Region Hannover

Heute auf 3sat: „Drama Organspende“

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Jasmin lacht: Sie hat Geburtstag, den 14., ziemlich alt für ein Mädchen, dem die Ärzte schon kurz nach der Geburt nur wenig Überlebenschancen gaben. Diagnose: Hypoplastisches Linksherz-Syndrom, ein seltener und schwerer Herzfehler.

Jasmin weint: wieder eine Narkose, wieder eine Operation. Herzschrittmacher, Bauchnabelbruch. Dazu Kontrolluntersuchungen, Medikamente, Krankenhausaufenthalte. Und dann noch all das, was sie wegen ihres kranken Herzens nicht machen darf, in der Schule, in der Freizeit.

Jasmin wartet: auf ein Spenderherz. Seit über zwei Jahren steht sie auf der Warteliste. Doch die Zahl er Organspender in Deutschland sinkt immer weiter. Ist daran der so genannte "Organspende-Skandal" verantwortlich, bei dem ein Transplantationschirurg an der Uniklinik Göttingen Patientendaten manipuliert haben soll? Oder ist dieser Skandal nur ein Symptom für ein völlig intransparentes System, weshalb Kritiker Deutschland als "Entwicklungsland" in Sachen Organspende bezeichnen.

Die Zahlen sind beängstigend. Im Jahr 2013 gab es nur noch 876 Personen, die zu einer Organspende bereit waren, 170 weniger als 2012. Für dieses Jahr wird ein neuer Tiefstand erwartet. Für die fast 11.000 Patienten, die auf ein Spenderherz warten eine Gratwanderung zwischen Leben und Tod. Jeden Tag sterben drei Menschen auf der Warteliste.

Jasmin bangt: Was kann Menschen überhaupt noch bewegen, einen Organspenderausweis zu beantragen? Das Leben des 14-jährigen Mädchens ist der rote Faden in dem Film, der auch den Gerichtsprozess in Göttingen begleitet, bei dem sich ein Transplantationschirurg verantworten muss, weil er Patientendaten manipuliert haben soll, um dadurch schneller an eine Spenderleber zu kommen. Die Dokumentation zeigt, dass Politiker, Ärztefunktionäre, Transplantationsmediziner, Juristen und Ethiker sich uneins darüber sind, welche grundlegenden Reformen im Organspendesystem notwendig sind.

Ein Jahr lang haben der mehrfach ausgezeichnete Autor Michael Heuer und sein Filmteam die 14-jährige Jasmin Ehrich und ihre Familie aus Gleidingen bei Hannover begleitet. Lachen und Weinen, Hoffen und Bangen und immer wieder Warten.

Über den Autor: Michael Heuer hat ein Magisterstudium (Germanistik, Film-, Fernseh- und Theaterwissenschaften und Psychologie) an der Universität Köln absolviert. Seit 1989 ist er freier Autor und wurde unter anderem mit dem Adolf-Grimme-Preis und dem Deutschen Sozialpreis ausgezeichnet. Der Autor widmet sich in seinen Filmen vor allem Menschen, die in ihrem Umfeld in soziale oder psychische Not gekommen oder auf andere Weise zu Opfern geworden sind. Der Konflikt eines Individuums mit der Gesellschaft zwischen Ohnmacht und Widerstand kennzeichnet seine filmische Arbeit.

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