Viel los im Antikriegshaus Sievershausen
Für das Wochenende 17. bis 19. November 2023 bietet das Antikriegshaus, Kirchweg 4A in Sievershausen, ein abwechslungsreiches Programm mit gleich zwei Veranstaltungen.
Am Freitag, 17. November, um 19 Uhr kommt der Umweltaktivist Tobi Rosswog aus Wolfsburg in das Dorf an der östlichen Grenze der Region Hannover und stellt die Frage nach der Sinnhaftigkeit der elektro-mobilen Antriebswende.
E-Mobilität – Nur eine Scheinlösung? Das jedenfalls sagen die Aktivisten der "Amsel 44", einer Initiative, die sich in Wolfsburg gegründet hat, ausgerechnet in der Stadt, in der die Autoindustrie alles dominiert. Die Initiative streitet "für eine echte Verkehrswende, mit Fantasie, Mut und ganz konkreten Vorschlägen dafür, wie Wolfsburg zu einer Verkehrswendestadt werden könnte." Verkehrswende statt nur Antriebswende durch E-Mobilität, das ist ihre Forderung. "Die meisten Probleme, die der Verkehr verursacht, werden nicht gelöst, wenn wir nur den Antrieb unserer Fahrzeuge verändern," so Tobi Rosswog von der Initiative Amsel 44. Die Probleme des Flächenverbrauchs, der Unfallzahlen, des Rohstoffverbrauchs bleiben bestehen.
"VW sollte aufhören, Autos zu bauen", so die Initiative, und stattdessen Fahzeuge für den ÖPNV produzieren. Aber ist das möglich?
Ebenso interessant ist, wie die Öffentlichkeit und die Politik in Wolfsburg auf die Aktivitäten der Initiative reagiert. Von Zustimmung bis zu heftigem Gegenwind bis hin zu Hausdurchsuchungen im Aktions- und Projekthaus im Amselweg 44 kam schon alles vor. Auch darüber werden die Gäste bei diesem Vortrags- und Diskussionsabend etwas hören.
Am Sonntag, 19. November, ebenfalls um 19 Uhr, kommt es dann im Antikriegshaus zu einem echten Kontrastprogramm. Im Rahmen der diesjährigen Ökumenischen FriedensDekade spielt am Volkstrauertag die Gruppe "SVITE".
Musik mit ukrainischer Identität. Das ukrainische Wort Svity, ausgesprochen SVITE bedeutet einerseits "Welten", kann aber auch als poetische Aufforderung verstanden werden, Licht zu verbreiten: "SVITE!" – "Leuchte!"
Den Musikern ist es ein Anliegen, bei ihren Auftritten und Konzerten den Reichtum und die Vielfalt ukrainischer Musik vorzustellen. Von volkstümlicher Vokalmusik, über anspruchsvolle Werke ukrainischer Komponisten für Bandura und Klavier bis hin zu einem Ausflug in die zeitgenössische Popmusik.
Anna Sonyk (Bandura), Maria Shvydkiv (Klavier) und Svitlana Sonyk (Gesang), alle geflohen vor dem russischen Krieg gegen ihre Heimat und am Akkordeon unterstützt durch den hannoverschen Liedermacher Unmada Manfred Kindel, wollen ihren Beitrag leisten, dass in Deutschland die Unkenntnis ukrainischer Kultur ein Ende hat. Die Übersetzung der poetischen Liedtexte und die vom Moderator auf Deutsch vorgetragenen Hintergrundinformationen bringen wahre Schätze zum Vorschein. Eine Kultur, von der viele in Europa nicht wissen, dass es sie überhaupt gibt. Eine Musik, die gleichermaßen sphärisch und gewaltig sein kann, berührende Texte voller Weisheit und Schönheit.
Allein die weitgehend unbekannten Klänge der Bandura ziehen in den Bann. Die Historie dieser für die ukrainische Musik prägende und Identität stiftende Lautenzither offenbart das jahrhundertealte Ringen um den Erhalt der eigenen Kultur.
Die Bandura ist die technische Weiterentwicklung der Kobsa, einer Laute, zu der die Kobsare, die Barden der Kosaken, sowohl geistliche Lieder als auch Heldenepen vortrugen und die alten Mythen und Geschichten ihres Volkes erzählten.
Während des Stalinismus wurden brutale Verbrechen an der ukrainischen Bevölkerung und Kultur begangen. Ziel dieser Unterdrückung wurden auch die Kobsare und ihr Instrument Kobsa. 1935 lud Stalin 300 Volkssänger zu einem Festival nach Charkiv ein, indem er vorgab, ihren Beitrag für die Kultur des Landes ehren zu wollen. Sie wurden allesamt erschossen. So glaubte man die ukrainische Kultur nachhaltig zerstören zu können.
Das Konzert der Gruppe SVITE wird gefördert durch den Fonds "Frieden stiften" der ev.-luth. Landeskirche Hannovers. Der Eintritt ist frei.