwehr ist, der in Ramlingen Erntekönig ist. "Wir sind dabei bewusst aus Ramlingen rausgegangen", so Wöhler, denn der neue Erntekönig, der 24 Jahre in Ramlingen auswuchs, wohnt seit 25 Jahren in Engensen, ist aber immer noch fest mit Ramlingen verbunden. "So kommt er alle zwei Wochen freitags mit dem Fahrrad zum Dienst bei der Feuerwehr", erklärte Wöhler den hunderten Gästen, die der Proklamation beiwohnten. Und wusste zu berichten: "Die Familie Nothwehr ist heute auf fünf verschiedenen Wagen vertreten gewesen."

Weiter geht es heute Abend mit dem Ernteball ab 20 Uhr auf dem Festplatz an der Sportanlage in Ramlingen. Morgen ab 12 Uhr steht das Festessen auf dem Programm, ehe sich um 14:30 Uhr der große Festumzug ein zweites Mal auf den Weg durch den Ort machen wird. Gegen 16 Uhr wird dann der beste Festwagen und die beste Fußgruppe ausgezeichnet.

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