Niedersächsische Weine – das Angebot wächst
Wie ein klassisches Weinbaugebiet sieht Niedersachsen nicht aus. Hobbyanbau wird in der Region seit längerer Zeit betrieben. Trotzdem konnte man von kommerziellem Anbau bis vor wenigen Jahren bloß träumen. Erst durch eine Gesetzesänderung im Jahr 2016 hat sich die Lage verändert. Seitdem können Winzer im gesamten Bundesland Reben zu kommerziellen Zwecken beantragen. Offiziell bauen mittlerweile über 20 niedersächsische Winzer auf insgesamt mehr als 20 Hektar Fläche Weihe an.
Erster Rebbau schon im Mittelalter
Ein leckeres Essen, ein guter Wein und eine dazu passende Zigarre. So sieht für viele Menschen Entspannung aus. Umso erfreulicher, dass die Winzer-Gemeinschaft in Niedersachsen seit 2016 stetig wächst. In der Region Hannover hat sich Meitze mittlerweile einen Namen als Weinbaugebiet gemacht. In Osnabrück ist es Bad Iburg und in Lüneburg Wiecheln. Auf niedersächsischem Gebiet wurde Wein schon früher kultiviert. Die Herzogtümer Braunschweig und Lauenburg weisen darauf hin. Dasselbe gilt für das Fürstentum Lüneburg. Seit dem 18. Jahrhundert baute man auch in Neustadt am Rübenberge, Eichsfeld und Sulingen Reben an. Einer der bekanntesten Tropfen des Mittelalters war der Questenberger, der 1390 urkundlich als bemerkenswert guter Wein bezeichnet wurde. Die Sorte aus Hannover Münden gibt es heutzutage nicht mehr. Dafür begünstigt der Klimawandel seit einigen Jahren den regionalen Weinbau. Nach eigenen Angaben wächst der Niedersächsische Weinbauverband jährlich um mehrere Hektar. Und trotzdem noch nicht genug, wenn es nach den Winzern geht.
Im Kampf gegen das Nord-Süd-Gefälle
Dass Niedersachsen lange keine ernsthaften Weinbaugebiete hatte, war vor allem auf die strengen EU-Vorgaben für den Anbau und die Verarbeitung zurückzuführen. Winzer durften bis 2016 höchstens 99 Rebstöcke auf ihrem Gebiet anbauen. In Regionen wie Hitzacker und Hildesheim versuchte man sich trotz der strikten Vorgaben daran. 2016 haben sich die Vorschriften gelockert. So vor allem, um das Nord-Süd-Gefälle im Hinblick auf Weine zu reduzieren. Trotz der Gesetzesänderung gibt es bisher keine Landesverordnung zur Exekution des Weinrechts. Im Weingesetz und der Weinverordnung sind bisher keine regionalen Anbaugebiete erwähnt. Das hat Auswirkungen auf die offizielle Qualitätsstufe. Niedersächsische Winzer dürfen ihre Tropfen bislang nur als Tafelwein vermarkten. Das gilt sogar dann, wenn es sich eigentlich um Landweine handelt. Die meisten Tropfen aus der Region tragen noch immer nur die Bezeichnung Deutscher Wein. Der Niedersächsische Weinbauverband wünscht sich für die Zukunft eine Kennzeichnung als Niedersächsischer Wein.
Experten zweifeln noch
Noch ist der Weinanbau in Niedersachsen eher jung. Eine eigene Marke kann daraus trotzdem werden, hoffen regionale Winzer. Experten bleiben skeptisch, was die Qualität betrifft. Auch der Klimawandel sorge bisher noch nicht für die richtigen klimatischen Bedingungen. Trotz solcher Zweifel bleibt der Niedersächsische Weinbauverband zuversichtlich. Bislang werden vor allem weiße Trauben der Art Solaris und Helios und roter Regent angebaut. Diese pilzresistenten Sorten sind mit den geo-klimatischen Bedingungen am besten vereinbar. Der oftmals hefige, relativ starke Geschmack niedersächsischer Weine ist nicht jedermanns Sache. Probiert haben sollte man die regionalen Weine trotzdem.
Bitte nur in Maßen! Seit der Corona-Krise fällt es vielen Deutschen schwer, Maß zu halten. Das gilt auch im Zusammenhang mit Alkohol. Genuss darf nicht zur Abhängigkeit werden.