Bronzenes Gastarbeiter-Denkmal in Lehrte enthüllt
In Lehrte ist der 60. Jahrestag der Unterzeichnung des deutsch-türkischen Anwerbeabkommens (31. Oktober 1961) nun zum Anlass genommen worden, am gestrigen Freitag, 13. Mai 2022, vor dem City-Center ein Denkmal für Gastarbeiterinnen und Gastarbeitern einzuweihen. Die Bronzestatue, die zu einer wichtigen Erinnerungskultur beiträgt, ist eine Schenkung des ortsansässigen Unternehmers Hasan Kurtulus.
Zwischen 1961 und 1973 kamen rund 900.000 türkeistämmige Menschen zunächst zum Arbeiten nach Deutschland. Viele von ihnen sind geblieben und prägen die Bundesrepublik seit damals auf vielfältigste Weise. "Ohne die Leistung der Familien, die als so genannte Gastarbeiterinnen und Gastarbeiter zu uns gekommen sind, wäre das deutsche Wirtschaftswunder so nicht möglich gewesen", sagte bereits vor geraumer Zeit das Mitglied im Ausschuss für Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik, Michelle Müntefering (MdB/SPD).
Dem stimmte Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil in seinem würdigenden Grußwort ohne wenn und aber zu: "Die Zuwanderung war Ausdruck bitterer Armut in ihrer Heimat. Insgesamt sind drei Millionen Menschen hier geblieben, die über die Jahre zu einem wichtigen Teil und zu einer Bereicherung unserer Gesellschaft geworden sind. Ich ziehe meinen Hut vor der Initiative der Stadt Lehrte. Das Denkmal ist nach Wolfsburg erst das zweite in Niedersachsen und das erste in der Region Hannover." Und Weil zitierte den Schweizer Schriftsteller Max Frisch (1991): "Wir haben Arbeitskräfte gerufen, und es sind Menschen gekommen."
Zuvor hatte Lehrtes Bürgermeister Frank Prüße den Ministerpräsidenten sowie alle anwesenden Bundes-, Landes- und Kommunalpolitiker sowie Vertreter aller Religionsgemeinschaften begrüßt. "Die heutige Enthüllung des Denkmals vor dem zentralen City-Center ist ein großartiger Beitrag zur Erinnerungskultur. Die damals Zugezogenen sind in Lehrte im Laufe der Zeit zu guten Kollegen und Freunden geworden", unterstrich Prüße.
Die Hiergebliebenen und -geborenen seien mittlerweile zu wichtigen Mitgliedern der Mehrheitsgesellschaft geworden, die vereint ihre Stimme gegen Islamphobie, Antisemitismus und Rassismus erhebt, so die türkische Generalkonsulin Gül Özge Kaya.
Hasan Kurtulus, der 1969 als kleiner Junge nach Lehrte kam und heute ein international agierender Unternehmer ist, erinnerte sich: "Sie alle sind nur mit einem Koffer voll mit Liebe, Hoffnungen und Tragödien gekommen. Und sie kamen, weil sie hier gebraucht wurden. Mittlerweile tragen wir gemeinsame Verantwortung für eine friedliche Zukunft."