Kleingärtner übergeben 1245 Unterschriften für den Erhalt ihrer Anlage
So viel Besuch hat ein Bauauschuss selten: Anlässlich der gestrigen Sitzung des Ausschusses in Lehrte hat der Kleingartenverein Feierabend e. V. Bürgermeister Klaus Sidortschuk eine Liste mit 1245 Unterschriften übergeben. Die Unterschriftensammlung richtet sich gegen das Vorhaben der Stadt Lehrte, Bauland aus der Fläche der Kleingartenkolonie zu machen.
Einmal rund um die große Tafel des Bauausschusses in Lehrte reichte die Liste an gesammelten Unterschriften, die der Kleingartenverein Feierabend dem Lehrter Bürgermeister überreichte. Die Kolonie bietet mit ihren Gärten rund hundert Familien Platz. Weit mehr haben die Petition unterschrieben. Sie kämpfen für den Erhalt der Gärten, für eine grüne Lunge in der Stadt. "Dort ist Platz den Kopf frei zu kriegen, für Gespräche und für Gemeinschaft", meint ein Mitglied des Vereins. Auch Nicht-Mitglieder, zum Beispiel aus einer angrenzenden Seniorenwohnstätte, nutzten die Kleingärten für Spaziergänge und nette Worte.
Lehrte hat akuten Wohnraumbedarf, das bestätigt ein in Auftrag gegebenes Gutachten der Stadt Lehrte. Aus dieser Erkenntnis folgte die Aufgabe, Flächen zu finden und die Gespräche mit den Eigentümern zu suchen. "Es ist die ungünstigste Fläche, die dabei hätte herauskommen können", konstatiert Hans-Jürgen Licht von der SPD, denn die anderen Flächen lägen brach. Von insgesamt elf gut geeigneten Flächen in und um Lehrte, ist das Gelände der Kleingartenkolonie die einzige im Stadtgebiet. Auch fielen andere mögliche Flächen nach Prüfung weg, zum Beispiel durch mangelnde Verkaufsbereitschaft der Eigentümer oder eine nicht mögliche Erschließung.
Den Vorwurf, die Vereinsmitglieder zu spät über die Pläne informiert zu haben, wies Bürgermeister Sidortschuk zurück: "Wir haben sofort informiert als die Gespräche mit den Eigentümern abgeschlossen waren." Er fügt hinzu: "Noch bevor die Politik informiert wurde."
Wie wichtig solche grünen Lungen mit ihren vielfältigen Pflanzen und Bäumen als Sauerstofflieferant seien, betonte ein weiterer Pächter des Vereins. Gerade in direkter Nachbarschaft zur Autobahn 2. Auch Platz für Artenvielfalt sei ein wichtiger Aspekt, der für die Kleingartenkolonie spreche. "Am Ende kommt es darauf an, dass eine Interessensabwägung stattfindet", meint Sidortschuk, "dazu gehören auch Punkte wie Natur und Grüne Lunge." Ob und was gebaut wird, entscheidet sich in einem Bebauungsplanverfahren. Der Ratsbeschluss zu diesem Verfahren ist am morgigen 19. Oktober 2016 vorgesehen.
Miriam Sennlaub vom KGV Feierabend fasst das Bauvorhaben so zusammen: "Wir schaffen sozialen Wohnraum, aber vernichten sozialen Lebensraum."