Ausstellung „Bomben auf Burgdorf“ erinnert an Bombenangriffe auf Burgdorf
Am 24. Februar und 7. April 2020 jährt sich zum 75. Mal das Datum, an dem amerikanische Flugzeuge zusammen rund 70 todbringende Bomben auf die Stadt Burgdorf abwarfen, die insgesamt 38 Menschen kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs innerhalb weniger Minuten aus dem Leben rissen. Unter den Opfern befanden sich auch neun einheimische oder zu Besuch in der Stadt weilende Kinder und zwei Jugendliche.
An dieses verhängnisvolle Kapitel der Burgdorfer Stadtgeschichte erinnert die Ausstellung "Bomben auf Burgdorf", die vom Sonnabend, 8. Februar 2020, bis Sonntag, 22. März, in der KulturWerkStadt, Poststraße 2 in Burgdorf, zu sehen ist. Begleitend erscheint das vom Förderverein Stadtmuseum herausgegebene gleichnamige Buch, das Dieter Heun, Heidi Rust und Dr. Tobias Teuber verfassten und dabei bisher unbekannte Hintergründe über die Bombenabwürfe aufdeckten. Alle in der Ausstellung präsentierten Schautafeln beruhen auf diesen Erkenntnissen aus britischen und amerikanischen Archiven. Die Autoren befragten zudem eine Reihe von Zeitzeugen. Zum VVV-Projektteam der Ausstellung gehören Horst Regenthal, Gerhard Bleich, Horst Wöhler und Burkhard Wolters. Fördernde Unterstützung leisteten die Stadtsparkasse Burgdorf und die Region Hannover.
Gastgeber der sonnabends und sonntags von 14 bis 17 Uhr geöffneten stadtgeschichtlichen Schau sind der VVV, der Förderverein Stadtmuseum und die Stadt Burgdorf. Für die Besucher gibt es ein interessantes Beiprogramm, das mit einer Führung am 23. Februar um 15 Uhr startet und unter anderem den Vortrag "Kampfmittelbeseitigung – auch heute noch eine Herausforderung" am 25. Februar um 19 Uhr umfasst.
Erster Angriff in den Mittagstunden
Der 24. Februar 1945 war ein Sonnabend, der sich zunächst zu einem angenehmen Vorfrühlingstag zu entwickeln schien. Doch bis zum Mittag lag eine dichte Wolkendecke über der Stadt. Nachdem zwei in den Morgenstunden ausgelöste Fliegeralarme noch ohne Folgen blieben, näherte sich in den Mittagsstunden eine amerikanische Bomberstaffel, die aus Richtung Celle kam, und begann mit dem Abwurf mit insgesamt 67 Bomben. Die bis zu 500 Kilogramm schweren Sprengbomben gingen zuerst im Langen Mühlenfeld, der Arndtstraße, der Friederikenstraße, der Grenzstraße, auf dem Hof der Mittelschule, Vor dem Celler Tor, Am kleinen Brückendamm und südlich der Aue nieder. Weitere Bomben schlugen in der Poststraße und in der Braunschweiger Straße ein. Eine der niedergehenden Bomben traf das Gebäude des Amtsgerichts, das hinterher schwere Beschädigungen aufwies. Die Sprengkraft von zwei schweren Bomben, die auf die Scheune und in den Garten des Pfarrhauses am Spittaplatz fielen, ließ das von Pastor Friedrich Möller und seiner Familie bewohnte Fachwerkgebäude wie ein Kartenhaus zusammenbrechen. Alle Familienangehörigen und die Haushaltsgehilfin konnten jedoch in letzter Sekunde befreit werden. Aus der Kirchenchronik des Pastors stammten bisher die meisten Schilderungen der Ereignisse. 30 Frauen, Männer und Kinder starben bei diesem ersten massiven Fliegerangriff.
Flakstellung verursacht zweiten Bombenangriff
An dem zweiten Bombenangriff am 7. April 1945, der sich ebenfalls an einem Sonnabend abspielte, waren nur drei amerikanische Jagdbomber beteiligt, die zunächst keine Angriffsabsichten zu erkennen gaben. Trotzdem fühlten sich die Soldaten in der Flakstellung im Umfeld des Schießstandes der Schützengesellschaft an der Eseringer Straße dazu veranlasst, die Flugzeuge zu beschießen. Nach dieser Provokation kehrten die bereits im Weiterflug befindlichen Flieger zurück und griffen die Flakstellung mit Maschinengewehren und Bomben an. Dabei kamen in der Umgebung des Schießstandes acht Menschen ums Leben, darunter vier Soldaten sowie die Ehefrau und zwei Kinder des Hausmeisters, der den Schießstand betreute.
Ständige Bedrohung aus den Lüften
Die Schautafeln der Ausstellung geben nicht nur den Ablauf und die Ursachen der beiden folgenschwersten Bombenangriffe wieder. Ihr Fokus richtet sich darüber hinaus auf die wichtigsten Phasen des ganz Deutschland ins Fadenkreuz nehmenden Bombenkrieges, mit dem die alliierten Verbündeten durch Tag und Nacht drohende Luftangriffe über den deutschen Städten das "Dritte Reich" des Diktators Adolf Hitler in die Knie zwangen. Zudem greift die Schau alle relevanten Kriegsereignisse auf, die sich im Burgdorfer Raum abspielten und unter anderem vereinzelte Bombeneinschläge und Flugzeugabstürze mit etlichen Todesopfern umfassten. Die Besucher der Ausstellung erfahren auch, wie sich die Burgdorfer auf den Luftkrieg über ihrer Stadt vorbereiteten.
Von originalen Kriegsbomben bis zum Luftschutzraum
Dazu kommen zahlreiche Exponate, die das zeitgeschichtliche Umfeld des Bombenkrieges widerspiegeln. Zu sehen sind Originalkriegsbomben vom Kampfmittelbeseitigungsdienst, ein nachgebauter Luftschutzraum mit Originaltür und anderen originalen Ausrüstungsteilen, Modelle der Kriegsflugzeuge, Bomber und Jäger, deutsche Funkgeräte, elektrische und manuelle Luftschutzsirenen, viele schriftliche Unterlagen von Luftschutzhelfern, Ausgebombten und Bombenflüchtlingen sowie auf die nationalsozialistische Propaganda ausgerichtete Plakate, die die Bevölkerung auf den Bombenkrieg mental vorbereiten sollten.