„200 Jahre 2-Rad – von der Laufmaschine zum Velomobil“ im Stadtmuseum
In diesem Jahr feiert das von Karl Drais von Sauerbronn in seiner Urform als Laufrad erfundene Fahrrad seinen 200. Geburtstag. Das besondere Jubiläum nehmen der VVV, der Förderverein Stadtmuseum und die Stadt Burgdorf zum Anlass, mit einer Ausstellung der Radfahrgalerie Burgdorf zwei Jahrhunderte der Fahrradentwicklung Revue passieren zu lassen. Die Schau trägt den Titel "200 Jahre 2-Rad – von der Laufmaschine zum Velomobil" und ist von Sonnabend, 8. April, bis zum Pfingstmontag, 5. Juni 2017, im Erdgeschoss des Stadtmuseums, Schmiedestraße 6, zu sehen. Für die Zusammenstellung sind Walter Euhus und Gerhard Rickert verantwortlich. Fördernde Unterstützung leistet die Hannoversche Volksbank. Zur Eröffnungsveranstaltung laden die Gastgeber am Donnerstag, 6. April 2017, um 18 Uhr ein. Die Einführung übernimmt Eckhard Paga, Filialdirektor der Hannoverschen Volksbank. Im Anschluss begeben sich die Gäste mit Walter Euhus auf eine geführte Zeitreise durch die Fahrradgeschichte im Stadtmuseum.
Aus der "Draisine" entstand das erste Fahrrad
Im Mittelpunkt der neuen Fahrradschau steht eine Auswahl repräsentativer Fahrradkonstruktionen, die die wichtigsten Entwicklungsstufen in der Geschichte des Zweirades bis zu den Velomobilen widerspiegeln. Zudem richtet die Ausstellung den Fokus auf die 1829 beginnende Geschichte des Radsportes und im Besonderen auf die Entwicklung des organisierten Fahrradfahrens in Burgdorf. An dessen Anfang stand die Gründung des "Radfahrer- Clubs Burgdorf" am 15. Juli 1887.
Seinen Ursprung hatte das Fahrrad in der 1817 von Karl Drais von Sauerbronn erfundenen, lenkbaren und mit zwei Rädern ausgestatteten Laufmaschine. Der Fahrer bewegte das nach seinem Erfinder als "Draisine" bezeichnete Gefährt durch wechselweises Abstoßen mit den Füßen. Zur Premiere des neuen Vehikels legte Drais von Sauerbronn mit einer Geschwindigkeit von 13 Kilometern den Weg von Mannheim bis zum Schwetzinger Relaishaus zurück und begab sich wieder auf den Rückweg. Durchsetzen konnte sich die zunächst begeistert aufgenommene "Fahrmaschine ohne Pferd" nicht, so dass der Erfinder am 10. Dezember 1851 in großer Armut starb. In heutiger Zeit erinnert ein Denkmal in seiner Geburtsstadt Karlsruhe an den Pionier der Fahrradgeschichte.
Mehrere Jahrzehnte verstrichen, bis in der Entwicklung des Zweirades richtungsweisende und praktisch nutzbare Fortschritte zu verzeichnen waren. 1861 gelang den französischen Wagenbauern Pierre Michaux und seinem Sohn Ernest der entscheidende Durchbruch. Das von ihnen konstruierte "Tretkurbelvelociped", als dessen Antrieb zwei an der Achse des Vorderrades angebrachte Tretkurbeln fungierten, konnte in größeren Stückzahlen hergestellt werden. So kamen erstmals breitere Käuferschichten in den Genuss eines fahrbaren Zweiradvehikels.
Fahrbarer "Luftgeist"
Die beiden Engländer James Starley und William Hillmann leiteten eine neue Etappe in der Fahrradgeschichte ein. Sie entwickelten eine ab 1871 unter dem Namen "Ariel" (Luftgeist) verkaufte Hochradkonstruktion, die gegenüber den Vorgängern eine ganze Reihe innovativer Veränderungen aufwies. Dazu zählten Vollgummireifen, Speichen aus Stahldraht, eine neue Bremse und als besonders hervortretendes Merkmal ein großes Vorder- und ein kleines Hinterrad, dem nur noch eine Stützfunktion zukam.
Geburtsstunde des modernen Fahrrades
Als Geburtsstunde des modernen Fahrrades gilt das Jahr 1888. Zu dieser Zeit stellten John Kemp Starley und sein Partner William Sutton die Weiterentwicklung eines vier Jahre vorher von ihnen konstruierten Fahrrads vor, die sie auf den Namen "Rover III" tauften. Dieses Niederrad war mit allen bis heute beibehaltenen Ausstattungsmerkmalen versehen und enthielt zwei gleiche mittelgroße Laufräder, einen Pedalantrieb in der Mitte, der über eine Kette dem Antrieb des Hinterrades diente, sowie eine verbesserte Lenkung, die dem Fahrer eine präzise Steuerung ermöglichte. Damit leiteten die beiden Konstrukteure eine unumkehrbare Weichenstellung für die Zukunft ein. Der schottische Tierarzt Dr. John Dunlop erfand 1887 die Luftbereifung für das Fahrrad. 1890 entwickelte schließlich der Konstrukteur Humber das heute noch gewohnte Niederrad mit einem Fünfeck- oder Trapezrahmen, der aus zwei Dreiecken besteht, die für Stabilität und Stoßfestigkeit sorgen. In den westeuropäischen Ländern begann nun das Zeitalter der industriellen Massenanfertigung von Fahrrädern.
Das Velomobil
Eine Sonderentwicklung in der Fahrradgeschichte stellten die Velomobile dar. Dabei handelt sich um nach aerodynamischen Prinzipien stromlinienförmig konstruierte, teilweise verkleidete Liegeräder. In den 1920er Jahren gab es die ersten Exemplare dieser neuen Fahrradgattung, für deren Verbreitung die Erfinder Dr. Manfred Curry und Charles Mochet unabhängig voneinander die konstruktionstechnischen Grundlagen schufen. Die Velomobile kamen hauptsächlich in Rennen zum Einsatz und führen als Fortbewegungsmittel bis heute eher ein Randdasein. 1946 entwickelte der Flugzeugingenieur Fritz Fendt ein mit einem Motor ausgestattetes Velomobil, das später das Unternehmen Messerschmitt als sogenannten "Kabinenroller" auf dem Fahrzeugmarkt etablierte. In der Ausstellung sind zwei moderne Konstruktionen des Aerodynamikers Eggert Bülk zu sehen – ein voll verkleidetes Bauchliegerad und ein serienmäßig vom Räderwerk Hannover gefertigtes Velomobil "Milan", mit dem bereits 26 Weltrekorde aufgestellt worden sind.
Das Stadtmuseum ist bei freiem Eintritt sonnabends und sonntags von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Ansprechpartner für Gruppen und Vereine, die einen Führungstermin innerhalb der Woche vereinbaren möchten, ist VVV-Geschäftsführer Gerhard Bleich, Telefon 05136/1862.