FDP-Politiker Gawlik: „51 Millionen Euro für sechs Räume ist der reine Wahnsinn“
Mario Gawlik, Vorsitzender des FDP-Ortsverbandes Burgdorf-Uetze, übt harte Kritik am geplanten Neubau der IGS Burgdorf: "Keine Firma der Welt gibt 51 Millionen Euro aus, weil einige Räume fehlen. Das passiert nur dann, wenn Politiker nicht ihr eigenes Geld, sondern das Geld der Steuerzahler und Steuerzahlerinnen großzügig ausgeben."
In der Ratssitzung am 14. Dezember 2017 habe der Bürgermeister der Stadt Burgdorf im Zuge der Diskussion über den Neubau eines Schulkomplexes für die IGS Burgdorf zur Eile gedrängt, so Gawlik, da "die nächsten Kinder vor der Tür" stünden und es "fahrlässig wäre" jetzt nicht zu handeln – sprich der Ratsvorlage für den Neubau zuzustimmen.
Da ein Umzug in einen Neubau aber erst in fünf Jahren möglich sein wird, fragte sich der Ortsrat Schillerslage, ob denn für die Kinder, die derzeit die IGS besuchen, noch eine ordentliche Beschulung gewährleistet sei, da diese Kinder die IGS bereits vor dem Umzug verlassen haben werden. In der Ortsratssitzung hinterfragte Gawlik, ob man die Antwort der Verwaltung bezüglich der IGS so zusammenfassen dürfe, dass auch vor dem Bezug des neuen IGS-Gebäudes alle IGS-spezifischen Konzepte und Methoden umgesetzt werden können und es somit für die derzeitigen Schulkinder keine Nachteile gebe. Der Bürgermeister habe in der Sitzung bestätigt, dass die jetzigen Schülerinnen und Schüler der IGS, abgesehen von der räumlichen Situation, vollständig nach dem Burgdorfer IGS-Konzept beschult werden.
"Der schriftlich vorliegenden Antwort der Verwaltung ist zu entnehmen, dass der vorhandene Raumbestand im aktuellen Schulgebäude ‚Vor dem Celler Tor‘ und ab Sommer 2018 zusätzlich im Gebäude der Prinzhornschule Burgdorf zuzüglich Container für einen Jahrgang, es der IGS Burgdorf ermöglicht, den Schulbetrieb sicherzustellen. Daraus kann nur geschlossen werden, dass die Ratsmehrheit wegen sechs fehlender Räume 51 Millionen Euro ausgibt", so Gawlik. Dieses sei "der reine Wahnsinn". "Um dieses überschaubare Problem zu lösen gibt es bestimmt andere Möglichkeiten als den Neubau eines ganzen Schulkomplexes", ist sich der FDP-Politiker sicher.
"Und selbst wenn die Ratsmehrheit auf Teufel komm raus ihren Prestigebau durchboxen will, dann doch bitte nicht am anderen Ende der Stadt, sondern in unmittelbarer Nähe des Gymnasiums und der BBS", fordert Gawlik. Denn auf diese Weise könnten die Gebäude wenigstens gemeinsam genutzt werden und auch die Schülerinnen und Schüler würden von der Nähe und der anzustrebenden Kooperationen profitieren.
"Und den Befürwortern des Neubaus, die gerne argumentieren, dass man das Geld ja in die Kinder und deren Zukunft investiere, sei gesagt, dass die 51 Millionen Euro in ‚Beton‘ gesteckt werden." resümiert Gawlik. Der Schulneubau werde den Schulkindern nur jeweils für einige Jahre eine andere Umgebung bieten, denn die Verweildauer in der IGS sei in der Regel mit sechs Jahren überschaubar. In die Schülerinnen und Schüler würde man investieren, wenn die Landesregierung ausreichend gut ausgebildete und engagierte Lehrer beschäftigen würde – Räume hingegen können kein Wissen vermitteln und die Kinder auf die Zukunft vorbereiten. Und die Stadt Burgdorf sollte die benötigten Lernmittel in Top-Qualität bereitstellen.
Der nun "bewusst gewählte Standort an der Sorgenser Mühle" für den IGS-Neubau unterstreiche einmal mehr, dass eine Kooperation des Gymnasiums mit der IGS politisch anscheinend nicht gewünscht sei, so Gawlik. "Es denkt bei den Verantwortlichen in Rat und Verwaltung keiner an die Schulkinder, die heute auf der IGS sind und nach der 10. Klasse auf das Gymnasium Burgdorf wechseln werden, um dort ihr Abitur zu machen", sagt Gawlik und fragt: "Wie sollen die Schulen bei dieser Distanz eine Förderung und frühzeitige Integration dieser Schülerinnen und Schüler am Gymnasium abbilden?"
Wie gut eine Zusammenarbeit funktionieren könne, wenn es denn gewollt sei, würden die Realschule und das Gymnasium zeigen. Von den am Berliner Ring gegebenen kurzen Wegen zwischen den beiden Schulen profitieren nicht nur die Schülerinnen und Schüler, sondern auch die (abgeordneten) Lehrer.