Isernhagen

RadHus gibt mehr als 200 Fahrräder in acht Monaten aus

[ISERNHAGEN]

Das RadHus, die ehrenamtliche Fahrradwerkstatt des Helfernetzwerks Isernhagen, ist beliebt und sie macht die Neubürger mobil. Im Zeitraum Mitte Oktober 2015 bis Ende Juni 2016 hat die Mannschaft des RadHus mehr als 200 Fahrräder an überwiegend dankbare und zufriedene Flüchtlinge in Isernhagen ausgegeben.

Manchmal, so berichten die RadHus-Helfer Dr. Ernst Körner und Ulf Preuschoff, gab es ein paar Diskussionen wegen der qualitativen Unterschiede der ausgegebenen Fahrräder. Es galt daher, das Verständnis dafür zu entwickeln, dass es sich bei den Fahrrädern ausschließlich um private Spenden handelt, die von unterschiedlicher Qualität und Güte sind. Aber alle Fahrräder, die das RadHus vergibt, sind technisch überarbeitet, verkehrstüchtig und straßentauglich – eine unglaubliche Leistung.

"Seitdem das Helfernetzwerk Infoblätter in verschiedenen Sprachen erstellt hat, die im RadHus nun bei der Fahrradausgabe mit übergeben werden, ist das Verständnis und die Wertschätzung dieser Spenden gewachsen und die Grundsätze der Vergabe sind klar", bestätigt Ernst Körner.

Die Ausgaben des Helfernetzwerkes konnten mit etwa 4 Euro je ausgeliefertem Fahrrad im Rahmen gehalten werden. Häufig erforderliche Ersatzteile waren Beleuchtung, Bereifung und Schaltungsteile. Zum Leid der Helfer sind gerade die besonders teuer. Bei etwa zwei Dritteln der Fahrräder mussten neue Klingeln montiert werden. Die Nachfrage nach Körben und Schlössern konnte nur zum Teil befriedigt werden. All diese Teile müssen durch Spenden in die Werkstatt gelangen oder im Handel gekauft werden. Daher freut sich das Helfernetzwerk sehr, wenn das RadHus auch durch Geldspenden unterstützt wird.

Das RadHus-Team muss nicht nur handwerklich geschickt sein, sondern auch diplomatisch und unempfindlich gegen Stress. Ja, es kann schon vorkommen, dass während der Öffnungszeiten, jeden Dienstag zwischen 15 und 17 Uhr, mehr als 40 Flüchtlinge gleichzeitig Fahrräder haben möchten und ihre Vorfreude kaum bremsen können.

Seit Inbetriebnahme der Unterkunft in der Borsigstraße werden Fahrräder zunächst reserviert, bevor sie dann von instandgesetzt werden. So entsteht eine Beziehung zu dem Fahrrad, und es wird das Gefühl vermittelt, sich selbst ein Fahrrad aussuchen zu können. "Dabei fasziniert uns nach wie vor, dass zum Beispiel geringwertige Mountain-Bikes häufig höherwertigen, grundsoliden Fahrrädern vorgezogen werden. Dass mit diesem ‚Reservierungsansatz‘ Wartezeiten von bis zu drei Wochen verbunden sein können, wird inzwischen akzeptiert", berichtet Ernst Körner.

Nachdem die Anzahl der neu hinzugekommenen Flüchtlinge in den vergangenen Wochen zurückgegangen ist, lässt sich die Arbeit und das Angebot der Fahrradgarage sehr viel stressfreier abwickeln. Die Enttäuschung, wenn einmal keine Fahrräder vorrätig sind, hält sich in Grenzen, und es wird verständnisvoll gewartet.

Ein syrischer Flüchtling hat sich als große Stütze des Teams herausgestellt. Er arbeitete bereits in Syrien mit Fahrrädern und löst die Instandsetzungsaufgaben selbständig, sorgfältig und schnell. Ihm gebührt der besondere Dank der Fahrradwerkstatt.

Inzwischen ist die Fahrradgarage während des offiziellen Öffnungstermins am Dienstag zum Treffpunkt für jugendliche Araber geworden. Sie helfen bei kleineren Instandsetzungen, schlachten Fahrräder aus und finden auch an ihren Rädern immer etwas zu schrauben. Das RadHus-Team hat angeregt, dass sich jeder bemüht, dort deutsch zu sprechen, und so klappt die Verständigung schon recht gut, beziehungsweise macht Fortschritte.

"Das RadHus-Team mit Anhang ist inzwischen eine wirklich starke und bewundernswerte Truppe, die sich selbst als umgänglich, kameradschaftlich, straff organisiert und zuverlässig bezeichnet. Dies sei hier besonders hervorgehoben", so das RadHus, denn man möchte weitere "Schrauber" aufmerksam machen und zur Mitarbeit motivieren:

"Wer Lust hat, mit uns zu arbeiten, möge sich gern an die Adresse radhus-ishg@t-online.de wenden. Der zeitliche Aufwand wird individuell gestaltet. Fertigkeiten bei der Instandsetzung von Fahrrädern sollten vorhanden sein. Der Umgang mit Flüchtlingen im Umfeld des RadHus bringt Spaß und Befriedigung und entschädigt für die aufgewendete Zeit."

Spendenkonto des Helfernetzwerks Isernhagen e.V.: IBAN DE94 2505 0180 0910 3177 04 / BIC SPKHDE2HXX.

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