Bestandsaufnahme der Bürgerinitiative mit 24-stündiger Zählung der Züge in Otze
Nichts genaues weiß man nicht: Weil von der Deutschen Bahn AG keine konkreten Zahlen über den Zugverkehr durch den Burgdorfer Ortsteil Otze vorliegen, zählt die "Bürgerinitiative Otze Schiene" (BIOS, www.bios-otze.de) am heutigen Mittwoch, 5. Oktober 2016, 24 Stunden lang den Zugverkehr am Bahnübergang in der Worthstraße. Einseits aufgeteilt in S-Bahnen und Güterzüge, andererseits wurden bei den Güterzügen Messungen des Lärmpegels sowie die Art der Zugmaschinen aufgenommen. "Wir wollen erst einmal wissen, wie viele Züge hier überhaupt durchfahren", erklärt Manfred Kuchenbecker vom BIOS-Leitungsteam. Hierfür haben sich rund 35 Mitglieder bereit erklärt, in Schichten rund um die Uhr die Züge zu zählen und zu erfassen.
Um 17 Uhr waren dies bereits rund 150, auf den Tag hochgerechnet werden es rund 200 Zubewegungen werden. Darunter 76 S-Bahnen, die aufgrund des festen Fahrplanes schon zuvor bekannt waren. Die Zahl der Güterzüge war jedoch bislang eine Unbekannte. Nach den ersten 17 Stunden erwartet BIOS über den Tag hinweg hochgerechnet rund 125 Züge. Mit der Favorisierung der sogenannten Alpha Variante E, die nach Ablehnung des Neubaus der Y-Trasse nun diskutiert wird, soll sich der Güterverkehr in den kommenden Jahren verdoppeln. Die Planungen sehen ohne Neubau von Gleisen eine soganannte Blockverdichtung auf der Strecke Celle – Lehrte vor. "Rund 5 Stunden ist derzeit schon täglich der Bahnübergang geschlossen", erklärt Kuchenbecker. Bei einer Blockverdichtung wäre der Bahnübergang daher eine noch längere Zeit nicht passierbar.
Mit all den Daten wollen die Otzer für die Lebensqualität im Ort kämpfen. Es gehe den Initiatoren nicht darum, den Schienenverkehr zu verteufeln, sondern den steigenden Güterverkehr in Einklang mit dem Leben im Ort zu bringen. Dazu gehörten in Zukunft dann auch Überlegungen wie eine schrankenfreie Querung wie aber auch Schallschutzmaßnahmen. Hier will die BIOS zukünftig mitreden und ihre Meinung im Sinne Otzes kundtun.
Um zukünftig die Interessen vor Ort zu vertreten, hatte sich dazu die BIOS gegründet, die heute auch ihr 100. Mitglied begrüßen konnte. Mit der Aufnahme der Zahlen werde nun die Grundlage für spätere Diskussionen gelegt. Zwar seien noch keine konkreten Planungen vorhanden, doch die BIOS will für die Zukunft gewappnet sein. So gehe es nicht nur um die Lärmbelastung durch die Züge, sondern auch um die Ortsentwicklung. Unterstützung bekommen die Otzer auch durch Bürgermeister Alfred Baxmann, der die BIOS heute beim Zählen besuchte. "Lärm ist die entscheidende Größe, aber nicht die einzige Frage, die es zu beantworten gilt", so der Bürgermeister vor den rund 30 Mitgliedern der BIOS. "Es geht auch um die Querungsfrage und die Mobilität im Ort. Die Stadtentwicklung und die Ausweisung von Baugebieten hänge auch von der Verbindung zwischen den Teilen beidseits der Bahnstrecke ab. Er freue sich, dass die Bürgerinitiative hier tätig werde und dabei auch "die Interessen der Stadt wahrnimmt". "Wenn man nicht zusammenarbeitet, wird man auf Wiederstände stoßen, auch auf Seiten der Bahn", betonte er und bedankte sich bei den Bürgerinnen und Bürgern, dass sie sich für den Ort einsetzen.
In Punkto Zusammenarbeit sind die Otzer bereits einen Schritt weitergegangen: Vom "Infrastrukturforum StARK" (infraforum-stark.de), der Bürgerinitiative aus den Lehrter Ortsteilen Steinwedel, Aligse, Röddensen und Kohlshorn war Sprecher Udo Rösler nach Otze gekommen, um sich weiter auszutauschen und zukünftig die Interessen der Initiativen zu bündeln.