Feuerwehren bemängeln weiterhin unzureichende Lehrgangsmöglichkeiten
Wer zur Freiwilligen Feuerwehr geht, macht dieses erstmal unter einer Bedingung: Freiwillig. Danach gehören diverse Leistungsziele zum Leben eines Feuerwehrmanns oder -frau. Denn: Wie in einer Situation gehandelt werden muss, muss erst erlernt werden. In der Freizeit und neben Job und Familie. Wenn dann aber angeforderte Lehrgänge, die absolviert werden müssen, nicht genehmigt werden, weil keine Kapazitäten vorhanden sind, dann wird dieses Ehrenamt behindert und ausgebremst, am Ende eventuell sogar zerstört. "Wir haben für 2017 100 Lehrgangsplätze an der NABK (die Niedersächsische Akademie für Brand- und Katastrophenschutz, die Red) angefordert. Davon haben wir 30 bekommen", erklärte Isernhagens Gemeindeausbildungsleiter Oliver Behnsen bei der Dienstversammlung anlässlich des 43. Gemeindefeuerwehrtages der Freiwilligen Feuerwehr Isernhagen am gestrigen Freitag vor rund 100 Mitgliedern der Feuerwehren Isernhagens. Das entspräche 30 Prozent Zuteilungsqoute, im Jahr zuvor waren es 28,3 Prozent. Zwar seien neue Kapazitäten auf Regionsebene geschaffen worden, doch diese würden nun zunehmend ebenfalls von Ehrenamtlichen erbracht. "Ich möchte ausdrücklich davor warnen, die ehrenamtlich tätigen Ausbilder und Ausbilderinnen zu sehr zu belasten", betonte Oliver Behnsen. Denn auch wenn jedes Mitglied in der Feuerwehr gerne bereit sei, zu helfen, doch dürfe man sich darauf nicht ausruhen, erklärte er in Richtung Landespolitik, diese Zustände zu verändern. Zudem müssen die nicht zugeteilten Lehrgänge später nachgeholt werden, was eine weitere Zunahme der Lehrgangsanmeldungen bedeuten würde. "In 2018 werden dieses mindestens 120 sein, 2019 mehr als 140", so Oliver Behnsen.
Auch wenn hinsichtlich der Ausrüstung in Isernhagen keine größeren Mängel vorhanden seien, so forderte Gemeindebrandmeister Clive von Plehn die kommunale Politik auf, wichtige Ersatzbeschaffungen auch vorzunehmen. Er verwies auf die Haushaltszahlen 2016, in denen die Feuerwehren mit Ausgaben in Höhe von 368.500 Euro stehen. "Bei 25.083 mit Haupt- und Nebenwohnsitz in Isernhagen gemeldeten Einsohnern ergeben sich Jahreskosten je Einwohner von rund 14,69 Euro in 2016. Die Kosten für die Dienstleistung ‚Brandschutz und Hilfeleisterung rund um die Uhr‘, erbracht von ehrenamtlichen Mitgliedern der Freiwilligen Feuerwehr belaufen sich also in 2016 auf 1,22 Euro im Monat je gemeldeten Einwohner", rechnete Gemeindebrandmeister Clive von Plehn vor. Natürlich wisse er, dass dieses höher ausfallen würde in Jahren, in denen Fahrzeuge beschafft werden würden, doch er betonte, dass es wenig Einsparmöglichkeiten bei der Feuerwehr gebe. Positiv nahm er auf, dass eine Ersatzbeschaffung für die in die Tage gekommene Drehleiter eventuell kurzfristig zusammen mit der Verwaltung vorgenommen werden könne. Eine entsprechende Ausschreibung sei am Freitag um 12 Uhr abgelaufen, erklärte Isernhagens Bürgermeister Arpad Bogya . Und wenn diese finanziell nicht allzusehr von den Vorgaben abweiche, dann könne diese vorgenommen werden. "Wir haben kritisch aber gut zusammen gearbeitet", unterstrich der Bürgermeister das Verhältnis zu den Feuerwehren, wenn es um Ersatzbeschaffungen ginge. Er erklärte, dass es mit 1,22 im Monat je Einwohner nicht getan sei. "Erst jüngst haben wir für rund 3 Millionen Euro die Feuerwache in Altwarmbüchen errichtet, nun haben wir gerade die Verträge für das neue Feuerwehrhaus in H.B. unterzeichnet, ebenfalls fast 3 Millionen Euro". Zudem sei ein neues Löschfahrzeug für Stelle sowie Ersatzbeschaffungen für Fahrzeuge der Ortswehr Altwarmbüchen vorgesehen. Er sagte den Feuerwehren auch zu, einen öffentlichen Appell an die Bevölkerung zu geben, damit mehr Einwohner Mitglied in der Feuerwehr werden und auch zukünftig der Brandschutz sichergestellt werden kann.
Mit 326 aktiven Feuerwehrkräften im Gemeindegebiet wurde der Vorjahresstand erreicht. Zu 222 Ereignissen wurden die Feuerwehren gerufen, so dass alle Ortswehren zusammen 336 Einsätze in 2016 verbucht hatten. "Zur Spannbreite der Einsätze ist festzustellen, dass wieder das gesamte Spektrum vertreten war. Es war ein Großbrand zu verzeichnen, eine Vielzahl von Klein.- und Mittelbränden, von technischen Hilfeleistungen, umgestürzten Bäumen, Wasserschäden und Tierrettungen", so der Gemeindebrandmeister. Nicht zuletzt konnte die Mitgliederzahlen durch umfangreiche Aktivitäten bei den Kinder- und Jugendfeuerwehren stabilisiert werden, wofür sich Clive von Plehn ausdrücklich bei den Kinder- und Jugendwarten wie auch Betreuern bedankte.