Lehrte

Ahltener Feuerwehr moniert verbale Angriffe in sozialen Medien

[AHLTEN]

Sie helfen, wann immer ihre Hilfe benötigt wird. "Ja, wir sind dabei auch laut", so Ahltens Ortsbrandmeisterin Regina Lehnert bei der gestrigen Jahreshauptversammlung. Auch wenn die eherenamtlichen Helfer der Ortswehr nicht – wie schon bundesweit vorgekommen – an der Einsatzstelle attackiert werden, so sieht sich diese mehr und mehr verbalen Angriffen ausgesetzt: "Feuerwehr ist zu laut, zu schnell, warum gibt es diese überhaupt" zählte die Ortsbrandmeisterin die Kommentare auf. Dabei habe es seinen Sinn, dass die Feuerwehr, wenn es darum geht Menschenleben zu retten und Sachwerte zu schützen, schnellstmöglich auszurücken, oder aber auch im Ort Übungen zu absolvieren. Sie forderte die Kritiker auf, mal weg vom heimischen Computer zu kommen und sich selbst in Vereinen, Kirche oder Feuerwehr zu engagieren. Denn: "Nur wer sich engagiert, kann zu einer funktionierenden Gesellschaft beitragen." Auch werde sie darauf angesprochen, warum die Ortswehr gerade abends ihre Ausbildungsdienste im Ort mache und dieses doch nicht besser in die Tagesstunden verlege. Nicht zuletzt würden Verkehrsteilnehmer auch die Absperrungen ignorieren und quer durch die Übungsfläche fahren. Kein Wunder, dass die Ehrenamtlichen der Wehr hier mit Kopfschütteln reagierten, da sie doch ihren Dienst in der Feuerwehr freiwillig machen und sich in den Dienst der Gesellschaft stellen.

Aber die Wehr treibt nicht nur die mangelnde Akzeptanz in der Bevölkerung die Sorgenfalten auf die Stirn. Auch im Rahmen des neuen Feuerwehrübungsplatz sei die Wehr Kritik ausgesetzt. Von geplanten 135.000 Euro seien die Kosten auf 350.000 Euro gestiegen. "Doch diese Kostensteierung immer der Feuerwehr anzulasten, wird dem nicht gerecht", so die Ortsbrandmeisterin. So sei eine Begrünung des Platzes mit 60.000 Euro veranschlagt. Sinnvoll sicherlich, aber so nicht von der Feuerwehr gefordert. Diverse Pannen bei der Umsetzung – beispielsweise wurde, nachdem die Beleuchtung tagelang rund um die Uhr eingeschaltet war, nun die Sicherung entfernt und geht nun gar nicht mehr – seien zudem aufgetreten. Diesem Thema sprang auch Ortsbürgermeisterin Heike Köhler bei. "Wir sind stolz auf diese Wehr", betonte sie in ihren Grußworten, aber nicht ohne auch in Richtung Stadtverwaltung die Ortswehr aus Schusslinie zu nehmen, was die Bauverzögerung und Kostensteigerung angeht. Zudem monierte sie die beengten Räumlichkeiten im Feuerwehrgerätehaus. Wie die Ortsbrandmeisterin zuvor anhand von Bildern aufzeigte, müssen sich die Einsatzkräfte in der Fahrzeughalle direkt neben dem Einsatzleitwagen mit nur wenig Platz im Rücken umziehen. "Und auch die Duschkabinen sind nicht tragbar", so die Ortsbürgermeisterin. Sie forderte daher einen Anbau für Umkleide und Dusche für die Feuerwehr und sagte die Unterstützung "mit allen Mitteln" zu. Ein weiterer Problempunkt ist die neue Telefonanlage im Gerätehaus, nach dessen Installation das Faxgerät nicht mehr funktioniere. Auch wenn dieses in einigen Augen eine altertümliche Technik ist, so ist die Wehr auf dieses angewiesen, denn in einer Großschadenslage wie einem Unwettereinsatz werden die Einsätze per Fax von der Leitstelle gemeldet und dann durch eine eigene Einsatzleitung vor Ort priorisiert und abgearbeitet. Hier konnte der 1. Stadtrat Uwe Bee ein wenig Aufklärung betreiben: Die Stadt befände sich in einem Rechtsstreit mit dem Lieferanten. "Ich bin da am Ball", erklärte er. Zudem berichtete er, dass im Haushaltsentwurf 250.000 Euro veranschlagt seien, um den Einsatzleitwagen mit für den Digitalfunk auszurüsten.

Stadtbrandmeister Jörg Posenauer kündigte die Neuanschaffung von Einsatzjacken an, die im Innenangriff auch schon mal Temperaturen von 300 bis 700 Grad ausgesetzt seien. Auch müsse nach neuen Verordnungen nun auch ein Laptop angeschafft werden, da die Ladezettel von LKW nun digital gespeichert werden und diese über einen Code im Fahrzeug aufgerufen werden können. Er warb für die neue Wache in der Lehrter Kernstadt, die voraussichtlich im April 2019 eingeweiht werden soll. "Die Tagesalarmsicherheit nimmt rapide ab", so Posenauer, daher bräuchte Lehrte die neue Wache, die auch mit hauptamtlichen Stadtangestellten besetzt sein werde, um so die Tagesverfügbarkeit der Wehr sicherzustellen.

Vor rund 100 Besuchern der Jahreshauptversammlung berichtete die Ortsbrandmeisterin von den Ausbildungsdiensten und Einsätzen im vergangenen Jahr. Untermalt von Bildern zeigte sie eindrucksvoll das Leistungsspekturm der Wehr auf: Von Ausbildungen an der neuen 3-teiligen Schiebleiter, die es ermöglicht, bis in 14 Meter Höhe zu gelangen, über Erste Hilfe, der Rettung von Menschen aus Fahrzeugen und Übungen im Ortsgebiet, Einsätzen auf der Autobahn, bei denen auslaufende Betriebsstoffe aufgenommen wie aber auch Fahrer aus dem Fahrzeug befreit wurden, Notfalltüröffnungen aber auch von einem brennenden Mülleimer am Bahnhof berichtete sie. So kamen in Ahlten 35 Einsätze zusammen (2015: 36), zudem war die Ortswehr zu 13 (2015: 27) nachbarlichen Einsätzen angefordert worden, wie beim Brand eines Dachstuhlbrandes in einem Reihenhaus oder der Großbäckerei Schäfers in Lehrte. So verringerten sich die Einsätze um 15 auf 48.

Die Ortswehr in Ahlten bestand zum Jahreswechsel auf 48 aktiven Mitgliedern, darunter 10 Frauen, 18 Alterskameraden, 21 Jugendfeuerwehrmitgliedern (20 Jungen und 1 Mädchen), 24 Mitgliedern in der Kinderfeuerwehr (14 Jungen und 10 Mädchen), 216 fördernden Mitgliedern und einer Fachberaterin. Letzte, Dorothee Bock, bekam für ihren 10-jährigen Einsatz – und somit seit der Gründung der "Funki Kids" dabei – ein kleines Präsent überreicht.

Besonders geehrt wurde auch Markus Lehnert, Bruder der Ortsbrandmeisterin, der Gründungsmitglied der Jugendfeuerwehr ist und im vergangenen Jahr nicht nur den 40. Geburtstag der Nachwuchsabteilung feiern konnte, sondern auch während der Jahreshauptversammlung für seine 40-jährige aktive Mitgliedschaft ausgezeichnet wurde. Für ihre 50-jährige beziehungswiese 40-jährige Mitgliedschaft in der Ortswehr wurden Karl-Heinz Hardt und Matthias Heese geehrt.

Bei den Beförderungen konnten gleich drei Anwärter den ersten Dienstgrad in ihrer Feuerwehrlaufbahn verliehen bekommen: Zum Feuerwehrmann beziehungsweise -frau wurden Hendrike Schemschat, Thorge Bielefeldt und David Lakisa ernannt. Den Rang eines Oberfeuerwehrmanns tragen nun Philipp Herl und Björn Liepelt. Hauptfeuerwehrmann darf sich Alexander Hoffmann nennen.

Die Versammlung wählte Maximilian Möllers zum neuen stellvertretenden Jugendfeuerwehrwart, der die Nachfolge von Tim Angermann antritt. Kommissarisch zum stellvertretenden Gruppenführer wählten die aktiven Maurcie Bähre. Bereits in der Dienstversammlung im Herbst 2016 wurden Dennis Bartels und Sebastian Brandes kommissarisch zu Gruppenführern ernannt. Marius Möller zudem zum Gerätewart und Björn Liepelt ist zusätzlicher Schriftführer.

Ortsbrandmeisterin Regina Lehnert kündigte zudem an, dass im Herbst diesen Jahres die Wahl des Ortsbrandmeisters anstehe. Nach zwei Amtszeiten und somit nach 12 Jahren an der Spitze der Ortswehr werde sie sich nicht erneut zur Wahl aufstellen lassen, was die Anwesenden mit Bedauern aufnahmen. Ihre Amtszeit läuft im Februar 2018 aus und forderte daher die Aktiven auf, einen Nachfolger aus den Reihen zu wählen.

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