Neue Ausstellung der Radfahrgalerie Burgdorf in der KulturWerkStadt
Bis zum Sonntag, 10. Juni 2018, zeigen der VVV, der Förderverein Stadtmuseum und die Stadt Burgdorf eine neue Ausstellung der Radfahrgalerie Burgdorf in der KulturWerkStadt, Poststraße 2. Die Öffnungszeiten sind sonnabends und sonntags sowie Pfingstsonntag und -montag von 14 bis 17 Uhr. Die von Gerhard Rickert zusammengestellte und von der Hannoverschen Volksbank unterstützte Fahrradschau trägt den Titel "Das Faltrad: vom Klapprad zum Origami auf Rädern" und zeigt, wie sich dieser ungewöhnliche Zweig der Zweiradgeschichte aus der Zeit vor 1900 bis in die Gegenwart fortentwickelte. Am Pfingstmontag, 21. Mai, und am Sonntag, 3. Juni, besteht jeweils um 14.30 Uhr die Gelegenheit, an einer Sonderführung mit Gerhard Rickert teilzunehmen.
Mit dem Faltrad durch den Dschungel
Zu sehen sind mehr als 20 repräsentative Faltradkonstruktionen. Beim Rundgang durch die Schau erfahren die Besucher, dass das europäische Militär ab der Wende zum 20. Jahrhundert wegen seiner strategischen Vorteile verstärkt auf Falträder zurückgriff. Eine Vorreiterrolle kam dem französischen Offizier Henri Gérard zu, der 1895 erstmals das militärische Nutzungspotenzial der leicht gewichtigen Räder erkannte. Ein originales nach ihm benanntes Faltrad steht in der Schau. Ebenfalls einen militärischen Hintergrund weist ein britisches Klapprad aus dem Jahr 1943 auf. Es kam 1944 bei der Landung der britischen Fallschirmspringer in der Normandie und bei Arnheim zum Einsatz. Auch in Asien nutzte das Militär Falträder, wie das gezeigte Katakura Porta Silk aus den 1960er Jahren beweist, mit dem die südvietnamesischen Bodentruppen im Vietnam-Krieg durch den Dschungel streiften.
Ab in den Kofferraum
Durch den weiteren Siegeszug des Automobils verlor das Fahrrad als Fortbewegungsmittel an Bedeutung und der noch in der 1960er Jahren zu verzeichnende Klapprad-Boom ebbte bald ab. Darauf reagierten die Fahrradhersteller, indem sie neue, leicht handhabbare Falträder entwickelten. Deren Käuferzielgruppe waren vor allem Autofahrer, die die Vehikel bequem zusammenklappen und im Kofferraum verstauen konnten. In der Ausstellung ist unter anderem ein Klapprad "Pfiff" der Panther Fahrradwerke aus dem Jahr 1959, ein Hercules Auto Velo aus den 1970er Jahren und ein Klapprad der Heidemann Werke Einbeck aus dem Jahr 1973 zu sehen, das speziell auf den Kofferraum des VW-Käfers zugeschnitten war.
Urbane Mobilität mit Falträdern
Durch den Wiederaufstieg des Fahrrades nach dem Jahr 2000 geriet auch das Faltrad wieder in den Fokus kreativer Zweiradentwickler. Vor allem in den Städten erkannten viele Pendler die Vorteile dieses Fortbewegungsmittels, das im Zug oder Bus ohne Transportschwierigkeiten mitgenommen werden konnte. Diese Phase spiegeln in der Schau moderne, kompakte Modelle wie das "Birdy" der deutschen Ingenieure Heiko Müller und Markus Riese, ein "Di Blasi"- oder ein Galaxe-Faltrad aus dem Jahr 2010 wider.
Steuerkopfschilder regionaler Fahrradmarken
Ein gesonderter Ausstellungsabschnitt zeigt Steuerkopfschilder von Fahrradmarken aus der Region Hannover. Es gab in der Region nicht nur Fahrradmarken wie Erich Möller, HMB oder Heros. Mehr als 160 Fahrradmarken aus der Gegend sind bekannt. Viele Fahrradhändler haben zum Teil unter verschiedenen eigenen Marken im Winter Fahrräder aus zugekauften Komponenten gebaut. So gab es zum Beispiel Fahrräder mit Namen Gilde, Pelikan oder Wilhelmstein. Ein Sammler aus Hannover hat der Radfahrgalerie Burgdorf seine Sammlung von über 130 Steuerkopfschildern zum Ausstellen überlassen, die nun erstmalig in der KulturWerkStadt zu sehen sind. Sie zeigen einen Querschnitt der regionalen Fahrradmarken und bei einigen von ihnen die Entwicklung im Lauf der Zeit. Auch in Burgdorf soll die Firma Julius Jänicke von 1913 bis 1929 in der Bahnhofstraße 6 Fahrräder unter dem Markennamen Boreas hergestellt haben. Genaue Details über die Fahrräder und das Markenzeichen sind nicht bekannt. Wem nähere Hintergründe bekannt sind, kann sich an Gerhard Rickert wenden.