Sehnde

Sehnde: Schon in der Eisenzeit war das Kleine Öhr ein „Baugebiet“

[SEHNDE]

Bei Erschließungsarbeiten für das geplante Neubaugebiet "Kleines Öhr" im Ortsteil Sehnde waren Bauarbeiter im April auf Verfärbungen im Erdreich gestoßen. Sie wurden zum Auslöser von archäologischen Untersuchungen. Heute stellte Ute Bartelt, für die Grabung zuständige Kommunalarchäologin bei der Region Hannover (Untere Denkmalschutzbehörde/Archäologische Denkmalpflege), die noch vorläufigen Ergebnisse vor. "Die Funde deuten daraufhin, dass das Areal von der vorrömischen Eisenzeit in den letzten Jahrhunderten vor Christi Geburt bis in die Völkerwanderungszeit im 5. oder 6. Jahrhundert n. Chr. über eine längere Zeitspanne besiedelt beziehungsweise wiederholt besiedelt worden war."

Erwartet hatten Experten derartige Siedlungsspuren nicht. "Angesichts unserer Voreinschätzung im Bauleitplanverfahren ist dies eine echte Überraschung", so Fachfrau Bartelt. Bislang wurden auf dem historischen und bald wieder zukünftigen Baugrund Relikte früherer Nutzungen durch Menschen gefunden. Ute Bartelt: "Wir haben eindeutige Befunde, die das Vorhandensein von Grubenhäuser belegen." Diese waren bis zu einem Meter in den Boden eingetieft und wurden überwiegend für handwerkliche Tätigkeiten wie beispielsweise zum Weben genutzt. Daneben fanden sich auch Pfostenspuren von kleinen Speicherbauten.

Im Bereich "Kleines Öhr" wurde aber auch vorindustriell Eisen produziert, wie die in den freigelegten Siedlungs- und Abfallgruben entsorgten Schlacke- und Ofenreste belegen. In mindestens zwei Fällen konnten auch noch die Herdgruben von so genannten Rennfeueröfen sicher erfasst werden. Dabei handelt es sich um frühe Anlagen zur Eisenverhüttung, die in Norddeutschland bis ins Mittelalter hinein in Gebrauch waren. Voraussetzung für ihren Einsatz war die Verfügbarkeit von eisenhaltigen Erzen (zum Bespiel) und ausreichend Holz beziehungsweise Holzkohle als Brennmaterial.

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