Trauer um den ehemaligen Stadtdirektor und Ehrenbürger Horst Bindseil

Redaktion AltkreisBlitz4. August 2017

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[BURGDORF]

Burgdorfs Stadtdirektor i.R. und Ehrenbürger Horst "Nale" Bindseil ist am 1. August 2017 in seiner Wohnung in der Wilhelmstraße eingeschlafen, plötzlich und unerwartet. Bis zum Schluss war er geistig hellwach, interessierte sich für den politischen Alltag, bezog aber nicht öffentlich Stellung. Er war zeitlebens nie Mitglied einer Partei. Das Rathaus hat er nach seiner Pensionierung nie wieder betreten. Private Kontakte zu ehemaligen Mitarbeitern pflegte er nicht. Seine "Stütze" war Ehefrau Helga, mit der er 65 Jahre verheiratet war, bis sie am 29. November 2015 nach liebevoller persönlicher Pflege starb.

"Die langen Telefonate und persönlichen Gespräche mit ihm waren erfrischend. Es gibt kaum jemand mehr in Burgdorf, der sich so genau an politische Entwicklungen, Entscheidungen oder auch an öffentliche Personen erinnern kann. Leider hat er sein Wissen, trotz mehrerer Bitten, nie zu Papier gebracht", erklärt hierzu hierzu Paul Rohde, langjähriger Weggefährte.

Bindseil war in vielen Dingen ein ungewöhnlicher Mann. Nach fast 30 Dienstjahren als Stadtdirektor wurde er an seinem 65. Geburtstag, dem 26. November 1992, mit einer unvergessenen Feier im Veranstaltungszentrum in den Ruhestand gesandt. So bescheiden wie er in seinem ganzen Leben war (uralter Dienstwagen, keine 60. Geburtstagsfeier auf Kosten der Steuerzahler, keine Verwendung der im Haushalt festgeschriebenen Aufwandsentschädigung für den Stadtdirektor), so wurde nach seinem Wunsch (Grünkohl & Bregenwurst, Bier – Ende) auch die offizielle Verabschiedung gestaltet.

Bürgermeister Alfred Ziemba fasste Bindseils Leben so zusammen: "Ein Berufsleben, das sich ausschließlich im Burgdorfer Rathaus abgespielt hat und dennoch eine ungewöhnliche Karriere ist. Ist es schon ein Novum, dass jemand der als Verwaltungslehrling in seiner Heimatstadt seinen Dienst beginnt, dort auch Stadtdirektor wird, so ist es doch recht ungewöhnlich, wenn dieser das Amt des Stadtdirektors dann 29 1/2 Jahre, fast zwei Generationen lang, ausübt – wenn jemand so lange seiner Heimatstadt verbunden bleibt und seiner Heimatstadt als Beamter dient. Diese Heimatstadt hat sich in den 29 1/2 Jahren ganz wesentlich verändert und Horst Bindseil hat dazu als Stadtdirektor in vielen Bereichen entscheidende Akzente gesetzt."

Eigentlich gehört zu einer Würdigung des außergewöhnlichen Berufslebens dieses Mannes die Entwicklungsgeschichte der Auestadt nach dem Kriege. In allen Abteilungen der Verwaltung hat er gearbeitet und seine Spuren hinterlassen. Schon als junger Mann, der aus kleinen Verhältnissen stammte, wurde er Vertreter des Stadtdirektors und setzte Zeichen.

Ein Anliegen war ihm die Begründung der inzwischen zerstörten Patenschaften zum Kreis Heiligenbeil und zur Stadt Zinten sowie die jetzt aufgegebenen Partnerschaften zu Burgdorf in der Schweiz, zu Rheden/Ndl. und zu Calbe/Saale.

Ziemba in seiner Laudatio: "Mit sieben verschiedenen Räten und acht Bürgermeistern haben Sie zusammengearbeitet und Sie haben es verstanden, sich immer wieder auf die verschiedenen Charaktere einzustellen. Politische Veränderungen haben Sie akzeptiert. Sie selbst haben dabei Ihre eigene Richtung – das Wohl der Stadt – nie verloren. Getreu der Einstellung des preußischen Beamten haben Sie gefasste Beschlüsse des Rates loyal ausgeführt. Wenn Sie befürchten mussten, dass mal ein Beschluss gefasst werden sollte, der Ihnen ganz und gar widerstrebte, so haben Sie gewusst, wie man der eigenen Idee zur Mehrheit verhelfen konnte und dabei das ganze Spektrum der Gemeindeordnung und der Geschäftsordnung ausgenutzt…"

Horst Bindseils Laufbahn

26.11.27 Geboren in Burgdorf

01.04.43 Beginn der Lehre

26.11.44 Kriegsdienst

17.08.45 Rückkehr aus Gefangenschaft

18.08.45 Beamter bei der Stadt

18.08.50 Hochzeit mit Helga

10.06.54 Inspektor (Vertreter des Stadtdirektors)

18.04.57 Oberinspektor

15.06.59 Amtmann

15.06.63 Stadtdirektor

15.06.75 Stadtdirektor Wiederwahl