Kirchengemeinden gedenken der Bombenangriffe auf Burgdorf
"Seid nicht gleichgültig!" Diese mahnenden Worte sprach Marian Turski, polnischer Journalist jüdischer Abstammung und Vorsitzender des Jüdischen Historischen Instituts in Warschau, zum 75. Jahrestag der Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Ausschwitz/Birkenau. "Seid nicht gleichgültig"! Unter dieses Motto stellt ein ökumenischer Arbeitskreis der Burgdorfer Kirchen das Gedenken an die Bombenabwürfe auf Burgdorf vor 75 Jahren am 24. Februar und 7. April 1945. Die Bomben, die auf die Stadt fielen, fielen nicht aus heiterem Himmel. Sie haben eine lange Vorgeschichte.
"Das Wegschauen, als Bücher verbrannt wurden, politisch anders Denkende verfolgt und diskriminiert wurden, der in allen Schichten der damaligen Gesellschaft aufstrebende Antisemitismus, das Wegschauen als jüdische Mitbürger verfolgt, deportiert und ermordet wurden, die irrsinnige Rassenideologie, die zur ‚rassischen Neuordnung‘ Europas unter ‚arischer‘ Vorherrschaft führen sollte, das Schweigen, das nicht Sehen und Hören Wollen, all das führte letztendlich zu Ausschwitz und zum 2. Weltkrieg", so der Arbeitskreis.
Die Folgen waren auch in Burgdorf spürbar. 38 Kinder, Frauen und Männer starben an diesen beiden Tagen im Bombenhagel alliierter Kampfbomber beziehungsweise Tiefflieger. Dieser und auch den anderen Ermordeten aus Burgdorf zu gedenken, dazu laden die katholische St. Nikolaus Pfarrgemeinde, die ev.-luth. Kirchengemeinden, die Neuapostolische Gemeinde, der B-Punkt, die Landeskirchliche Gemeinschaft sowie die Elim Gemeinde für Sonnabend, 22. Februar um 13 Uhr zur St. Nikolaus Kirche, Im Langen Mühlenfeld 19, ein. Erinnert werden soll zu diesem Zeitpunkt an den Einschlag einer der ersten Bomben, die in unmittelbarer Nähe der katholischen Kirche niederging und Dach und Fenster stark beschädigte. Der sich dann anschließende Erinnerungsweg – 75 Jahre Bombenabwurf – führt zu einem Innehalten in die Friederikenstraße 10, dem Ort, an dem die Neuapostolische Gemeinde einst ihre Gottesdienste abhielt. Durch eine Sprengbombe fanden im Keller dieses Hauses zehn Menschen den Tod. Den Abschluss der Veranstaltung bildet das Totengedenken vor der Erinnerungstafel auf dem Spittaplatz, nahe dem Amtsgericht. Zu diesem Erinnerungsweg an die Gewaltherrschaft der Nazis und die Grauen des Krieges sind die damals hier noch lebenden Zeitzeugen willkommen.
Am Montag, 24. Februar 2020, lädt der Arbeitskreis unter dem Geläut der Glocken von St. Pankratius und St. Nikolaus um 12.45 Uhr, dem Zeitpunkt des Angriffes, zu einer Andacht in die Stadtkirche, um für einen Augenblick innezuhalten und der Toten im Gebet zu gedenken.
Mit einer ökumenischen Andacht am 7. April wollen die Kirchengemeinden um 11 Uhr, dem Zeitpunkt des Tiefflieger- und Bombenangriffes auf den Schießstand an der Eseringer Straße, auf dem Friedhof an der Uetzer Straße, wo ein Großteil der Toten bestattet wurden, gedenken.