Region Hannover

Kompetenzzentrum Psychosoziales Krisenmanagement unterstützt bei belastenden Situationen

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Mit dem Kompetenzzentrum für Psychosoziales Krisenmanagement verfügt das Rote Kreuz in der Region Hannover neuerdings über eine starke Gemeinschaft, die Menschen in unterschiedlichsten belastenden Situationen ehrenamtlich und fachkundig unterstützt.

Das Jahr 2023 endete für den dreifachen Familienvater mit einer schrecklichen Überraschung: Als seine älteste Tochter am Silvestermorgen zum Frühstück geweckt werden sollte, war das Bett leer, die älteste Tochter verschwunden, das Handy ausgeschaltet. Nach fünf Tagen völliger Ungewissheit stand die 15-Jährige zwar wieder in Kreiensen vor der Tür, zum Glück auch wohlbehalten. Sie war zu einem 25-Jährigen nach Seelze ausgerissen, den sie bei Facebook kennengelernt hatte.

Doch ausgestanden war der Kummer damit noch lange nicht. In den folgenden acht, neun Monaten fügte sich die Tochter willentlich Verletzungen zu, hatte sogar suizidale Gedanken, wurde insgesamt fünfmal in eine psychiatrische Klinik eingewiesen. Der 40-jährige Mitarbeiter beim Roten Kreuz in der Region Hannover musste in dieser Zeit funktionieren und arbeiten, „irgendwie einen klaren Kopf bewahren“. Er ist als Disponent in der Rettungswache in Laatzen tätig – und fand wertvolle Hilfe direkt in diesem Umfeld.

Im November 2023 ist das Kompetenzzentrum Psychosoziales Krisenmanagement (KomZ PsychKM) des Roten Kreuzes in der Region Hannover ins Leben gerufen worden. Dort engagieren sich Fachkräfte der Psychosozialen Notfallversorgung (PSNV), um Rotkreuz-Mitarbeitenden, aber auch deren Familien in belastenden Situationen zu unterstützen – explizit auch bei privaten Problemen.

So machten sich im beschriebenen Fall Nina Meyer, Vanessa Grüneberg und Ralph Meyer auf den Weg nach Kreiensen, führten Einzelgespräche mit den Eheleuten, gaben Rückendeckung, zeigten Möglichkeiten auf und vermittelten weiterführende Hilfe. Eine spezielle Brücke zu den beiden anderen Töchtern stellte der Einsatzhund des Teams dar. „Wir hatten die Möglichkeit, uns jederzeit zu melden“, blickt der 40-Jährige dankbar zurück.

Mittlerweile hat sich seine Tochter stabilisiert. Sie befindet sich in kontinuierlicher professioneller Behandlung und hat feste Therapietermine, bei denen Experten unter anderem die Ursachen ihrer psychischen Probleme herausarbeiten.

„Die Belastungen werden immer höher, und der Bedarf in der Gesellschaft wird allgemein immer größer“, berichtet Frank Wöbbecke, Ansprechpartner für das KomZ PsychKM beim Roten Kreuz in der Region Hannover. Entsprechend soll das Team ehrenamtlicher Fachkräfte weiter wachsen. Aktuell umfasst es 14 Personen mit unterschiedlichem beruflichem Hintergrund. „Die haben sich richtig reingekniet und die vorgegebenen, zeitintensiven Schulungen absolviert“, betont Wöbbecke. Nicht weniger zeitintensiv ist die ehrenamtliche Tätigkeit selbst.

Auf das Potenzial dieser starken Gemeinschaft können aber nicht nur Rotkreuz-Mitarbeitende für sich und ihre Familien zurückgreifen. Es gibt mittlerweile Kooperationsverträge beispielsweise mit Behörden, die ihren Mitarbeitenden auf diese Weise eine kompetente Krisenintervention anbieten können. Bedarf und Nachfrage steigen, weitere Ehrenamtliche sind daher sehr willkommen. Interessierte wie Hilfesuchende können sich jederzeit unter Telefon 0511/367-178745 oder per Mail an psnv@drk-hannover.de melden.

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