Jazz-Quintett begeistert unplugged im großen Saal das StadtHauses
Das war neu beim Burgdorfer Jazzclub am gestrigen Sonnabend, 31. Oktober 2020: Swing und Bebop. Da lag Count Basie in der Luft – gespielt von einer kleinen Besetzung, wie es aus Kostengründen in den 60er Jahren üblich war. Die fünf Star-Musiker von internationaler Bedeutung waren bereits vor eineinhalb Jahren verpflichtet worden und fast wäre diese auf lange zeit geplante Gig noch an "Corona" gescheitert. Doch Paul Rohde, Vorsitzender der Jazzfreunde Altkreis Burgdorf, blieb hartnäckig. Alle Auflagen wurden erfüllt, die Besucher saßen weit auseinander an Tischen, die Hygienebedingungen wurden penibel eingehalten. Trotzdem blieben einige verkaufte Plätze leer.
Doch wie erzielt man mit wenigen Besuchern, die zum Teil aus über 100 Kilometer Entfernung anreisten, Stimmung in einem großen Festsaal? Gerade die Jazzfans sind ein enges Miteinander gewohnt und brauchen das. Erstaunlich, dass diese negativen Umstände dann den Abend nicht beeinträchtigen konnten. Das lag an der Qualität des ungewöhnlichen Quintetts. Ausnahmsweise wurden drei Sets mit zwei "Lüftungspausen" gespielt. Und die Zeit verging wie im Fluge.
Ob die Ballade oder das rasante Stück "The Midgets", bei dem einem schnellen Einstieg von Lindy Huppertsberg (b) die Bläser Matthias Seuffert (sax, cl) und Patrick Artero (tp) folgten, bis Thilo Wagner (p) dazukam. Dabei immer im Hintergrund der fantastische Drummer Gregor Beck. Im Laufe des Abends durfte er aber bei fünf Soli sein Können im Stil eines Gene Krupa beweisen.
Dieses von "Lady Bass" moderierte Konzert setzte sich von den bisher in Burgdorf gebotenen Gigs durch seine Perfektion ab. Unplugged und nur mit verstärktem Gesang – das gab es bislang noch nicht.
Womit man nicht rechnen konnte: Das Publikum honorierte die Performance mit viel Beifall vom ersten Song an. Erst nach einer Zugabe wurden die Künstler nach langem Applaus entlassen. Gregor Beck schrieb ins Gästebuch: "Ein Vergnügen, hier gewesen zu sein. Danke!" Das bestätigten einige Gäste auch dem Vorstand, der ein Risiko eingegangen war, was sich aber gelohnt hat.
Dem abschließenden "Danke, dass wir hier spielen konnten" der Band, hatte sich an diesem Abend auch ein "Danke, der Auftritt angeboten wird" hinzugesellt, wie Paul Rohde in seiner Einführung feststellte. Denn einen Tag bevor die Veranstaltungszene wieder schließen muss, wird es das vorerst letzte Konzert gewesen sein und auch die Band wird in den kommenden Wochen nicht mehr auftreten können.
Lindy Huppertsberg sprach daher am Ende den Jazzfreunden Altkreis Burgdorf um ihren Vorsitzenden Paul Rohde wie auch StadtHaus-Pächter Peter "Pit" Widdel und seinem Team noch einmal ihren ganz besonderen Dank aus. Danach gingen wortwörtlich die Lichter aus – in diesem Fall für einen längeren Zeitraum.