Burgdorf setzt auf mehr Barrierefreiheit: Offene Gesprächsrunde zeigt Handlungsbedarf auf
Zur Barrierefreiheit gehört problemloser Zugang zu Dienstleistungen der Stadt
Foto: Georg Bosse
Barrierefreiheit bezeichnet die Gestaltung der Alltagsumgebung, die es Menschen mit Behinderungen ermöglicht, ohne Hindernisse mit ihrer Umgebung zu interagieren. Das bedeutet bauliche und sonstige Anlagen, Verkehrsmittel, technische Gebrauchsgegenstände, Systeme der Informationsverarbeitung, akustische und visuelle Informationsquellen sowie Kommunikationseinrichtungen ohne besondere Schwierigkeiten und ohne fremde Hilfe nutzen.
Dazu hatte die Stadtverwaltung bereits in der Vergangenheit zu einer Offenen Gesprächsrunde „Barrierefreies Burgdorf“ eingeladen, die am gestrigen Montag, 13. Januar 2025, im Ratssaal des Schlosses am Spittaplatz fortgesetzt wurde.
Bürgermeister Armin Pollehn begrüßte die geladenen Anwesenden, die verschiedene Organisationen Institutionen, Vereine und Verbände vertraten. Bevor die Teilnehmer ihre Alltagserfahrungen, Vorschläge und Wünsche zur Verbesserung der momentanen Situation der Barrierefreiheit in Burgdorf vortrugen, bekräftigte Pollehn: „Wir wollen die Dinge positiv voranbringen.“
Allerdings wurde allerseits sehr bedauert, dass die Abwesenheit des Vereins Stadtmarketing (SMB) festgestellt werden musste.
Auf dem Weg zu Pferdemarktplatz/Schützenplatz sei die Grünphase der Fußgängerampel über den „Kleinen Brückendamm“ für alle zu kurz, sagte Britta Müller von der Lebenshilfe. Das gelte auch für die Lichtzeichenanlage an der Kreuzung Gartenstraße/Im Langen Mühlenfeld/Vor dem Celler Tor auf Höhe des NP-Lebensmittelmarktes.
Darüber wünscht sie sich in Burgdorf eine „Inklusionskonferenz“ nach dem Vorbild der Stadt Peine. Abhängig von den Personalressourcen in der Verwaltung, sei eine solche Einrichtung zur gegebener Zeit ins Auge gefasst, entgegnete der Bürgermeister. Die fehlenden Personalressourcen sind es auch, die die Benennung eines festen Ansprechpartners für die Arbeitsgemeinschaft (AG) „Barrierefreies Burgdorf“ (noch) nicht möglich machen lässt.
Gerhard Braun von der Rheuma-Liga berichtete von erheblichen finanziellen Problemen der Selbsthilfegruppe, die seit der Covid-Pandemie aufgelaufen sind. Zu einem Hilfeersuchen an die Stadt hatte Pollehn eine allgemein erfreuliche Nachricht für den Antragsteller: „Die Antwort wird positiv sein.“
Er wolle sich einen Überblick über die Anzahl von Bänken in der Stadt machen, erklärte Gero von Oettingen für den Burgdorfer Seniorenrat. Dafür wurde ihm von Danielle Frommelt aus der Tiefbauabteilung Unterstützung zugesichert.
Bei Begehungen der Bücherei, des Jugendzentrums JohnnyB. sowie des Hallenfreibads mit Menschen mit Hilfebedarf im April 2024, hatte sich der Seniorenrat etliche Defizite notiert. Darunter beispielsweise eine Möglichkeit für Personen im Rollstuhl auf die untere Ebene der Bücherei zu gelangen. Auch der Zugang zum JohnnyB. und seinen Veranstaltungen im oberen Gebäudebereich seien für Alte und Behinderte nur mit Mühen oder gar nicht erreichbar, so Stefan Auerbach.
Das Bauvorhaben der St. Pankratiuskirche ist abgeblasen worden und erlaube es der Stadt nun, mit Planungen für den Spittaplatz zu beginnen, sagte Matthias Schorr, Co-Vorsitzender des Seniorenrats. Dabei sollte eine öffentlich zentral-zugängliche Toilettenanlage in Betracht gezogen werden. Armin Pollehn dazu: „Es ist noch keine Gesamtplanung für den Spittaplatz vorgesehen.“
Nicht nur der Seniorenrat ist Auffassung, dass zur Barrierefreiheit in Burgdorf der problemlose Zugang zu den Dienstleistungen der Stadt gehört. Mit Blick auf mögliche bauliche Maßnahmen an öffentlichen Gebäuden, bat der Seniorenrat darum, im Vorfeld bei solchen Vorhaben seine Expertisen aus Sicht von Betroffenen einbringen zu können.
Des Weiteren war aus dem Gesprächskreis deutlich der Wunsch zu vernehmen, den Burgdorfer Selbsthilfetag „Gemeinsam geht’s leichter“ auf dem Spittaplatz wieder aufleben zu lassen. Hier sind die alle interessierten Selbsthilfegruppen gefragt, um mit einem neuen Organisationsteam die Veranstaltung nicht gänzlich aus dem Blick zu verlieren.
Jürgen Braun von der Lebenshilfe brachte die Thematik zu Behinderungen und Barrierefreiheit auf den Punkt: „Menschen mit Hilfebedarf gehören zu dieser Gesellschaft.“