Mehr als 160 Gäste haben einen unvergesslichen Abend mit Charles Brauer
Nicht nur die Mischung des Gesamtvortrags machte den besonderen Reiz des Abends im Johnny B. aus, sondern im Detail die Darbietung der Akteure Charles Brauer (reader), Henry Heggen (vocal/bluesharp) und Günther Brackmann (piano).
Am nur mit einem gefüllten Rotweinglas geschmückten Tisch trug Charles Brauer Anekdoten und zum Teil gehässige oder hintergründige Prosa der Herren Ringelnatz, Brecht, Kästner, Gottfried Benn und Tucholsky vor.
Henry Heggen (vocal/bluesharp) und Günther Brackmann (piano) schafften es überzeugend nur mit Klavier, Harmonika und Gesang eine Bandbreite an Rockin Blues und Boogi Woogie auf die Bühne zu bringen, dass es den mehr als 160 Besuchern des Johnnny B. schwerfiel, sich zwischen dem Vortrag von Charles Brauer und dem der beiden Musikern zu entscheiden.
Der Applaus zu den einzelnen Vorträgen ließ aber keinen Zweifel zu, dass die hier gewählte Kombination zwischen Lesung und Musik vollends gelungen und im Sinn der Gäste im Johnny B. war.
Allein die Prosa zum Theaterbesuch des Herrn Wendlinger aus der Feder von Kurt Tucholsky hielt dem einen oder andern Gast den Spiegel vor, oder ließ ihn zumindest an ähnliche eigene Erlebnisse dieser Art zu erinnern. Lehrreich war dazu sicherlich auch zu erfahren wie das Filet Stroganoff seinen Weg auf die Speisenkarten der Welt gefunden hat.
Unvergessen wird bestimmt auch die Befehlskette von Wolfgang Neuss bleiben zur bevorstehenden Sonnenfinsternis vom General bis zum "gemeinen" Soldaten durch das Halbverständnis der nachfolgenden Befehlsempfänger.
Von besonderem Reiz war für Charles Brauer sicherlich das Zusammentreffen in der Pause mit seinen Schulfreunden Hubertus und Nikolaus von Albedyll aus Köln und letzterer aus Steinwedel, die 1952 mit dem damals 17-jährigen Charles Brauer in dessen ersten Film "Der Kampf der Tertia" (Wilhelm Speyer rororo-Verlag) in Hamburg mitspielten und extra für diesen Abend ein Fotoalbum mitbrachten, in dem diese Tage beim Film dokumentiert waren.
Ein besonderes Foto aus dem Jahr 1952 zeigte dabei einen sehr jugendlichen Charles Brauer mit der Schauspielerin Brigitte Rau, die – aber das ist dann wohl eine andere Geschichte – später von ihrem Mann Gunnar Möller in London umgebracht wurde.