Hämelerwalds Ortsbrandmeister Fechner: „Wir sind da, wenn man uns braucht“
Mehr als 23.000 Stunden haben die ehrenamtlichen Einsatzkräfte der Freiwilligen Feuerwehr Hämelerwald im vergangenen Jahr geleistet. Neben Einsätzen standen auch viele Aus- und Weiterbildungen auf dem Programm, um im Ernstfall bestens ausgebildet zu sein.. Eine Jahreshauptversammlung kann für manchen Teilnehmer schon langweilig sein, aber bei der Versammlung der Freiwillligen Feuerwehr Hämelerwald am gestrigen Sonnabend war ein weiteres Thema bestimmend: "Wenn sie einen Kameraden neben sich sitzen haben, der eingeschlafen ist, dann lassen Sie ihn bitte schlafen", leitete Ortsbrandmeister Christian Roger Fechner die Versammlung ein. Denn: Beim Brand einer Sporthalle in Lehrte in der vorangegangenen Nacht war auch die Ortswehr aus Hämelerwald im Einsatz. Bis in die frühen Morgenstunden waren die ehrenamtlichen Brandbekämpfer an der Einsatzstelle, am Morgen musste dann noch Schaummittel von der Berufsfeuerwehr Hannover nach Lehrte gebracht werden. Daher ließ sich auch Stadtbrandmeister Jörg Posenauer als Einsatzleiter beim Brand in Lehrte entschuldigen, der von seinem Stellvertreter Heinz-Georg Montag vertreten wurde.
Langweilig war die Jahreshauptversammmlung, die vom Musikzug der Freiwilligen Feuerwehr Evern aufgelockert wurde, allerdings auf keinen Fall und so verfolgten die rund 150 Besucher – wenn auch mit zum Teil verschlafenen Ausdruck – gespannt die Berichte von Ortsbrandmeister, Zugführer, Jugendfeuerwehrwart, Kinderfeuerwehrwart, Gerätewart und Sicherheitsbeauftragten. Und es gab eine Menge zu berichten: Nicht nur die vielen Einsätze auf der A2, bei denen es häufig Menschen aus eingeklemmten Fahrzeugen zu retten gab, sondern auch zu Bränden und eine Vielzahl technischer Hilfeleistungen, hier häufig in Form von Türöffnungen bei Personen in Notlage hinter verschlossenen Türen, wurde die Ortswehr alarmiert. Zu insgesamt 61 Einsätzen wurde die Ortswehr im vergangenen Jahr gerufen. Die Ortswehr bemängelte hinsichtlich der Einsätze auf der A2 die fehlende Rücksichtnahme und Rettungsgasse der Fahrzeugführer sowie die Behinderung durch Schaulustige. "Diese Umstände ärgern uns immer wieder und führen zu Verzögerungen der Rettung von Verletzten und Eingeklemmten", so der Ortsbrandmeister, der im vergangenen Jahr die Führung der Ortswehr übernahm.
"Es war kein ereignisreiches Jahr, dafür haben wir mehr Ausbildungsdienste gemacht", erklärte er. 10 Prozent mehr Ausbildungsstunden als 2016 haben die Ehrenamtlichen absolviert, "und das wird noch weiter steigen", berichtete Zugführer Jörg Campen. So kündigte er auch an, dass pro Einsatzkraft 24 Stunden Ausbildung in die Höhenrettung und Absturzsicherung investiert werde. Besonderes Highlight war die Heißausbildung im vergangen Jahr, die nicht von der Stadt bezahlt werde, sondern nur über die Unterstützung des Fördervereins möglich war, wofür sich die Aktiven besonders bei den Unterstützern der Wehr bedankten."Wir haben einen Ausbildungsstand, auf den wir stolz sein können", erklärte Jörg Campen, der sich für die Ausbildung auch ein Brandhaus wünsche, um realitätsnah üben zu können.
Stellvertretend für Lehrtes Bürgermeister und Verwaltungschef Klaus Sidortschuk berichtete Fachbereichsleiter Michael Grossmann von der Neuanschaffung eines LF 20/16 für die Ortswehr. Hinsichtlich der Ausbildung richtete er lobende Worte an die Aktiven: "Jeder Euro, der in die Ausbildung gesteckt wird, ist gut angelegtes Geld. Mit welch hoher Leistungsfähigkeit sie sich hier ehrenamtlich engagieren, kann gar nicht oft genug angesprochen werden. Dieses verdient den Dank und die Anerkennung aller Lehrterinnen und Lehrter", so Grossmann. Eine Kerbe, in die in seinen Grußworten auch Lehrtes THW-Chef Andreas Flörke schlug und bezugnehmend auf den Brand in der Nacht zuvor betonte: "Wenn es euch nicht gäbe, gäb´s die ganze Schule nicht mehr." Dank und Anerkennung sprach auch Hämelerwalds Bürgermeister Dirk Werner aus, für "das große soziale Engagement und gesellschaftliche Wirken im Ort". Er mahnte die Politik an, hinsichtlich des Neubaus des Feuerwehrhauses der Schwerpunktfeuerwehr Lehrte, die bestehenden Feuerwehrhäuser nicht zu vergessen. Zuvor hatte Ortsbrandmeister Christian Roger Fechner berichtete, dass das 10 Jahre alte Gebäude – das in ständiger Benutzung sei – einige Mängel aufweise, die es zu beseitigen gelte.
Doch nicht nur die aktiven Kräfte hatte einiges zu berichten. Auch die Nachwuchsarbeit in Hämelerwald sucht seinesgleichen. Jugendfeuerwehrwart Martin Schlusche berichtete über die Aktivitäten der Jugendwehr, die feuerwehrtechnische Ausbildung und Brandbekämpfung ebenso auf dem Programm hatte, wie Spiel, Spaß und Sport. Mehr als 4500 Stunden stehen beim Feuerwehrnachwuchs zu Buche und somit ähnlich viele wie die Ausbildungsstunden bei der Einsatzabteilung. Kinderfeuerwehrwart David Czeczerski konnte ebenfalls mit beeindruckenden Zahlen aufwarten, die für ein Raunen der Versammlung sorgten: Zählte die Kinderfeuerwehr zu Jahresbeginn 2016 immerhin schon stolze 29 Kinder, so verzeichnete die Kinderfeuerwehr 20 Neuaufnahmen im Laufe des Jahres und zählt nun per Saldo 46 Kinder im Alter von 6 bis 10 Jahren. "Das ist die größte Kinderfeuerwehr in der Region Hannover", verkündete der Kinderfeuerwehrwart stolz und bedankte sich gleichzeitig beim Betreuerteam, ohne das es nicht möglich wäre, für so viele Kinder entsprechende Inhalte zu bieten.
Eine Besonderheit hatte Ortsbrandmeister Christian Roger Fechner dann zu verkünden: Mit Michel Oschem und Jonas Dietrich wurden zwei Gründungsmitglieder der Kinderfeuerwehr, die am 30. August 2008 ins Leben gerufen worden ist, in die Einsatzabteilung übernommen. Die beiden leisteten ebenso wie Manuel Knappe und Jessica Prusco ihren Eid vor der Versammlung. Den ersten Dienstgrad in der Feuerwehr als Feuerwehrmann beziehungsweise -frau erhielten Jessica Bertram, Yannik Blanke, Manuel Knappe und Natalie Neumann. Zum Oberfeuerwehrmann wurden Tim-Bastian Fechner, Lukas Rosemann und Daniel John ernannt. Den Dienstgrad des Hauptfeuerwehrmann/-frau tragen jetzt Stefanie Czeczerski und Mark Bremer. In den Dienstgrad des 1. Hauptfeuerwehrmanns wurde Klaus Dieter Kreusel ernannt. Oberlöschmeister dürfen sich nun Andreas Mücke und Kord Kaiser nennen. Zum Brandmeister wurde Hendrik Voges ernannt.
Zwei besondere Ehrungen nahm der stellvertretende Stadtbrandmeister Heinz-Georg Montag vor, der betonte, dass dieses eigentlich im Rahmen einer Versammlung der Stadtfeuerwehr stattfinden müsse, wenn es sie denn gäbe: Zugführer Jörg Campen, der zudem stellvertretender Zugführers des ABC-Zuges Region Hannover Ost ist, wurde der Dienstgrad Brandmeister verliehen. Ebenso besonders geehrt wurde Toni Glückert, der 8 Jahre Stadtausbildungsleiter war und dafür die Ehrennadel in Silber der Stadtfeuerwehr Lehrte erhielt, die zuvor auch der ausscheidende Gruppenführer Marcus Malitz überreicht bekam. Mit der Ehrennadel des Landesfeuerwehrverbandes für seine 60-jährige Mitgliedschaft wurde Horst Heise geehrt, für 10-jährige aktive Mitgliedschaft bekamen Stefanie Czeczerski, David Czeczerski und Ursula Hahnenstein die Ehrennadel der Stadtfeuerwehr Lehrte.
Christian Roger Fechner schloss seine erste Jahreshauptversammlung als Ortsbrandmeister mit den Worten: "Mit einem Zitat aus einem Lied von Klaus Lage, welches er für die Seenotretter der Deutschen Gesellschaft zur Rettung von Schiffbrüchigen geschrieben hat ‚Wir reden nicht, wir retten‘ möchte ich den Bürgern von Hämelerwald, der Stadt Lehrte und allen Reisenden auf der A2 versichern, dass wir 24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr für sie da sind und dass sie sich auf uns verlassen können. Wir sind da, wenn man uns braucht".