Lehrte

„Auf dem Weg nach Waterloo“ im Antikriegshaus in Sievershausen

[SIEVERSHAUSEN]

Am Dienstag, 29. September, um 19 Uhr kommt Prof. Dr. h.c. Gerd Biegel vom Institut für Braunschweigische Regionalgeschichte an der TU Braunschweig zu seinem 3. und abschließenden Vortrag im Rahmen der Reihe „Auf dem Weg nach Waterloo“ nach Sievershausen. Der Schwerpunkt dieses Mal wird auf den Ergebnissen des Wiener Kongresses liegen, die das Europa des 19. Jahrhunderts nachhaötig verändern sollten.

Mit dem endgültigen Sieg über Napoleon im April 1814 entstanden für die Alliierten und für ihre kleinen Verbündeten neue Probleme. In den Verträgen und Konferenzen von Mitte 1812 bis März 1814 war die Beseitigung der napoleonischen Vorherrschaft und die Wiederherstellung eines Gleichgewichtssystems in Europa, mit einem starken bourbonischen Frankreich und zahlreichen Staaten zweiten und dritten Ranges, Konsens gewesen. Ganz aus der Welt waren eigennützige Ansprüche auf Territorialvergrößerung jedoch nicht, weder bei den Alliierten, noch bei ihren kleineren Verbündeten. Begründet wurden diese in erster Linie mit den Lasten, die die einzelnen Länder in über zwanzig Kriegsjahren getragen hatten. Zudem mußten manche Staaten überhaupt erst wiederhergestellt werden, so die "Welfenlande" Hannover und Braunschweig-Wolfenbüttel, oder zu alter Größe zurückkehren, wie das im Frieden von Tilsit 1807 arg verkleinerte Preußen. Sollten diese Wiederherstellungen die Verhältnisse von vor den napoleonischen Kriegen getreulich widerspiegeln? Oder sollten sinnvolle Arrondierungen und Länderaustausche vorgenommen werden? Und woher sollten die Gebiete für die Vergrößerungsansprüche genommen werden? Wie, schließlich, sollte das neue staatsrechtliche Band der deutschen Staaten aussehen? War ein Wiederaufleben des Alten Reiches möglich, oder welch’ andere zukunftsfähigen Möglichkeiten waren denkbar?

Diese Fragen sollten auf einem Kongreß beraten und beschlossen werden, der ab August 1814 nach Wien einberufen wurde und zu dem alle am gerade beendeten Krieg beteiligt Parteien aufgefordert wurden, Gesandte zu entsenden. Dieser "Wiener Kongreß" der Jahre 1814/15 beendete schließlich die Epoche tiefgreifender Umwälzungen, die mit der Französischen Revolution von 1789 und der ihr folgenden Herrschaft Napoleons das Antlitz Europas und das Leben seiner Einwohner nachhaltig verändert hatte. Auf gesellschaftlicher Ebene läuteten die Ideen von Freiheit und Gleichheit das Ende der Vorherrschaft des alten Adels ein. Das internationale Staatensystem schließlich, das Gleichgewicht der Großmächte in Europa, wurde ebenso nachhaltig und wirkungsvoll neu geordnet, wie mit dem Deutschen Bund der Kern Europas, die deutschen Staaten. Es waren Entscheidungen, die bis heute nachwirken und sichtbar sind.

Noch während die Staatsmänner Europas auf dem "Wiener Kongreß" verhandelten, kehrte Napoleon überraschend zurück. Am Ende dieses Intermezzos standen am 18. Juni 1815 die Niederlage von Waterloo und die Verbannung auf die im Atlantik vor Afrika gelegene britische Insel St. Helena. Die Befreiungskriege veränderten Europa und bedeuteten den Ausgangspunkt der nationalen Einigungsbewegung in Deutschland. Der Sohn des alten Erzfeindes von Napoleon, des braunschweigischen Herzogs Carl Wilhelm Ferdinand, Friedrich Wilhelm, sollte als "Schwarzer Herzog" zu einer der legendären Heldenfiguren dieser Befreiungskriege werden, nachdem er am 16. Juni 1815 in einem Vorgefecht bei Quatre-Bras tödlich verwundet worden war.

Der Vortrag wird veranstatet vom Arbeitskreis Ortsgeschichte Sievershause. Der Vortr ag findet in d er Dokumentationsstätte zu Kriegsgeschehen und über Friedensarbeit Sievershausen e.V., Antikriegshaus, Kirchweg 4a, in Sievershausen statt.

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