Bürgermeister und Imam erwerben Bügelberechtigung von den DGB Frauen
Am "Internationalen Tag der Frau" ließen sich Vertreter des männlichen Geschlechts zu ungewohnten Aktivitäten hinreißen – sie bügelten. So mancher wollte keine größeren Experimente riskieren und versuchte sich vorsichtig an einem Taschentuch. Auffallend groß war der Andrang der Jugend, die keine Scheu zeigte und trotz neugieriger Zuschauer reihenweise T-Shirts von Falten befreite.
Treffend bemerkte der Lehrter Bürgermeister Klaus Sidortschuk, der ebenfalls zur Unterstützung der Frauenforderungen bügelte, "Vor 20 Jahren hätte sich das noch kein junger Bursche getraut". Sidortschuk, bügelte ein T-Shirt auf dem die Forderung "Frauen in Führungspositionen" stand. Allgemeine Bewunderung heimste der Imam Osman Sevim von der türkischen Gemeinde ein, der ein Hemd mit der Forderung "Gleicher Lohn für Frauen" in nur sieben Minuten perfekt meisterte.
"Ungerechtigkeiten ausbügeln" hieß die Aktion der DGB Gewerkschaftsfrauen. Alle Teilnehmer erhielten als Belohnung die schriftliche "Berechtigung, ab heute auch zu Hause dieser Betätigung nachgehen zu dürfen". Das entlockte so manchem Meisterbügler ein enttäuschtes "ah".
Mit dieser Bügelaktion für Männer wurde auf die ungleiche Verteilung der Hausarbeit zwischen Frauen und Männern hingewiesen. Gelebte Partnerschaft bedeutet nicht nur, dass beide Partner beziehungsweise Elternteile berufstätig sind, oder sich im gleichen Ausmaß um die Kinder kümmern können, sondern auch eine gerechte Arbeitsteilung im Haushalt. Während sich die Männer teilweise sehr geschickt am Bügelbrett versuchten, zeigten die Frauen in einer grafischen Darstellung auf, wie die Realität in der Hausarbeit aussieht.
Laut einer Studie des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI) sank der Anteil, den berufstätige Frauen an der Hausarbeit übernehmen, zwischen 1992 und 2011 lediglich von 82 auf 75 Prozent. Somit machen 75 Prozent der Frauen das Gros der Hausarbeit, zu 20 Prozent tragen die Männer die Hausarbeit, der Rest teilt sich die Arbeit zuhause und praktiziert gelebte Partnerschaft.
Die DGB und ver.di Frauen wollen mit dieser Aktion die Mehrfachbelastung vieler Frauen verdeutlichen. Immerhin sind 68 Prozent aller Frauen auch berufstätig.