Burgdorf

80 Jahre und kein bisschen leise: Pater Rainer Carls spricht über seine Berufung

[BURGDORF]

Es war ein Wiedersehen unter alten Bekannten und Freunden, als der Jesuitenpater Rainer Carls über seine Berufung zum Dienst in der Kirche Gottes sprach. Zuvor laß Carls zusammen mit Pfarrer Martin Karras die Heilige Messe, in der Kirche, in der am 6. August 1967 seine Primiz feierte. Es war die bislang einzige in der Pfarrgemeinde von St. Nikolaus in Burgdorf.

Der im Niederschlesischen Bad Reinerz 1935 geborene Carls war sich seiner Berufung zum Priesteramt schon früh bewusst, wie er bekräftigt. Zum Leidwesen seiner Eltern, die sich mit dem Berufswunsch ihres Sohnes schwer taten, wie Carls offen zugab. Einen mitentscheidenden Impuls für seinen weiteren Lebensweg in der Kirche war die Erstkommunion. Carls machte zudem deutlich, dass er es mit seiner Umwelt und insbesondere in der Schule nicht leicht hatte. Einen Anschluss an die Klassengemeinschaft fand er nicht. Die Klassen 9 und 10 waren geprägt von besonderen Schwierigkeiten. Veränderungen in der alten Klasse, die später geteilt wurde und durch Abgänge, bereiteten ihm immer wieder Auseinandersetzungen mit sich selbst, aber auch mit den Klassenkameraden. Das führte hin bis zum Ausschluss aus der Klassengemeinschaft. Carls bezeichnete sich selbst als Einzelgänger in der damaligen Zeit. Lediglich ein einziger Freund hielt zu ihm. Diese Freundschaft hielt bis zum Tod des damals jungen Mannes. Halt fand der jugendliche Carls in der Religion. Mit dazu beitrugen seine vielen Radtouren, in der er eins war sich und der Natur und mit sich und mit Gott. Trotz der Bedenken seiner Eltern ließ Carls sich von dem Wunsch nicht abbringen, Jesuitenpater zu werden. Insbesondere seine Mutter tat sich schwer. Während sein Vater, Alfons Carls langjähriger Organist in der St. Nikolaus-Pfarrkirche und zudem Religionslehrer an der damaligen Volksschule in der Hannoverschen Neustadt, frühzeitig den Berufswunsch seines Sohnes akzeptierte, brauchte seine Mutter viele Jahre dazu.

Wieso ausgerechnet Schweden, in dem nur ein Prozent der Einwohne katholisch sind? Schweden ist seit 1961 die Heimat von Rainer Carls. Diese Frage von den Anwesenden gestellt, beantwortete Carls so. Es war der Eucharistische Weltkongress, der 1960 in München tagte, der Wegentscheidend war. Dort sprach ihn der Jesuitenpater Gerlach aus Upsalla an. Der junge Carls wurde neugierig. Informiert sich über das skandinavische Land und war diesem bald zugetan. Carls lernte schwedisch. Nach dem Studium der Theologie in Frankfurt, München und Upsalla baute der Jesuitenpater die Erwachsenenbildung in Stockholm auf. Seit nunmehr sechs Jahren lebt Carls in einem Altersheim und betreut von dort 800 bis 1000 Katholiken. Sein Lebensmotto "hilf Menschen dahingehend, dass sie sich über sich selbst freuen", wurde auch an diesem Abend mehr als einmal sehr deutlich. Rainer Carls sprach sehr lebendig und mit großer innerer Freude über alles was ihn bewegte. Auch darüber, dass es nicht immer einfach ist, mit einer zunächst fremden Sprache zurecht zu kommen. So manches Wort hat dabei zu Verwechslungen geführt. Carls berichtete über eine Predigt, die er hielt und in der ihm ein Wort über die Lippen kam, dass eine ganz andere Bedeutung hatte als das, was er sagen wollte. Dieses führte dazu, das ein Priester, der seine erste Predigt hörte, auch im nachfolgenden Gottesdienst anwesend war, um die gleichen Worte noch einmal zu hören, wie Rainer Carls den schmunzelnden Hörern offenbarte. Der auch heute noch wanderlustige Jesuitenpater ist zudem Autor von mehreren Büchern. Insbesondere über Ignazios hat er ein umfassendes Werk erstellt.

Ignatius von Loyola (1491-1556) war der wichtigste Mitbegründer und Gestalter der später auch als Jesuitenorden bezeichneten Gesellschaft Jesu. Er wurde 1622 heiliggesprochen. Weniger bekannt aber sind sein religiöser Hintergrund und seine theologische Haltung. Rainer Carls beschreibt seinem Buch Ignatius Entwicklung vom jugendlichen Romantiker des Rittertums bis zur demütigen Haltung des armen Pilgers.

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