Lehrte

Klempnern auf Deutsch – vom schweren Weg in den Arbeitsmarkt

[LEHRTE]

Vor gut einem Jahr konnte bereits über Marius Leon gelesen werden. Er ist von der Elfenbeinküste nach Deutschland gekommen. Vergangenen Jahr konnte er erste Erfahrungen in seinem Beruf als Klempner in Deutschland sammeln. Jetzt hat er den Einstieg in den regulären Arbeitsmarkt geschafft:" Das Beispiel macht Mut und zeigt exemplarisch, mit welchen Schwierigkeiten Flüchtlinge zu kämpfen haben, wenn sie sich in den deutschen Arbeitsmarkt integrieren wollen", so die Lehrter Initiative "Lehrte hilft"; sie ihm auf dem Weg begleitet hat.

Marius Leon ist als Flüchtling von der Elfenbeinküste nach Lehrte gekommen. In seiner Heimat hat er mehrere Jahre als Klempner gearbeitet. Als Fachkraft in einem sogenannten Mangelberuf konnte er jetzt einen Arbeitsvertrag abschließen und arbeitet zunächst bis zum Jahresende auf einer großen Baustelle an der Burgdorfer Straße. Dort entstehen in einem Eckhaus 17 Wohnungen und zusätzliche Gewerbeflächen. Im Team von Matthias Elsner unterstützt Marius Leon bei der Installation der Wasserleitungen im Haus und arbeitet bei den Heizungs- und Sanitärarbeiten mit. Er hat es geschafft, zahlreiche Hürden zu überwinden, die es Flüchtlingen zunächst verwehren, in Deutschland eine Arbeit aufzunehmen.

Vergangenes Jahr im Sommer hatte Marius Leon mehr als zwei Wochen Zeit, seinen deutschen Kollegen im Unternehmen von Detlef Zeigert in Steinwedel über die Schulter zu schauen. "Beindruckt hat mich die hohe Qualität, mit der hier gearbeitet wird", sagte er am Ende seiner Hospitation damals. Die Hospitation war unentgeltlich, aber ein erster wichtiger Schritt in Richtung Arbeitsmarkt. Ein echtes Praktikum war damals aufgrund fehlender Genehmigungen noch nicht möglich. Danach gab es zunächst keine Anschlussbeschäftigung; die Zwangspause hat er mit dem Üben der deutschen Sprache gefüllt, es gab aber auch viel Leerlauf.

Ab Anfang 2016 ging es dann wieder aufwärts: Mit Unterstützung von "Lehrte hilft" hat Marius Leon den Weg zur Arbeitsagentur in Hannover gefunden. Dort wird zu festen Terminen gezielt am Berufseinstieg der Flüchtlinge gearbeitet: Welche Schul- und Berufserfahrungen sind vorhanden? Wie gut sind die Sprachkenntnisse? Gemeinsam mit den Beratern von der Arbeitsagentur werden entsprechende Fragebögen ausgefüllt. Als Klempner habe er gute Aussichten Arbeit zu finden, wurde ihm dort gesagt. "Für 2016 habe ich ein gutes Gefühl", sagte Marius Leon damals.

Ein erstes sechswöchiges Praktikum bei Lakemann Sanitär- und Heizungstechnik in der Iltener Straße folgte kurz darauf. Die Arbeitsagentur hat sich um die Formalitäten gekümmert und nach dem Praktikum einen Platz in einem Sprachkurs vermittelt. Und ab Mai konnte Marius Leon dann ein weiteres Langzeitpraktikum bei Ribbe Heizungsbau beginnen. Auch hier gab es wieder Hilfe von der Arbeitsagentur "Praktische Arbeit gefällt mir besser als ein Sprachkurs. Ich lerne lieber von Kollegen bei der Arbeit Deutsch. Arbeiten ist der beste Sprachkurs", erzählt er heute zufrieden.

Auch bei Firma Ribbe überzeugte Marius Leon mit seinen handwerklichen Fähigkeiten. Nach dem Ende des Praktikums wurde ihm eine Vollzeitstelle angeboten. Bis er die antreten durfte, hat es aber noch eine Weile gedauert: Die Ausländerbehörde muss – zum Teil in Abstimmung mit der Arbeitsagentur – prüfen, ob Flüchtlinge in Deutschland arbeiten dürfen. Und ob die konkreten Arbeitsbedingungen angemessen sind. Und ob nicht jemand anderes für den Job in Frage käme. Die Prüfung hat sich deshalb hingezogen, doch am vergangenen Montag hat Marius Leon endlich den lange ersehnten Stempel auf seine Papiere bekommen. Gleichzeitig wurde im Büro der Firma Ribbe alles vorbereitet, so dass er gleich am nächsten Tag um 6:30 Uhr mit der Arbeit loslegen konnte. Marius Leon kann sich glücklich schätzen – nicht alle Arbeitgeber sind so geduldig und warten mit einem Arbeitsvertrag so lange bis alle behördlichen Genehmigungen vorliegen.

"Ich freue mich, dass jetzt endlich alles geklappt hat. Alles ist gut: Interessante Arbeit, nette Kollegen, eigenes Geld, noch mehr Deutsch lernen", sagt Marius Leon. Sein Teamleiter Matthias Elsner bestätigt: "Das läuft schon. Wir verstehen uns gut und sind froh, dass Marius hier mitarbeitet". Auch Armin Albat von "Lehrte hilft" freut sich über den Erfolg: "Es ist immer ein mühsamer Weg und die bürokratischen Hürden sind hoch. Aber es ist wichtig, dass die Menschen hier möglichst schnell arbeiten können."

Das Beispiel von Marius Leon zeige deutlich, was die berufliche Integration von Flüchtlingen erschwert: Die Sprachbarriere ist hoch. Es vergeht viel Zeit, bis verschiedene Behörden die gesetzlichen Vorgaben geprüft haben. Auf Seiten der Arbeitgeber sei große Geduld und ein hohes Engagement erforderlich. Das Beispiel zeige aber auch, was hilft: Ehrenamtliche, die für grundlegende Sprachkenntnisse sorgen, berufliche Orientierung vermitteln und individuelle Hilfestellungen geben. Motivierte Mitarbeiter in Behörden und Ämtern, die mit gezielten Programmen Hilfe leisten. Und Unternehmer, die in Zeiten des demografischen Wandels neue Wege durch die Beschäftigung von Flüchtlingen beschreiten.

Wer bei "Lehrte hilft" mitmachen möchte, kann sich dort telefonisch unter der Rufnummer 05132/3311 melden oder sende eine Mail an mitmachen@lehrte-hilft.de. "Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, sich zu engagieren, jeder kann sich irgendwie einbringen", so die Initiative "Lehrte hilft".

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