Seit Anfang Dezember scheint die TSV Hannover-Burgdorf auf der Suche nach der Konstanz fündig geworden zu sein, denn DIE RECKEN eilen im letzten Kalendermonat von Sieg zu Sieg und können sich bei 6:0 Punkten über eine noch blütenweiße Dezemberweste freuen. Bei Linkshänder Kai Häfner läuft es bereits seit Saisonbeginn konstant gut. Der 26-Jährige spielt eine sehr überzeugende Saison und hat maßgeblichen Anteil daran, dass die Niedersachsen momentan zu den besten zehn Mannschaften der DKB Handball-Bundesliga zählen. "Unsere Entwicklung geht in die richtige Richtung", sagt Häfner. Im Interview spricht der Linkshänder über das Thema Nationalmannschaft, den Jahresabschluss in der TUI Arena und verrät seine Ziele für das Jahr 2016.
Frage: Wie fällt dein Fazit nach dem 18. Spieltag aus?
Häfner: Es ist eigentlich so gekommen, wie wir es vorher erwartet hatten. Es gibt in der Tabelle ein breites Mittelfeld und die Liga ist insgesamt sehr ausgeglichen. Am Ende werden wahrscheinlich zwei bis vier Punkte darüber entscheiden, ob man Achter oder Zwölfter wird. Daher ist jede Begegnung und auch jedes Tor extrem wichtig. Wir haben schon einige Punkte liegen gelassen. Vor allem die Niederlage gegen Leipzig war schmerzhaft, da unnötig. Die letzten drei Spiele gegen Lübbecke, Eisenach und Wetzlar haben aber gezeigt, dass unsere Entwicklung in die richtige Richtung geht. Wir müssen jetzt weiter an den Details arbeiten, damit wir unsere Saisonziele auch erreichen.
Frage: Wo siehst du konkret Luft für Verbesserungen?
Häfner: Wir können immer eine sehr gute Abwehr stellen. Auch über die volle Spielzeit von 60 Minuten. Da hat uns in manchen Partien die Konstanz gefehlt und dann auch die Ergebnisse. Im Angriff merkt man, dass sich die Abläufe durch steigende Wiederholungszahlen automatisieren und flüssiger werden. Da sind wir auch durch Verletzungen immer wieder zurückgeworfen worden. Unsere Quote im Tempogegenstoß kann sich auch noch steigern. Wir laufen sehr viele Gegenstöße, aber manchmal fehlt uns dann die nötige Konzentration im Abschluss.
Frage: Wie groß ist die Vorfreude auf den Jahresabschluss in der TUI Arena?
Häfner: Zunächst gilt unsere Konzentration dem Spiel in Melsungen, denn das wird eine ganz schwere Aufgabe. Trotzdem freuen sich in der Mannschaft natürlich alle auf die Begegnung in der TUI Arena. Das ist ein Highlight und etwas Besonderes für uns, da es nicht alltäglich ist vor so vielen Zuschauern zu spielen. Die letzte Partie vor der Winterpause ist aus psychologischer Sicht sehr wichtig, denn das Ergebnis nimmt man sieben Wochen lang mit und kann es nicht korrigieren. Daher wollen wir unbedingt gewinnen und mit unseren Fans einen erfolgreichen Jahresabschluss feiern.
Frage: Mit Balingen trefft ihr auf deine ehemalige Mannschaft. Leidest du ein wenig mit deinen früheren Kollegen mit?
Häfner: Ja natürlich. Ich habe auch noch Kontakt zu mehreren Spielern. Die haben sich den Saisonverlauf natürlich anders vorgestellt. Viele Spiele wurden unglücklich verloren und auf einmal steht man dann unten drin. Mit der Trainerentlassung von Markus Gaugisch, den ich persönlich schätze, wurde jetzt nochmal ein Zeichen gesetzt. Daher erwarte ich am Sonntag auch einen harten Kampf. Die zwei Punkte müssen aber hier in Hannover bleiben – danach kann Balingen dann sehr gerne anfangen zu punkten (schmunzelt).
Frage: Du bist im 28er Kader der Nationalmannschaft für die bevorstehende Europameisterschaft, wirst diese aber wahrscheinlich verpassen. Überwiegt die Enttäuschung?
Häfner: Ich wäre natürlich unglaublich gerne dabei gewesen und dann ist man im ersten Moment immer enttäuscht. Ich denke, dass ich mir in dieser Saison absolut nichts vorwerfen kann und meine Leistung konstant abgerufen habe. Aber der Bundestrainer hat anderen Spielern auf meiner Position den Vorzug gegeben und das gilt es zu akzeptieren. Ich bin mit 26 Jahren im besten Handballalter und werde jetzt noch stärker versuchen, mich zu empfehlen. Wenn wir in Hannover erfolgreich sind und ich meinen Teil dazu beitrage wird es hoffentlich mal mit der Nationalmannschaft und einem großen Turnier klappen.
Frage: Du hast deinen Vertrag in Hannover bis 2018 verlängert. Gefällt dir das Umfeld hier?
Häfner: Hannover passt sehr gut zu mir und das war auch einer der ausschlaggebenden Gründe, warum ich hier weiterspielen möchte. Ich glaube, dass wir noch am Anfang unserer Entwicklung stehen und das Projekt hier über viel Potential verfügt.
Frage: Du bist bei der Sportlerwahl der Neuen Presse als Sportler des Jahres nominiert. Macht dich das stolz?
Häfner: Das ist natürlich eine sehr schöne Bestätigung und zeigt, dass meine Leistung auch anerkannt und entsprechend gewürdigt wird. Ich wäre wahrscheinlich der erste Schwabe, der in Hannover gewinnen würde (lacht). Die Leute sollen also fleißig für mich anrufen.
Frage: Welche Ziele hast du mit den RECKEN in 2016?
Häfner: Wir haben in der zweiten Saisonhälfte viele interessante Spiele vor der Brust. Wenn alles optimal läuft, können wir noch ein paar Plätze klettern. Im Sommer gilt es dann, in der Vorbereitung richtig Gas zu geben, um eine sehr gute Saison 2016/17 zu spielen.
Frage: Wie sieht es bei deinen privaten Zielen aus?
Häfner: Im nächsten Sommer steht die Hochzeit mit meiner Freundin bevor, auf die ich mich sehr freue. Dann wartet mit den Olympischen Spielen in Rio das größte Sportereignis, was man als Sportler erleben kann. Da würde ich unglaubliche gerne mit dabei sein. Neben der Handballkarriere möchte ich mein Masterstudium der BWL in kleinen Schritten vorantreiben.