Ein Stück Mittelalter mitten in Burgdorf
Zwei Tage lang verwandelte sich an diesem Wochenende der Schlosspark in Burgdorf zu einem großen mittelalterlichen Dorf. Schon am Eingang auf den obligatorischen Stempel, der zum Wiederbetreten des Geländes berechtigt, wurde mit einem Augenzwinkern darauf hingewiesen: "Du hast Glück, dass ich mein Brenneisen nicht dabei habe". Das wäre dann sicherlich eine lebenslange Eintrittsberechtigung geworden.
Zwischen den Bäumen mit schattigen Plätzen und den großen Lichtungen schmiegte sich das Lager der "Mittelalterlichen Ritterspiele", veranstaltet von der Eventagentur US-Veranstaltungen in Zusammenarbeit mit Stadtmarketing Burgdorf (SMB) und dem VVV, malerisch in die Umgebung ein. Der Kirchturm der St. Pankratiskirche lugte als einziges Zeichen der modernen Zivilisation über die Baumkronen, der zwar nicht in der jetzigen Form, jedoch aber von seinem Vorgänger, der am Anfang des 17. Jahrhunderts fertig gestellt wurde, ebenfalls im Mittelalter vom Schlosspark aus zu sehen gewesen sein könnte. Unzählige Ritter, Knappen, Handwerker und Mägde schlenderten über die Wege und versetzen die Besucher in das tiefe Mittelalter.
Neben rund 60 verschiedenen Ständen, an denen verschiedenste Handwerkskunst zu betrachten war und auch teilweise selbst mitgemacht werden konnte, zogen die Höhepunkte auf dem Marktplatz mit seinen Ständen für Speis und Trank sowie der Bühne wie auch der Turnierplatz die Zuschauer an.
Wie es im Mittelalter zuging konnte Groß und Klein beim Turnier der "Ritter der Kronen Europas" erleben. Für die hübsche "Barbara von Burgdorf" sollte ein ehrenhafter Ehemann gefunden werden. Es stellten sich in dem Turnier Kunz von Wolfenbüttel und Bernhard-Maria zu Brunswiege, um an ihre Hand anzuhalten. Ihr Vater Bartholomäus Fürchtegott von Burgdorf nahm ebenfalls teil, um im Falle eines eigenen Sieges denjenigen selbst zu bestimmen, wer seine Tochter zur Frau bekommt. Dann jedoch betrat – in schwarzer Rüstung – Wilhelm von Leisnig das Turnier, um "Barbara als Küchenmagd nach Hause zu führen". Das Publikum war außer sich. Es hatte zuvor noch durch Herold Henning von Töstrup gelernt, wie ordentlich gejubelt wird, oder aber wie das Missfallen in langen Buh-Rufen zum Ausdruck gebracht wurde.
Von Leisnig machte sich keine Freunde und im Turnierverlauf kam es zu allerlei Wettkämpfen zwischen den vier Kontrahenten: Mit Schwertern und Äxten gingen sie aufeinander los, auch List und Betrug waren zu sehen. Mit der Lanze ritten sie beim Tjost, dem Kampf mit der Lanze, aufeinander los, bei dem am Ende der Störenfried Wilhelm von Leisnig verlor und vom Pferd fiel. Kunz von Wolfenbüttel hatte seine Lanze für die Gunst der Fürstentochter gebrochen und stand als Sieger fest.
Weiterhin standen auf der Bühne auf dem Marktplatz die Musik-Gruppen "Pestilenzia" und "Heidenlärm", der Zauberer Abraxo verzauberte Alt und Jung. Die Jüngsten Besucher kamen beim Märchen "Durchgeknallt im Elfenwald" auf ihre Kosten. Auch wenn einige kleine Regenschauer am Nachmittag niedergingen, so tat dieses dem Spaß keinen Abbruch.