Niedersachsens Umweltminister besuchte das Zementwerk in Höver
Zementfabriken gibt es seit mehr als 100 Jahren – sie sind energieintensiv und stoßen relativ viel CO2 aus, was gerade in Zeiten des Klimawandels eine große Herausforderung darstellt. Verwendung findet der Zement später für die Betonherstellung im Bauwesen. Dort ist Beton aufgrund seiner bauphysikalischen Eigenschaften ein unverzichtbarer Baustoff für den Infrastrukturausbau und Gebäude. In den vergangenen Jahren habe sich in der Zement- und Betonproduktion einiges getan, berichtete Thorsten Hahn, Vorsitzender der Geschäftsführung der Holcim (Deutschland) GmbH, dem niedersächsischen Umweltminister Olaf Lies. Der Minister, der auch für die Bereiche Energie, Bauen und Klimaschutz zuständig ist, hat das Unternehmen jetzt auf Initiative der Sehnder SPD-Landtagsabgeordneten Dr. Silke Lesemann besucht.
Holcim sei ein bedeutender Betrieb, ein wichtiger Arbeitgeber vor Ort, betonte Lesemann. Bereits im Sommer war Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil zu Gast in dem Zementwerk. Dabei waren Fragen bezüglich Umwelt- und Klimaschutz aufgekommen, "weshalb wir den heutigen Termin mit Olaf Lies organisiert haben", so Lesemann.
Das Unternehmen investiere in neue Technologien, um den CO2-Ausstoß dieses und weiterer Werke zu verringern. Ziel sei es, spätestens im Jahr 2050 CO2-neutral zu sein, erklärten Hahn und Werksleiter Erik Jantzen. So werde bereits seit vielen Jahren daran gearbeitet, den CO2-Fußabdruck in der Zementproduktion durch die Verwendung hochwertiger Klinkerersatzstoffe wie Hüttensand, den Austausch fossiler Brennstoffe durch Ersatzbrennstoffe sowie ein umfassendes Management der elektrischen Energie zu senken. Bereits heute habe das Unternehmen CO2-reduzierte Zemente in seinem Produktsortiment, die auch für den Straßenbau geeignet sind. Dennoch werde weiterhin hauptsächlich der sogenannte Portlandzement ausgeschrieben. "Hier muss die Politik die Ausschreibungen anpassen, die sind immer noch veraltet", forderte der Geschäftsführer. Zudem habe Holcim Anfang 2020 den bundesweit ersten CO2-neutralen Beton auf den Markt gebracht.
Hahn wies außerdem darauf hin, dass Holcim am branchenübergreifenden Zukunftsprojekt "Reallabor Westküste 100" in Schleswig-Holstein mitwirkt. Holcim und weitere Partner setzen hier auf langfristige Kooperationen, die von der Erzeugung von grünem Strom über Wasserstoffproduktion bis zur anschließenden Produktion von synthetischen Kohlenwasserstoffen reichen und somit den Nukleus für nachhaltige Geschäftsmodelle im Bereich der Energiewende und Dekarbonisierung bilden. Dabei wird abgeschiedenes und aufbereitetes CO2 aus der Zementproduktion als Rohstoff zur Methanolproduktion verwendet. Aus diesem Methanol wird am Ende des Prozesses synthetischer Kraftstoff raffiniert: Benzin, Gas oder Kerosin. "Die Kooperationspartner würden jetzt gerne zügig in die Umsetzung gehen", erklärte der Geschäftsführer. Eine weitere Herausforderung: Um klimaneutral zu sein, wird die Elektrolyseanlage zur Wasserstoffproduktion mit Offshore-Windenergie betrieben, doch derzeit hinke der Ausbau der Windkraft hinterher", sagte Hahn. Deshalb sei die Politik gefordert, die Erneuerbaren Energien möglichst schnell weiter auszubauen. "Wir wollen den jungen Generationen zeigen, dass klimaneutrales Wirtschaften möglich ist", betonte Hahn.
Die SPD im Bund und Land dränge auf den stärkeren Ausbau von Windkraft, betonte Lies. Im Anschluss an das Gespräch wurden die Gäste mit Helm, Warnweste und Schutzbrille ausgerüstet und die Werksleitung zeigte ihnen die Produktionsanlagen. "Dieser Besuch ermuntert mich – der Klimaschutz ist auch in dieser Branche keine unlösbare Aufgabe", sagte Lies am Ende des Besuchs.