In Ahlten geht eine Ära zu Ende
"Eine Ära geht zu Ende", so begann Ahltens neuer Ortsbrandmeister Maurice Bähre am vergangenen Freitag, 16. Februar 2018, seine Laudatio, als Regina Lehnert von rund 60 Gästen im Feuerwehrhaus in Ahlten offiziell nach 12 Jahren als Ortsbrandmeisterin verabschiedet wurde. Am Mittwoch, 7. Februar, endete ihre Amtszeit als Ortsbrandmeisterin, nachdem sie sich nicht zur Wiederwahl gestellt hatte.
So hatten sich etliche Mitglieder der Ortswehr, Alterskameraden, Stadtbrandmeister Jörg Posenauer, sein Stellvertreter Norbert Zilz, Ortsbürgermeisterin Heike Koehler sowie Abordnungen der Lehrter Ortswehren eingefunden, um Regina Lehnert gebührend zu verabschieden.
Der neue Ortsbrandmeister nutzte hierbei die Gelegenheit, noch einmal auf die Karriere der Ersten Hauptbrandmeisterin zurückzublicken. Als Regina Lehnert vor 28 Jahren in die Feuerwehr eintrat, sei es noch nicht üblich gewesen, dass Frauen in der Feuerwehr tätig sind, blickte er zurück und verriet auch den Beweggrund der jungen Frau, in die Feuerwehr einzutreten: "Sie fand die Löschmeisterdienstabzeichen so schön", was für ein Lachen bei den Gästen sorgte. Ein Dienstgrad, den sie im März 2004 verliehen bekam.
Dass Frauen ein ungewohntes Bild in der Feuerwehr waren, zeigte auch ihre Ernennung zur Ortsbrandmeisterin vor 12 Jahren. "Habt ihr denn keinen Ortsbrandmeister gefunden?" soll ein Alterskamerad gefragt haben. Zuvor hatte sie bereits zwei Jahre den Posten der stellvertretenden Ortsbrandmeisterin bekleidet.
Doch viele hätten "Regina unterschätzt", so Lehrtes Stadtbrandmeister Jörg Posenauer. Ihre Durchsetzungsstärke und Beharrlichkeit brachten so auch die Zweifler zum Verstummen. Mit der Gründung der Kinderfeuerwehr 2006 sowie dem neuen Übungsplatz habe sie deutliche Spuren in der Ortswehr hinterlassen. "Sie war in vielen Bereichen Vorreiterin und ihr Wirken hat ausgestrahlt", so Posenauer, der daran erinnerte, dass Regina Lehnert in Niedersachsen eine der ersten Frauen auf dem Posten der Ortskommandoführung gewesen sein, und mit Sicherheit die erste, die die Leitung einer Stützpunktfeuerwehr übernahm.
Unterschätzt wurde sie so beispielsweise 2007 beim Sommerfest, wie Regina Lehnert sich bildhaft erinnerte. Als sich dort einige nicht ortsansässige Handwerker daneben benahmen und nach dem "Chef hier" verlangten, "baute ich mich vor dem zirka 1,99 Meter großen und 120 Kilo schweren Bauarbeiter auf, holte tief Luft und legte los. Entweder war er so verdattert, dass diese kleine Frau ihm so unverblühmt zurecht wies, oder aber er spürte genauso wie ich, dass sich in meinem Rücken etliche Kameraden formierten, um mir im Bedarfsfall beizustehen und einzuschreiten. Das war damals ein tolles Gefühl, psychisch wie physisch, die Stärke der Mannschaft im Rücken zu merken". Nur durch die Mannschaft und das ihr ausgesprochene Vertrauen sei es ihr überhaupt erst möglich gewesen, die Ortswehr zu leiten.
Sie habe "stets vorbildliche Arbeit in der Feuerwehr und für unseren Ort geleistet", urteilte Ortsbürgermeisterin Heike Koehler. Der Ortsrat habe für diesen Einsatz einen Tag zuvor einstimmig einen Antrag beschlossen, Regina Lehnert zu Ehrenortsbrandmeisterin zu ernennen. "Wir sind sehr stolz auf unsere Feuerwehr in Ahlten", unterstrich die Ortsbürgermeisterin, die Regina Lehnert zum Abschied eine Handtasche mit dem Ahltener Wappen überreichte.
"Lehrte verliert die einzige Ortsbrandmeisterin", stellte der Erste Stadtrat Uwe Bee fest, nicht ohne seinen Dank im Namen der Stadt Lehrte auszurücken.
Doch auch nach der bereits zur Jahreshauptversammlung symbolisch vollzogenem Übergabe des Staffelstabs bleibt Regina Lehnert der Feuerwehr erhalten. Sie wurde im 2016 zur stellvertretenden Brandschutzabschnittsleiterin ernannt. Auch hier als erste Frau in diesem Amt. Sie ist stellvertretende Bereitschaftführerin und gehört im Stadtkommando dem Leitungsstab bei größeren Einsätzen an.
"Es erfüllt mich mit Solz und Freude", blickte Regina Lehnert auf die vergangenen Jahre zurück und dankte Ortsrat, Stadtrat, Stadtkommando, den Mitgliedern der Ortswehr wie ihrer Familie für ihre Unterstützung. Die Amtszeit habe auf vielfältige Art und Weise ihre Spuren hinterlassen, so wie die zunächst "kleinen Schuhabdrücke der Kinderfeuerwehr, die nun Einsatzstiefel tragen und Funktionen übernehmen". Sie würden nun "dauerhaft Spuren hinterlassen und werden zur weiteren Entwicklung beitragen".
Um den Ruhestand zu genießen, hatten die Mitglieder der Ortswehr zudem ein besonderes Geschenk an diesem Abend mitgebracht: Einen Gartenstuhl. Selbstverständlich musste dieser schon mal vor Ort ausprobiert werden.
Der kleinen Feierstunde schloss sich ein gemütliches Beisammensein an, bei der noch die ein oder andere Anekdote der vergangenen 12 Jahre ausgetauscht wurde.