SoVD Frauen und Gleichstellungsbeauftragte demonstrieren für Entgeltgleichheit
10 Jahre jährt sich der Tag der Entgeltgleichheit. Der Tag, an dem Frauen das gleiche Jahresgehalt erreichen, das Männer rechnerisch schon am 31. Dezember des Vorjahres bekommen haben. In 10 Jahren haben die Frauen aufgeholt, feierten sie den ersten Equal Pay Day noch am 23. April, so fällt der diesjährige Tag auf den 18. März. "Aber immer noch skandalös ist diese Entgeltungleichheit zwischen Männern und Frauen, die laut dem Statistischen Bundesamt aktuell bei 21 Prozent liegt", findet Christa Huwald, die Kreisfrauensprecherin der Frauen des Sozialverband Deutschland (SoVD).
In bewährter Tradition haben die Frauen des Sozialverbands in der Ostregion um Burgdorf herum wieder eine aufsehenerregende Aktion gestartet. Pünktlich um 10.30 Uhr trafen sich etwa 30 Frauen, unterstützt von einer Handvoll Männern und der Gleichstellungsbeauftragten Petra Pape auf dem Schützenplatz. Mit gelben Warnwesten und roten Sonnenbrillen ausgestattet bauten sie auf dem Wochenmarkt eine Mauer aus Kartons auf, um sie dann unter lautem Trillerpfeifen wieder einzureißen.
Sie wollen damit auf die Ungerechtigkeit hinweisen und vor allem junge Frauen sensibilisieren. Die jüngste OECD Studie zeigt, dass immer mehr Mütter mit Kindern arbeiten. Durch den Ausbau der Kinderbetreuung und das Elterngeld sind erstmalig in der bundesdeutschen Geschichte gute Voraussetzungen für die Erwerbstätigkeit von Frauen entstanden. Allerdings müssen Frauen für eine Berufstätigkeit immer noch sehr viele Hindernisse überwinden und Nachteile in Kauf nehmen, berichtet Petra Pape, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Burgdorf.
Besorgniserregend gestiegen ist in den vergangenen Jahren die Quote der geringfügig entlohnten beschäftigten Frauen. Auffällig ist, dass selbst Akademikerinnen sich auf den Kompromiss einer vorübergehenden geringfügigen Beschäftigung einlassen. Sie sind oft sogar bereit, in Jobs zu arbeiten, die nicht ihren Qualifikationen entsprechen, wenn sie damit Beruf und Familie vereinbaren können. Durch das geringe Einkommen in diesen Jobs sehen sich Frauen gezwungen, neben dem "Hauptjob" noch einen zweiten anzunehmen, damit sie sich und ihre Familien können.
Ein Blick auf die Arbeitsmarkt-Statistik zeigt, dass Frauen nach akademischen Abschlüssen kaum vorkommen. Kurz nach Familiengründung stehen sie dem Arbeitsmarkt wegen der fehlenden passgenauen Beschäftigungsangebote, die Familie und Beruf gut vereinbaren lassen, oftmals nicht zur Verfügung. "Eine traurige Bilanz im 21. Jahrhundert angesichts des aktuellen Fachkräftemangels und volkswirtschaftlich gesehen, werden die enormen Potenziale von Frauen vergeudet," so Pape.
Obwohl inzwischen viele Frauen in Deutschland die Familienernährerinnen sind, erleben sie, dass sie immer noch als sogenannte Zuverdienerinnen wahrgenommen werden und ihnen lediglich Teilzeitstellen oder Minijobs angeboten werden. An dieser Praxis, die sich auch in öffentlichen Verwaltungen widerspiegelt, müsse sich dringend etwas ändern.
Der Mangel an gleichberechtigter Teilhabe im Erwerbsleben und an existenzsichernden Erwerbseinkommen habe Folgen. Viel zu selten sei es Frauen möglich eine betriebliche oder private Altersvorsorge als weitere Säule ihrer Existenzsicherung im Alter aufzubauen. Altersarmut sei daher vorprogrammiert.
Auch die Gleichstellungsbeauftragten in Niedersachsen fordern: "Die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen am Arbeitsmarkt sicher zu stellen, Minijobs sollen als Haupterwerbstätigkeit verboten werden. Die gleiche Bezahlung von Frauen und Männern muss endlich umgesetzt werden, Steuerliche Fehlanreize, zum Beispiel das Ehegattensplitting, müssen aufgehoben werden und Berufe in denen überwiegend Frauen beschäftigt sind, müssen durch eine bessere Bezahlung aufgewertet werden."
Denn: "Die faktische Gleichstellung der Geschlechter kann erst dann erreicht sein, wenn Frauen durch ihre eigene Erwerbstätigkeit – unabhängig vom Partner – ihre Existenz mit ihrem Einkommen sichern können", so Anne Behrends aus dem lag-Vorstand. Das gilt für alle Frauen mit oder ohne Kinder.