Lehrte

Internationaler Frauentag: Frauenarmut ist weit verbreitet

[LEHRTE]

Anlässlich des Internationalen Frauentags am 8. März machen Brigitte Mende, Leiterin der AWO Frauenberatung Region Hannover e.V. für Burgdorf, Lehrte, Sehnde und Uetze, und Freya Markowis, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Lehrte, auf das weit verbreitete Problem Frauenarmut aufmerksam. "Wir wollen auf die erschreckend hohe Zahl von Armut bei Frauen hinweisen. Betroffen sind Frauen aller Generationen, besonders häufig trifft es Alleinerziehende und Rentnerinnen. Beim Taschengeld fängt es schon an – bei der Rente hört es auf." Typische Frauenberufe, wie Erzieherin, Friseurin, Altenpflegerin oder Arzthelferin sind im Vergleich schlecht bezahlt. Und trotzdem sind sie bei jungen Frauen immer noch sehr beliebt. Der Grundstein für eine geringe Rente ist damit schon gelegt. Aber auch beim Gehalt gibt es große Unterschiede: statistisch gesehen sind es 22 Prozent, die Frauen im Durchschnitt weniger verdienen als Männer. Markowis: "Während Männer Karriere machen, betreuen viele Frauen die Kinder zu Hause und arbeiten jahrelang in Teilzeit (45 Prozent der erwerbstätigen Frauen arbeitet in Teilzeit, bei den Männern sind es 9,8 Prozent). Die Aussicht auf eine existenzsichernde Rente sinkt für diese Frauen weiter. Wird dann noch eine Familienangehörige oder ein Familienangehöriger krank und wird zu Hause gepflegt, sind es oftmals wieder Frauen, die (teilweise) aus dem Beruf aussteigen und diese Aufgabe übernehmen. Statistisch gesehen erhalten Frauen 60 Prozent weniger Rente als Männer. 63 Prozent der Frauen bekommen weniger als 650 Euro Rente."

Mende: "Ein anderer Aspekt sind Frauen, die seit Jahren im Sozialleistungsbezug leben und sich darin einrichten müssen. Diese Frauen haben oftmals in niedrigen Einkommensgruppen gearbeitet, ehe sie aufgrund der Kinder ihre Berufstätigkeit ganz aufgegeben haben. Dabei ist bekannt, dass die Erwerbsarbeit für Mütter ein wirksamer Schutz vor Kinderarmut ist. Unter den Bezieherinnen und Beziehern von Hartz IV ist die Gruppe der alleinerziehenden Mütter besonders groß. Fast 90 Prozent aller Alleinerziehenden sind Frauen. In Lehrte waren 2013 20,6 Prozent aller Haushalte mit Kindern Alleinerziehendenhaushalte. Seit Jahren steigt die Zahl der Haushalte von Alleinerziehenden weiter an. Das merke ich auch in meinen Beratungen. Gerade bei dem Thema Trennung und Scheidung kommen neben Existenzängsten bei Frauen weitere Belastungen dazu – viele leiden an Depressionen, Angst und Schlafstörungen. Ebenfalls betroffen sind ältere Frauen mit einer kleinen Rente oder einem Hartz IV Bezug. Nur mit Hilfe der HAZ-Weihnachtshilfe gelingt es, einen defekten Kühlschrank zu ersetzen, aus eigenen Mitteln wäre dies nicht möglich."

Die Gleichstellungsbeauftragte und die AWO-Frauenberatungsstelle werden gemeinsam mit der Rechtsanwältin Sabine Regehr-Skopnik am Equal Pay Day, Soannebdn, 19. März 2016, um 11:30 Uhr im Rahmen einer öffentlichen Veranstaltung in der Städtischen Galerie Einblicke aus der Praxis geben. So wird klar, wie die Lebensläufe von Frauen aussehen, die in die Armut rutschen. Außerdem werden Wege aus der Armutsfalle diskutiert. Im Anschluss gibt es einen kleinen Imbiss und Gelegenheit zum Austausch. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen. Es wird zwecks besserer Planbarkeit um Anmeldung bis zum 15. März unter gleichstellung@lehrte.de gebeten.

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