Burgdorf

Gleichstellungsbeauftragte fordern für Frauen gleichberechtigte Teilhabe am Arbeitsmarkt

[BURGDORF]

Die jüngste OECD Studie zeigt, dass immer mehr Mütter mit Kindern unter 18 Jahren in Deutschland arbeiten. Durch den Ausbau der Kinderbetreuung und das Elterngeld sind erstmalig in der bundesdeutschen Geschichte gute Voraussetzungen für die Erwerbstätigkeit von Frauen entstanden. Allerdings müssen Frauen für eine Berufstätigkeit immer noch sehr viele Hindernisse überwinden und Nachteile in Kauf nehmen, berichtet Petra Pape, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Burgdorf.

Besorgniserregend gestiegen sei in den vergangenen Jahren die Quote der geringfügig entlohnten beschäftigten Frauen. Auffällig sei, dass selbst Akademikerinnen sich auf den Kompromiss einer vorübergehenden geringfügigen Beschäftigung einlassen. Sie sind oft sogar bereit, in Jobs zu arbeiten, die nicht ihren Qualifikationen entsprechen, wenn sie damit Beruf und Familie vereinbaren können. Durch das geringe Einkommen in diesen Jobs sehen sich Frauen gezwungen, neben dem "Hauptjob" noch einen zweiten anzunehmen, damit sie sich und ihre Familien ernähren können.

Ein Blick auf die Arbeitsmarkt-Statistik zeige, dass Frauen nach akademischen Abschlüssen kaum darin vorkommen. Kurz nach Familiengründung stehen sie dem Arbeitsmarkt wegen der fehlenden passgenauen Beschäftigungsangebote, die Familie und Beruf gut vereinbaren lassen, oftmals nicht zur Verfügung.

"Eine traurige Bilanz im 21. Jahrhundert angesichts des aktuellen Fachkräftemangels und volkswirtschaftlich gesehen, werden die enormen Potenziale von Frauen vergeudet", so Pape.

Ebenso skandalös sei die Entgeltungleichheit zwischen Männern und Frauen. Aktuell im Jahr 2017 liege diese Ungleichheit laut dem Statistischen Bundesamt bei 21 Prozent. Der 18. März ist in diesem Jahr als Equal Pay Day, den Tag der Entgeltgleichheit, errechnet worden. So lange müssen Frauen ins nächste Jahr hinein noch arbeiten, um auf das gleiche Lohnniveau wie Männer zu kommen.

Obwohl viele Frauen in Deutschland die Familienernährerinnen sind, erleben sie, dass sie immer noch als sogenannte Zuverdienerinnen wahrgenommen werden und ihnen lediglich Teilzeitstellen oder Minijobs angeboten werden. An dieser Praxis, die sich auch in öffentlichen Verwaltungen widerspiegelt, müsse sich dringend etwas ändern.

Der Mangel an gleichberechtigter Teilhabe im Erwerbsleben und an existenzsichernden Erwerbseinkommen wirke im Alter fort. Viel zu selten sei es Frauen möglich, eine betriebliche oder private Altersvorsorge als weitere Säule ihrer Existenzsicherung im Alter aufzubauen.

Der Vorstand der Landesarbeitsgemeinschaft kommunaler Frauenbüros Niedersachsen (lag) sieht in der eigenständigen Existenzsicherung von Frauen einen Arbeitsschwerpunkt für 2017 und fordert deshalb: Die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen am Arbeitsmarkt ist sicher zu stellen, Minijobs sollen als Haupterwerbstätigkeit verboten werden, die gleiche Bezahlung von Frauen und Männern muss endlich umgesetzt werden. Steuerliche Fehlanreize wie beispielsweise das Ehegattensplitting müssen aufgehoben werden und Berufe, in denen überwiegend Frauen beschäftigt sind, müssen durch eine bessere Bezahlung aufgewertet werden.

Denn: "Die faktische Gleichstellung der Geschlechter kann erst dann erreicht sein, wenn Frauen durch ihre eigene Erwerbstätigkeit – unabhängig vom Partner – ihre Existenz mit ihrem Einkommen sichern können", so Anne Behrends aus dem lag-Vorstand. Das gelte für alle Frauen mit oder ohne Kinder.

Zum Equal Pay Day unterstützen die Frauen des "AK Frauen in Burgdorf" die jährliche Aktion der SoVD-Frauen. Start ist am Donnerstag, 16. März 2017, um 10.30 Uhr auf dem Schützenplatz in Burgdorf. Gegen 13 Uhr gibt es in der DRK-Begegnungsstätte "Herbstfreuden" in der Wilhelmstraße eine Suppe zum Aufwärmen und einen Vortrag mit einer Referentin der IG Metall.

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