Region Hannover
Frühkindliche Bildung nicht aus den Augen verlieren
Fachberatung, Quereinstieg und Ausbildungsvergütung als wirksame Mittel zur Bekämpfung des Fachkräftemangels in Kindertagesstätten
Foto: Johanniter, Upfront Photo & Film GmbH
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Das Problem des Fachkräftemangels in Niedersachsens Kindertagesstätten bleibt ungelöst. Nach einer Prognose des „Fachkräfte-Radars für KiTa und Grundschule 2023“ ist bis 2030 eine Lücke von 2.600 Kräften in Niedersachsen zu erwarten. „Wir brauchen nun dringend echte, wirksame und umfassende Maßnahmen, um den Betreuungsbedarf abzudecken und dabei die Qualität der frühkindlichen Bildung weiter sicherzustellen“, stellt Karin Schätzlein, Fachbereichsleitung Bildung und Erziehung der Johanniter-Unfall-Hilfe im Landesverband Niedersachsen/Bremen anlässlich des Internationalen Tages der Bildung heraus. Dazu gehöre neben der Erleichterung des Quereinstiegs in den Erzieherberuf eine Ausbildungsvergütung ab dem ersten Tag sowie eine gesetzlich einheitliche Regelung zur Verankerung einer Fachberatung. „Der Beruf und die Ausbildung der Erzieherin muss dringend attraktiver gestaltet werden. Eine Ausbildungsvergütung ab dem ersten Tag würde nicht nur die finanzielle Situation der angehenden Fachkräfte verbessern, sondern auch mehr junge Menschen ermutigen, eine Ausbildung in diesem wichtigen Berufsfeld zu beginnen“, so Karin Schätzlein.
Darüber hinaus müssen auch die Hürden für die Anerkennung ausländischer Abschlüsse beseitigt werden. „Bei der herrschenden Personalnot können wir auf keine Fachkräfte verzichten und sollten hingegen sogar noch mehr in die Akquirierung von ausländischen Fachkräften und Quereinsteigern investieren. Aktuell gestalten sich solche Verfahren als sehr bürokratisch und langwierig“, so Schätzlein. Der Personalmangel belaste nicht nur die Arbeitsbedingungen der bestehenden Fachkräfte, sondern gefährde dabei auch die Qualität der Betreuung und Bildung der Kinder. „Wir müssen nicht nur mehr Menschen in den Beruf bringen, sondern auch in diesem halten. Die Fachberatung stellt hierbei ein wirksames Mittel dar“, erklärt Karin Schätzlein.
Veränderte und unterschiedliche Lebensbedingungen und Lebenslagen von Kindern und Familien, wie etwa die gewachsene Anzahl psychisch belasteter und kranker Eltern sowie die gesellschaftliche Zunahme an sozialer, kultureller und milieubezogener Heterogenität, führe zu neuen Anforderungen an die KiTa-Kräfte. Hier greife das Konzept der Fachberatung, wovon alle profitierten: Träger, Leitung, Fachkräfte und die Kinder. „Professionelle Bildungsarbeit braucht fachliche Impulse und Reflexion. Die Fachberatung stellt dabei ein Qualitätsmerkmal für jede Kindertageseinrichtung dar und führt merklich zu mehr Zufriedenheit auch bei den Mitarbeitenden. Es ist daher ein wichtiges Instrument zur Mitarbeiterbindung und –gewinnung“, so Schätzlein. Derzeit bestehe der Anspruch auf Fachberatung nicht verlässlich und es gebe noch keine einheitliche gesetzliche Regelung sowie eine auskömmliche Finanzierung. Hier bestehe dringender Handlungsbedarf des Gesetzgebers. „Wir können den Fachkräftemangel in Niedersachsens KiTas bekämpfen. Nicht von heute auf morgen. Aber mit langfristig wirksamen Maßnahmen. Wir müssen nur endlich damit beginnen“, so Karin Schätzlein abschließend.