Kurzweiliger Abschlussbericht zur Neudatierung des Glockenturms der Otzer Kapelle
Der Architekt Stefan Amt, promoviert zum Dr.-Ing. an der Universität Hannover, hat sich, nach verschiedenen langjährigen Lehrtätigkeiten und internationalen Gastdozenturen beruflich und mit viel persönlichem Interesse zu bauhistorischen Begutachtungen, denkmalpflegerischen Voruntersuchungen und technischen Bestandserfassungen, im April 2017 mit seinem Büro für historische Bauforschung der bisher bekannten Datierung des Glockenturms der Otzer Kapelle angenommen.
Mit den Architekten Marcel Petri und Nils Ochmann vom Ochtruper Büro für Hochbau und Denkmalpflege konnte Dr. Stefan Amt im Auftrag der Martin-Luther-Kirchengemeinde Ehlershausen-Ramlingen-Otze und mit einer von der Region Hannover und der Baudenkmal-Stiftung Raum Hannover geförderten Untersuchung eine neue und gesicherte bauhistorische Bewertung und Einschätzung des hölzernen Glockenturms der Kapelle in Otze durchführen.
Im Rahmen dieser vom 20. bis 22. April 2017 durchgeführten bauhistorischen Untersuchung des Otzer "Glockenstapels" (die so genannten, oft hölzerne, Glockentürme stehen meist frei neben ihren Kirchen oder Kapellen und sind regelmäßig baulich nicht mit ihnen verbunden) wurden dazu unter anderem Bohrkerne zu einer dendrochronologischen Datierung (mit der die Jahresringe von Bäumen anhand ihrer unterschiedlichen Breite einer bestimmten, bekannten Wachstumszeit zugeordnet werden können) des Turmes entnommen.
Im Ergebnis konnte somit die bisherige Datierung auf das Jahr 1763 (Mutmaßung anhand der Glockendatierung) auf das Baujahr 1404, somit um 358 Jahre, rückdatiert werden. Der Otzer Glockenstapel ist damit 612 Jahre alt.
Mit einer PowerPoint-Präsentation stellte nunmehr Dr. Stefan Amt am gestrigen Mittwochabend, 23. August 2017, den Weg zu diesem Ergebnis im Rahmen eines wissenschaftlichen, aber trotzdem kurzweiligen Vortrags rund um die europäische Geschichte solcher Glockenstapel aus eigener, wie auch aus Sicht anderer Bauhistoriker in der Otzer Kapelle vor.
Neben der Schirmherrin der Aktion, Pastorin Susanne Paul und Küsterin Doris Günther, sowie dem ehemaligen Ortsbürgermeister Carl Hunze, seiner Nachfolgerin Ulla Träger und Dr. Manfred Kohler von der Baudenkmal-Stiftung Raum Hannover fanden gut weitere fünfzehn am Thema interessierte Gäste den Weg in die kleine Kapelle.
Inhalte des Vortrags von Dr. Amt waren dabei auch weitere mögliche Untersuchungsansätze durch Betrachtung der verschiedenen historisch zuzuordnenden handwerklichen Ausführungen solcher Holzkonstruktionen, wie auch zu Fehlansätzen und amateurhafte Ergebnisbewertungen solcher Datierungsbemühungen.
Bevor der Bauhistoriker das Ergebnis seiner Arbeit als gedruckte Dokumentation Susanne Paul aushändigte, gab er noch einen kleinen Exkurs zu dem augenfälligen Materialschnitt im Außenmauerwerk der Kapelle. Hier gäbe es sicherlich nochmal einen interessanten Ansatz, um nachzuvollziehen, wie die Kapelle in ihren offensichtlich mehreren Ausbauphasen ausgesehen haben mag.
Im Vorfeld des Vortrags von Dr. Stefan Amt, führte der Otzer Wolfgang Buchmann interessierten Gästen zu 14 Kopfdarstellungen in der Deckenbemalung der Kapelle aus. Wolfgang Buchmann hat gut 25 Jahre beigetragen, die Otzer Ortschronik fortzuschreiben beziehungsweise zu ergänzen.