Region Hannover

Ehrenamtlicher Schlaganfallhelfer gibt wertvolle Entlastung

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Klaus Gerth hat sich zum Schlaganfallhelfer ausbilden lassen. Warum er das eigentlich macht? „Ich kriege einen guten Kaffee, das ist natürlich eine ganz wichtige Voraussetzung“, sagt Klaus Gerth und schmunzelt, wie er es oft tut. Die Stimmung ist gelöst an diesem eher grauen Nachmittag in Hannover-Vahrenwald. Sie ist es eigentlich immer, wenn der 81-jährige Rentner aus Langenhagen zu Gast bei Familie Paczkowski ist. Einmal pro Woche, in aller Regel donnerstags, besucht Gerth als ehrenamtlicher Schlaganfallhelfer des Roten Kreuzes den fünf Jahre älteren Gustav Paczkowski, der im Frühjahr 2024 zwei Schlaganfälle erlitten hat.

„Wir haben uns gesehen und gefunden“, sagt der 86-Jährige, der trotz der Schicksalsschläge und der damit einhergehenden körperlichen Beeinträchtigungen seinen Frohsinn nicht verloren hat. Paczkowski lacht viel, er ist bewundernswert häufig zu Scherzen aufgelegt.

Gefunden haben sich die beiden Herren, weil einerseits Gerth sich zum Schlaganfallhelfer hat ausbilden lassen. Er habe sich nach dem Eintritt ins Rentenalter wie so viele andere gefragt, was er mit der frei gewordenen Zeit nun anstelle; mit dem Ergebnis, dass er sich ins Ehrenamt stürzte. Als diplomierter Sozialarbeiter habe das auch nahegelegen, sagt der gebürtige Berliner. Im Hospizverein Langenhagen war er schon lange tätig, als Gerth 2023 in der Zeitung von der Ausbildung zum Schlaganfallhelfer beim Roten las. Im August schloss er den Kurs ab.

Und ein gutes halbes Jahr später begab sich auf der anderen Seite Renate Paczkowski auf die Suche nach Hilfe, nachdem ihr Mann die Schlaganfälle erlitten hatte. Durch die Stadt Hannover wurde sie auf das Angebot des Roten Kreuzes aufmerksam, nahm Kontakt auf – und freut sich heute enorm „über die große Stütze“ in Person von Klaus Gerth. Sie kümmert sich so gern wie aufopferungs- und liebevoll um ihren Mann, mit dem sie bereits seit mehr als 60 Jahren verheiratet ist. Doch die regelmäßigen Besuche von Gerth bedeuten für sie eine äußerst wertvolle Entlastung.

Im Juni des vergangenen Jahres dann das erste Kennenlernen. „Wir mussten uns erstmal reinfinden, hatten aber schnell ein gutes Gefühl“, erinnert sich Gerth. „Wir sind zwei alte Knaben, das funktioniert.“ Gustav Paczkowski, „ein Hannoveraner durch und durch“, hat zahlreiche Erinnerungen und Anekdoten von früher parat. Gerth und der gelernte Kaufmann befassen sich aber durchaus auch mit aktuellen Entwicklungen, mit Krankheiten, die im Gespräch mit anderen Gleichaltrigen so oft dominieren, hingegen nicht. Es gibt einfach zu viel besseren Gesprächsstoff.

Das in Summe erklärt recht gut, warum Gerth die Ausbildung zum ehrenamtlicher Schlaganfallhelfer alles andere als bereut. „Man muss möglicherweise am Anfang Ängste überwinden, aber das schafft man“, betont er. „Diese intensiven Begegnungen machen die Sache sehr, sehr wertvoll. Zugleich bedeuten sie für mich aber auch eine Pause im Alltag, die mir richtig guttut.“ Im Vergleich zum Beruf früher könne er sich sehr viel Zeit für einen Menschen nehmen, „und das ist einfach ein Genuss“. Genauso wie der Kaffee von Renate Paczkowski. Mindestens.

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