Burgdorf

„Burgdorf in schwarz-weiß“ und „Lebendige Geschichte in Zinnfiguren gegossen“

[BURGDORF]

Schnell ist das Smartphone gezückt und jede beliebige Szenerie mit einem Finger-Wisch für die digitale Ewigkeit festgehalten. Doch von den Anfängen der Schwarz-Weiß- über die Farbfotografie bis hin zum aktuellen Stand der digitalen Technik war es ein weiter Weg.

An das Zeitalter der Schwarz-Weiß-Fotografie, das auch in Burgdorf viele Spuren hinterließ, erinnert die neue Ausstellung "Burgdorf in schwarz-weiß – Fotos aus 100 Jahren Stadtgeschichte". Sie ist vom Sonnabend, 14. Juli 2018, bis Sonntag, 26. August, im Erdgeschoss des Stadtmuseums (Schmiedestraße 6) zu sehen. Gastgeber sind der VVV, der Förderverein Stadtmuseum und die Stadt Burgdorf. Fördernde Unterstützung leisteten die Stadtsparkasse Burgdorf und die Region Hannover. Die Schau lädt die Besucher zu einer fotografischen Zeitreise in das Burgdorf aus den Jahren vor der Wende zum 20. Jahrhundert bis in die frühe Neuzeit ein. Dazu kommt eine kurze Rückschau auf die Geschichte der Fotografie, die bis zum Ende der 1960er Jahre vornehmlich durch Schwarz-Weiß-Fotografien geprägt war. Öffnungszeiten: samstags und sonntags von 14 bis 17 Uhr. Im Rahmen der Ausstellung findet am Sonntag, 22. Juli, ein Museumscafé statt, bei dem ab 14.30 Uhr der Sänger Daniel Fernholz auftritt.

Bedeutende zeitgeschichtliche Nachweise

Im Fokus stehen rund 100 Schwarz-Weiß-Abbildungen, die markante Kapitel der Burgdorfer Vergangenheit fotografisch wiederspiegeln und dauerhaft für die Nachwelt dokumentieren. Neben den in den Archiven lagernden Dokumenten sind sie bedeutende zeitgeschichtliche Nachweise und geben anschauliche Einblicke in das Burgdorf früherer Zeiten. Wenn keine lebenden Zeitzeugen mehr existieren, tragen sie als fotografisches Vermächtnis der Vorfahren dazu bei, die Erinnerung an die Vergangenheit der Stadt zu bewahren. Die älteste gezeigte Fotografie stammt aus dem Jahr 1895 und zeigt das ehemalige Elektrizitätswerk in der Schmiedestraße, das schon am 6. September 1923 den Betrieb einstellte. Weitere fotografische Schwerpunkte sind der Burgdorfer Konservenfabrik, der Stärkefabrik Crespel & Deiters, dem Eisenwarengeschäft Sannemann, der Löwen-Apotheke und der Fünf-Flügel-Mühle gewidmet. Bis auf die Apotheke sind alle aus dem heutigen Stadtbild für immer verschwunden.

Fast 80 Jahre lang setzte die 1892 in der Gartenstraße gegründete Burgdorfer Konservenfabrik dem städtischen Wirtschaftsleben ihren Stempel auf und machte die Stadt zum bekannten Standort industrieller Konservenherstellung mit einem rekordverdächtigen Produktionsvolumen. Anfang der 1930er Jahre galt sie als größte Konservenfabrik Deutschlands. Drei Jahrzehnte später begann der langsame Niedergang des Unternehmens, der knapp zwei Jahre nach der Übernahme durch den Langnese-Iglo Konzern mit der endgültigen Schließung am 30. Dezember 1971 seinen unrühmlichen Abschluss fand. Das gleiche Schicksal ereilte die Stärkefabrik Crespel & Deiters, die von 1936 bis zu ihrer Auflösung am 31. Januar 1967 in der Uetzer Straße residierte (heute E-Center-Cramer). Die Eisen- und Haushaltswarenhandlung Sannemann in der Marktstraße 16 (heute HAZ/NP/Marktspiegel) gab es von 1883 bis 2004. Die Löwen-Apotheke am Spittaplatz firmiert seit 1906 unter diesem Namen. Zu ihren Inhabern gehörten unter anderem Georg Köhler, Alexander Wöleke, Fritz Biehle, Fritz Herting und bis 2009 Dr. Torsten Herting, der sie an Hartmut Schnaith verkaufte. Ihre Gründung geht bereits auf das Jahr 1647 zurück. Die wechselvolle Geschichte dieser ältesten Burgdorfer Apotheke beschreibt Fritz Herting in dem stadtgeschichtlichen Heft "Die Geschichte des Gesundheitswesens in der Stadt Burgdorf".

Ehemaliges Wahrzeichen der Stadt

Die 1843 errichtete Fünf-Flügel-Mühle stand an der Straße Vor dem Celler Tor und war lange Jahre das Wahrzeichen der Stadt Burgdorf. Ihr Bild schmückte neben dem Turm von St. Pankratius bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs die Lokalseite des Burgdorfer Kreisblatts. Ende der 1960er Jahre scheiterten alle Versuche, die unter Denkmalsschutz stehende, marode Mühle zu erhalten und sie als Café, Jugendherberge oder als Heimatmuseum zu nutzen. Daraufhin musste die alte Mühle neuen Wohnhäusern weichen.

Zinnfigurenausstellung im Obergeschoss

Im Obergeschoss lädt ebenfalls vom 14. Juli bis zum 26. August eine neue Ausstellung der Burgdorfer Zinnfigurensammlung zum Besuch ein. Sie trägt den Titel "Lebendige Geschichte in Zinnfiguren gegossen" und zeigt einen repräsentativen Querschnitt der vor 83 Jahren entstandenen und seitdem permanent wachsenden Sammlung. Zu sehen sind rund 20 Aufstellungen, die unter anderem das Feldlager des "Schwarzen Herzogs" im August 1809 vor den Toren der Stadt oder den Zug des Adligen Dietrich von Depenau in den Deutschen Osten um das Jahr 1233 zeigen. Hinzu kommen ländliche Szenen, die einen Pferdemarkt in einer Kleinstadt um das Jahr 1815 nachstellen und Erntehelfer auf einem Erntewagen um das Jahr 1950 oder Bauern bei der Korn- und Spargelernte abbilden. Eine Premiere ist die Präsentation des erstmals vorgestellten Dioramas "Die letzte Ausfahrt auf dem Hochrad um 1900", das der Leiter der Zinnfigurensammlung, Horst Hübner, vor kurzem kreiert hat.

Führung am 12. August

Über seine seit den Kindheitstagen ungebrochene Begeisterung für Zinnfiguren sagt Horst Hübner, der auch die Ausstellung organisiert und zusammengestellt hat: "Ich war schon als kleiner Junge vom Spielen mit Bleifiguren und dem Gießen von Blei in Formen fasziniert und von den nahezu unbegrenzten Möglichkeiten begeistert, die sich mir darboten. So konnten epochale oder auch alltägliche Ereignisse aus der Geschichte im Miniaturformat nachgespielt werden. In der Ausgestaltung der einzelnen Szenen war der Phantasie keine Grenzen gesetzt. Als es noch kein Fernsehen gab, war dies nicht nur für mich, sondern für Generationen von Kindern vor mir eine ideale Gelegenheit, das Weltgeschehen mit relativ einfachen Mitteln und auf spielerische Weise erleb- und begreifbar zu machen." Interessierte Museumsbesucher haben am Sonntag, 12. August, um 14.00 Uhr die Möglichkeit, mit dem passionierten Sammler zu einer Führung durch die Schau aufzubrechen, der sich um 15 Uhr eine Demonstration des Zinnfigurengießens anschließt.

Größte kommunale Zinnfigurensammlung

Die Grundlage für die Burgdorfer Zinnfigurensammlung schuf der Realschullehrer Friedrich Schirmer. Nach seinem Tod im Jahr 1973 übernahm Horst Hübner die Betreuung und führt diese Aufgabe bis heute weiter fort. Vorangegangen war der Übergang der Exponate in den Besitz der Stadt Burgdorf, die sich danach rühmen konnte, die größte kommunale Zinnfigurensammlung zu besitzen. In Zusammenarbeit mit dem VVV und mit fortlaufender Unterstützung der Stadtsparkasse Burgdorf entstanden seitdem diverse Ausstellungen im Stadtmuseum, die auf ein großes überregionales Interesse nicht nur unter den Zinnfigurensammlern stießen. Aktuell umfasst der Fundus mehrere Großaufstellungen, über 145 Dioramen (Schaukästen), 60 Kleindioramen und mehr als 200 Kleinaufstellungen mit unzähligen Zinnfiguren. Sie bilden fantasievoll gestaltete Szenarien aus der Welt- und Regionalgeschichte ab.

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