Isernhagen

Ortsbrandmeister Marc Perl: „Es sieht gut aus, aber wir müssen am Ball bleiben“

Die Lage ist ernst aber nicht hoffnungslos: So lässt sich die Jahreshauptversammlung der Freiwilligen Feuerwehr Altwarmbüchen, die am gestrigen Freitag, 9. Februar 2018, in der Tenne des Hotel Hennies in Altwarmbüchen stattfand, zusammenfassen. Nach einem langsamen aber stetigen Zuwachs der aktiven Einsatzkräfte in den vergangenen sieben Jahren verzeichnete die Ortswehr im vergangenen Jahr einen Rückgang um sechs auf nunmehr 55 Einsatzkräfte..

Ortsbrandmeister Marc Perl hatte unter den rund 80 anwesenden Gästen zunächst Isernhagens Bürgermeister Arpad Bogya, Ortsbürgermeister Philipp Neessen, die stellvertretende Ortsbürgermeisterin Daniela Latzel, den Vorsitzenden des Wirtschafts-, Finanz und Feuerschutzausschusses (WFFA), Helmut Lübeck, Ordnungsamtleiter Michael Niederhausen, den Brandschutzabschnittsleiter Horst Holderith sowie den stellvertretenden Gemeindebrandmeister Oliver Behnsen begrüßt, ehe er seinen Jahresbericht dazu nutzte, auch auf die vergangenen 10 Jahre zurückzublicken.

"Das ist meine 10. Jahreshauptversammlung", so Perl, der zunächst auf die Anzahl der Einsatzkräfte einging. Als Schwerpunktfeuerwer Isernhagens läge die Mindeststärke bei 46 Einsatzkräften, zum Stichtag 31. Dezember 2017 lag diese bei 55 Einsatzkräften.

Zudem besteht die Ortswehr aus 38 Mitgliedern in der Altersabteilung, 20 Mitgliedern in der Jugendabteilung, 24 Mitgliedern in der Kinderabteilung und 190 fördernden Mitgliedern.

"Es sind immer die selben Gründe, weshalb Mitglieder austreten", beschrieb der Ortsbrandmeister die Austritte von acht Mitgliedern im vergangenen Jahr: Beruf, Familie, Umzug hob er hierbei hervor, ohne nicht noch einmal darauf hinzuweisen, dass die Ausweisung von Baugebieten in Isernhagen zu schleppend voran ginge, als dass hierdurch neue Mitglieder zu verzeichnen wären. Zwar habe die Jugend- und Kinderfeuerwehr einen konstanten Mitgliederbestand, doch auch hier stehe die Feuerwehr zu anderen Freizeitaktivitäten in Konkurrenz.

"Wir müssen dieses Kampf gemeinsam kämpfen", richtete Marc Perl seine Worte vor allem an die 44 anwesenden Einsatzkräfte. "Wir alle müssen Leute ansprechen und zu diesem Ehrenamt bewegen. Es sieht gut aus, aber wir müsse am Ball bleiben. Da ist jeder gefragt, nicht nur der Ortsbrandmeister", so Perl. Rückendeckung bekam er hierbei auch von Isernhagens Bürgermeister Arpad Bogya und dem WFFA-Vorsitzenden Helmut Lübeck. Da wo Jugendwehren vorhanden seien, würde auch Nachwuchs für die Einsatzabteilung vorhanden sein, so Bogya. Und Helmut Lübeck wundere sich immer noch, dass die Einwohner glauben würden, dass es in Altwarmbüchen eine Berufsfeuerwehr gäbe. "Von mir aus kann die Sirene noch viel häufiger zu hören sein, um zu zeigen, wie oft sie zu Einsätzen fahren", so Lübeck.

110 Alarmierungen wares es im vergangenen Jahr (2016: 132), zu denen die ehrenamtlichen Kräfte der Ortswehr gerufen worden sind, was immer noch fast doppelt so viele sind, wie in den Jahren zuvor. Wieder einmal, wie im Jahr zuvor, hatten Sturmeinsätze die Einsatzzahlen nach oben getrieben. Ein Drittel waren Brandeinsätze, mehr als die Hälfte technische Hilfeleistungen wie vollgelaufene Keller, umgestützte Bäume, Verkehrsunfälle oder Notfalltüröffnungen.

"Die Anforderungen steigen", so der Ortsbrandmeister, der seine Einsatzkräfte zu einem "jetzt erst recht" aufforderte, wenn sie nach einem zeitintensiven Einsatz kurze Zeit später erneut alarmiert werden und eben nicht zu Hause bleiben würden, sondern erneut jemanden zu Hilfe kommen würden.

Problematisch sei zudem, dass durch zeitintensive Einsätze auch die Ausfallzeiten beim Arbeitgeber steigen würden und auch hier für Akzeptanz geworben werden müsse. Es müsse darüber überlegt werden, ob es hierbei nicht auch einen Obolus für die Arbeitgeber geben könne, wenn Einsatzkräfte aufgrund eines Einsatzes den Arbeitsplatz verlassen würden, regte der stellvertretende Gemeindebrandmeister Oliver Behnsen in seinen Grußworten das Thema auf. Zwar bekämen diese heute einen Verdienstausfall, doch die Arbeit bleibe liegen und müsse eventuell teuerer fremd eingekauft werden. "Wie wäre es zudem mit einem Gewinnausfall", fragte Behnsen in die Runde. Dieses sei eine Frage, "wo sich in Zukunft was verändern muss".

Dass die Ortswehr eine schlagfertige Truppe sei, machte Gruppenführer Stefan Korte im Jahresbericht der Ortswehr deutlich: Ein Einsatz mit radioaktiven Material, unbekanntes Pulver in einem Briefumschlag bei der Polizei, Gasaustritt in die Kanalisation, Kind unter Stadtbahn und Schornsteinbrände waren die Einsätze, die er besonders hervorhob. Und einen Dachstuhlbrand, bei dem die Ortswehr zusammen mit drei weiteren Wehren vier Stunden im Einsatz war. "Positiv war die Schadenbegrenzung dank der guten Zusammenarbeit und dem guten Ausbildungsstand der Einsatzkräfte", urteilte Stefan Korte. Denn das Erdgeschoss blieb vom Feuer wie auch Löschwasser weitestgehend verschont und so blieb der Schaden auf dach Dachgeschoss begrenzt. Ein Umstand, dem auch Bürgermeister Bogya im Namen der Bevölkerung Repekt zollte und hinzufügte, "wer nicht mindestens förderndes Mitglied ist, macht einen Fehler".

Diesen Fehler hat Gerhard Schmidtke mit Sicherheit nicht gemacht, denn der ehemalige Feuerwehrmann wurde im Rahmen der Jahreshauptversammlung durch den stellvertretenden Gemeindebrandmeister besonders geehrt. Gerhard Schmidtke gehört der Ortswehr seit 60 Jahren an und bekam hierfür die Ehrennadel des Landesfeuerwehrverbandes überreicht. Für 25-jährige fördernde Mitgliedschaft zeichnete Marc perl seine Ehefrau Irena aus, für 40-jährige förderde Mitgliedschaft wurde Günther Lopian geehrt.

Den Feuerwehreid legte Miriam Gawert ab und wurde in den Dienstgrad der Feuerwehrfrau gehoben. Desweiteren wurden Ann-Kathrin Gawert zu Oberfeuerwehrfrau, Timo Gerlich, Henner Heiligentag, Florian Werner, Konstantin Haltenhoff zum Oberfeuerwehrmann und Annika Haltenhoff zur Oberfeuerwehrfrau ernannt. Zum Hauptfeuerwehrmann wurde Chris Stolorz ud Tammo Külp ernannt.

Löschmeister darf sich nun Christoph Valentin nennen, zum Oberlöschmeister wurde Stefan Korte ernannt und den Dienstgrad Hauptlöschmeister erhielten Christian Reinhardt und Andre Simon.

Durch Bürgermeister Arpad Bogya erhielten Christian Reinhard und Philipp Suppan für ihre langjährige ehrenamtliche Tätigkeit in der Feuerwehr die Ehrennadel der Gemeinde Isernhagen in Bronze beziehungsweise Silber.

Nicht einen Helm für die Sammlung der Ortswehr hatte in diesem Jahr Bernhard Schmidt dabei, sondern gleich sieben. Bevor er einen Feuerwehrhelm aus dem vietnamesischen Da Nang an Ortsbrandmeister Marc Perl überreichte, den er unter lautstarker Aufforderung der Versammlung gleich anprobieren musste, hatte er noch sechs kleine Helme an Kinderfeuerwehrwartin Claudia van Veen überreicht.

Nach der Versammlung stand Sebastian Werner noch einmal im Rampenlicht: Er wurde von Ortsbrandmeister Marc Perl – nachdem sich dieser über die Erfüllung der erforderlichen Voraussetzungen informiert hatte – zum Feuerwehrmann ernannt.

So konnten an diesem Abend gleich drei neue Mitglieder in der Einsatzabteilung willkommen geheißen werden. Die Lage bleibt ernst, aber ist nach wie vor nicht hoffnungslos.

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