Schade: Am Ende hat es für die Turnerschaft Großburgwedel (TSG) im Spiel gegen den VfL Potsdam nicht zu einem Punktgewinn gereicht. Einige Male hatte die Turnerschaft kurz vor dem Abpfiff die Chance zum Ausgleich. Zwei vergebene Siebenmeter, eine nicht genutzte hundertprozentige Chance vom Kreis und zwei Pfostentreffer verhinderten aber den Ausgleich. Der VfL Potsdam nahm beim 29:26-Auswärtssieg in der 3. Liga Nord zwei Punkte mit auf die Heimreise.
Die Zuschauer in der Sporthalle Auf der Ramhorst in Großburgwedel trauten ihren Augen nicht. Das, was ihre Mannschaft in den ersten dreißig Minuten zeigte, hatte kein Drittliganiveau. Ängstlich, ohne Druck aufs Tor und ohne den Willen, in Zweikämpfe zu gehen, wurde der Ball und damit auch die Verantwortung von den TSG-Spielern immer wieder zum Nebenmann weitergegeben. Potsdam hatte keine große Mühe, sich Tor um Tor abzusetzen und lag nach ausgeglichenem Beginn (3:2) nach 16 Minuten mit 10:4 und in Spielminute 23 mit 12:5 vorn. Trainer Jürgen Bätjer raufte sich immer wieder die Haare und haderte mit dem Auftritt seiner Mannschaft. Auch ein früher Torwartwechsel brachte nicht die gewünschte Wende. Patrick Anders war schon nach 13 Minuten für Markus Hammerschmidt zwischen die Pfosten gekommen. Zwei tolle Paraden waren ein guter Einstand, doch der Funke wollte auf seine Vorderleute nicht überspringen. Das Abwehrverhalten der Turnerschaft war dabei noch halbwegs in Ordnung, im Angriff lief aber so gut wie nichts zusammen. Das Fehlen von Sören Kress (Adduktorenverletzung) und Christian Hoff (Schulterprobleme) machte sich deutlich bemerkbar. Lediglich Steffen Dunekacke, dem in der gesamten Partie acht Tore glückten, konnte auch schon in Halbzeit 1 überzeugen. Seine Mitspieler scheiterten immer wieder am gut aufgelegten Potsdamer Keeper Sebastian Schmidt. TSG-Trainer Bätjer verstand seine Handballwelt nicht mehr und fragte seine Spieler in einer emotionalen Auszeit: "Was ist nur mit Euch los?" Eine Antwort konnte ihm keiner geben. Mit einer 13:7-Führung für die Göste gingen beide Teams in die Pause.
Nach dem Seitenwechsel stand dann eine neue TSG-Mannschaft auf der Platte. Kay Behnke und Steffen Dunekacke konnten schnell zum 9:13 verkürzen und auf einmal stimmten Einstellung und auch Körpersprache. Die Turnerschaft bemühte sich, kämpfte und wollte das Spiel mit aller Macht drehen. Doch Potsdam blieb cool und war nach einer Dreiviertelstunde beim 19:15 noch deutlich vorn. Die Gastgeber steckten aber nicht auf. Justin Magus Behr brachte viel Tempo ins Spiel, scheute jetzt keine Zweikämpfe und überzeugte mit tollen Anspielen. Neben Steffen Dunekacke trafen jetzt auch Lennart Koch, Chris Meiser und Erik Gülzow. Der Vorsprung von Potsdam schmolz und Großburgwedel war am Drücker. Kay Behnke vergab beim Stand von 17:20 den ersten und wenige Minuten später den zweiten Siebenmeter. Ein toller No-Look-Pass auf Chris Meiser am Kreis konnte nicht in ein Tor umgemünzt werden, Sebastian Schulz im Potsdamer Tor spielte jetzt ganz groß auf. Trotzdem kämpfte Großburgwedel weiter, brachte immer wieder einen siebten Feldspieler und versuchte alles. Kay Behnke hatte die Chance zum Anschluss, stieg im Rückraum hoch, zog ab und traf nur den Innenpfosten. Der Ball sprang direkt in die Hände von Daniel Deutsch, der die Situation sofort erkannte und vom eigenen Sechser aus ins leerstehende Großburgwedeler Tor traf. Trotzdem fightete die Turnerschaft weiter. Erik Gülzow gelang 85 Sekunden vor dem Ende das 26:27, immer noch war alles möglich. Potsdam war jetzt in Ballbesitz, spielte Yannick Münchberger frei und sorgte 40 Sekunden vor dem Ende für die Entscheidung zugunsten des VfL.
Ganz wenige Situationen haben an diesem Abend über Sieg und Niederlage entschieden. Nach einer verkorksten ersten Hälfte hatte sich Großburgwedel toll ins Spiel zurückgekämpft. Ein Punkt wäre verdient gewesen. In den entscheidenden Situationen fehlte aber Glück und Cleverness, so dass der Potsdamer Sieg durchaus in Ordnung geht.
Auch Trainer Jürgen Bätjer war mit der Vorstellung seines Teams in Halbzeit 2 zufrieden und blickt optimistisch auf die nächste Partie gegen den SVM Schwerin: "Die Niederlage ist schon ärgerlich, weil wir dran waren und uns in den spielentscheidenden Szene auch das Glück gefehlt hat. Nach der ersten Halbzeit hätten wir den Sieg aber auch nicht verdient gehabt. Ein Punkt wäre aber durchaus gerecht gewesen. Schade, dass uns Christian Hoff und Sören Kress gefehlt haben. Ohne die beiden entwickeln wir aus dem Rückraum nicht genügend Druck. Das gelingt uns oft nur mit einem zusätzlichen Feldspieler. Für mich überwiegt nach dem Spiel gegen Potsdam aber die gute zweite Hälfte. Das war auch schon in Altenholz so und macht uns Mut für die kommende Aufgabe. Meine Mannschaft muss lernen, dass man sich nicht damit rausreden darf, dass zwei wichtige Spieler nicht dabei sein. Wir haben jetzt noch ein Heimspiel gegen Schwerin, das wir mit aller Macht gewinnen wollen. In der Tabelle ist dann auch noch einiges möglich, ein 5. Tabellenplatz zu Weihnachten wäre schon toll. Einige Spieler gehen auf dem Zahnfleisch und brauchen dringend eine Pause. Wir wollen am kommenden Samstag aber noch einmal alles geben, werden uns zerreißen und uns für die deutliche Hinspielniederlage in Schwerin rehabilitieren."
TS Großburgwedel: Markus Hammerschmidt (1.-13. Minute), Patrick Anders (14.-60.), Jan Schenkel (n.e.) – Lennart Carstens, Jannis Wilken, Chris Meiser (5), Lennart Koch (4), Erik Gülzow (3), Finn Liedtke, Kay Behnke (3/1), Jonas Krabbe, Steffen Dunekacke (8) und Justin Magnus Behr (3).