Burgdorfer Schützen feiern mit Festakt ihr 425-jähriges Bestehen
Es sind Momente wie diese, in denen man sich zunächst nur als ein kleines Teil vorkommt, aber am Ende feststellt, dass man damit Teil eines Größerem ist – eines viel Größerem. Am heutigen Mittwoch fand der Festakt zum 425-jährigen Bestehen der Burgdorfer Schützengesellschaft von 1593 statt, der den Auftakt für die nächsten vier Tage Volks- und Schützenfest in Burgdorf bildete, und deutlich vor Augen führte, dass alle Mitglieder der Burgdorfer Schützengesellschaft ebendiesem Großem angehören und sich nun in eine 425-jährige Geschichte einreihen.
Einen würdigen Rahmen hatten die Mitglieder der Schützengesellschaft hierfür am heutigen Mittwoch, einen Tag vor der offiziellen Eröffnung des Volks- und Schützenfestes, geschaffen. Zunächst hatten sich rund 200 Gäste zum ökumenischen Gottesdienst geleitet durch Michael Schulze (St. Pankratius), Pastor Matthias Paul (St. Paulus) und Pfarrar Martin Karras (St. Nikolaus) eingefunden. Und bereits hier wurde deutlich, wie fest verankert das Schützenwesen in Burgdorf ist. Selbst dem 1. Vorsitzenden der Schützengesellschaft, Jörg Hoppe, versagte zum Schluss – überwältigt von den Worten – kurz die Stimme.
Er konnte sodann beim anschließenden Festakt den Vizepräsidenten Schützentradition und Brauchtum des Deutschen Schützenbundes, Wilfried Ritzke, den Präsidenten des Niedersächsischen Sportschützenverbandes (NSS), Axel Rott, sowie den Präsidenten des Kreisschützenverbandes Burgdorf, Werner Bösche, unter den rund 250 Gästen begrüßen. Zudem hieß er die Bundestagsabgeordnete Caren Marks, den Landtagsabgeordneten Rainer Fredermann, Bürgermeister Alfred Baxmann, Abordnungen befreundeter Vereine, die Vorsitzenden des Schützencorps Lehrte wie auch der Bürgerschützen-Gesellschaft Lehrte, Florian Reetz und Claus Reimann und auch die Big Band des Gymnasiums Burgdorf willkommen.
Letzteres führte musikalisch und zur Freude aller durch den Abend, so dass auch die Spendenbox reichlich gefüllt wurde. Wie schon die Gäste in ihren Grußworten erwähnten, habe das Schützenwesen eine bewegte Vergangenheit hinter sich und sich immer wieder den gesellschaftlichen Veränderungen angepasst. Eine Bigband bei einem Festakt der Schützen gibt eine solche (Neu-)Ausrichtung eindrucksvoll wieder, denn es hätte durchaus einer der vielen Spielmannszüge der Schützenvereine für die Musik sorgen können. Bewusst hatten sich die Burgdorfer Schützen allerdings für die Darbietung der Bigband entschieden, die durch Soli und Gesang immer wieder für Begeisterung und großen Applaus sorgten.
Klaus-Dieter Garms führte durch den Abend und hatte hierbei extra in der Geschichte der Schützengesellschaft geforscht, es aber auf die letzten 25 Jahre beschränkt. Und selbst hier: "Ich habe nichts hinzugedichtet aber vieles weggelassen, sonst wäre es abendfüllend geworden", erklärte er. So lud er die Zuhörer zu einer kleinen Zeitreise ein, bei der sich der ein oder andere die Begebenheiten noch einmal vor Augen führen konnte.
Burgdorfs Bürgermeister Alfred Baxmann betonte, dass "Burgdorf nicht das Burgdorf wäre", wenn es die Schützen nicht gäbe. Zwar würden die Begriffe wie Majestäten oder Könige zwar an die Monarchie erinnern, doch heute sei das Schützenwesen von den Bürgern selbst gesteuert und somit eng verknüpft und "ganz Wesentlicher Bestandteil dieser Stadt".
Der Präsident des NSSV, Axel Rott, nutzte seine Grußworte nicht nur, den Begriff der "Schützen" zu erklären, die von "Schutz" kommend zu damaliger Zeit der Verteidigung der Städte dienten, sondern auch die besondere Bedeutung des Schützenwesens bei der Inklusion zu erwähnen. "Hier kann jeder Mitmachen, egal ob er im Rollstuhl sitzt oder nur einen Arm hat", so Rott. Er wünsche sich, dass Menschen mit Handycap nicht nur bei den Paralympics mitmachen dürften, sondern bei den Olympischen Spielen, denn: "Diejenigen gewinnen lieber eine Bronzemedaille bei den Olympischen Spielen als eine Goldmedaille bei den Paralympics".
Der für seine kurzen Grußworte bekannte KSV-Präsident Werner Bösche schlug in eine ähnliche Kerbe. "Wir leben in einem Zeitenwechsel", so Bösche. "Daher bitte ich darum: Öffnen Sie Ihre Schützenhäuser für die Bürger, damit diese nicht nur zum Schützenfest damit in Berührung kommen sondern auch direkt in den Schützenvereinen."
Am Ende gab es nach dem Festakt stehende Ovationen für diesen Abend – aber eher für diejenigen, die ein Teil des großen Ganzen sind.
Darunter auch der Kommandeur der Burgdorfer Schützen, Rolf Hoppe, der nicht nur mehr als einmal an diesem Abend in der Geschichte der Burgdorfer Schützen erwähnt wurde, sondern als Mitarbeiter der Burgdorfer Sparkasse seine 5-Euro-Scheine in einem "Sparkassenbuch" gesammelt hatte und nun ausgeben "durfte".
Schlussendlich konnte am heutigen Abend noch ein Gewinner bekannt gegeben werden: Cord-Christian Hansen gewann die Jubiläumsscheibe.