Funktionell und modern – dank bürgerlichen Engagements: Neue Kardio-Ebene der MHH-Kinderherzklinik eröffnet
Die Medizinische Hochschule Hannover gehört zu den führenden Zentren der Behandlung und Korrektur von angeborenen Herzfehlern in Deutschland. Nur an ihrem äußeren Erscheinungsbild war das lange Zeit nicht zu erkennen: Dunkle Gänge, überbelegte Patientenzimmer, kein Platz für die oft seelisch schwer belasteten Eltern der herzkranken Kinder und Jugendlichen.
Das ist Vergangenheit! Mit einer Feierstunde in Gegenwart der niedersächsischen Wissenschaftsministerin Gabriele Heinen-Kljaji?, von Landtags-Vizepräsident Klaus-Peter Bachmann und Oberbürgermeister Stefan Schostok wurde am Mittag die neu gestaltete Stationsebene eröffnet: 16 Zimmer in freundlich hellen Farben, fast alle mit Dusche und WC, geeignet auch, um Erwachsene mit angeborenen Herzfehlern aufzunehmen. Aber die Kinder stehen weiter im Mittelpunkt: Mütter bekommen ein eigenes Bett im Zimmer; es gibt ein Spielzimmer, eine familientaugliche Patientenküche und einen Eltern-Ruheraum. Prof. Philipp Beerbaum, Direktor der Klinik für Pädiatrische Kardiologie und Intensivmedizin, schwärmt: "Mit den neuen Strukturen beschreiten wir einen neuen, einzigartigen Weg. Wir verwirklichen eine hervorragende Versorgung der kleinsten Patienten wie der Erwachsenen mit angeborenen Herzfehlern. Aber wir nehmen auch die Familien in den Blick."
Die MHH hat, trotz leerer Kassen, eine Million Euro investiert, um die baulichen Voraussetzungen zu schaffen und die Technik auf den neuesten Stand zu bringen. Niedersachsens Wissenschaftsministerin lobte in ihrer Ansprache jedoch vor allem die ideelle und finanzielle Beteiligung der Vereine "Kleine Herzen Hannover" und "Kinderherz": "Zum Gesundwerden gehört mehr, als nur medizinisch versorgt zu werden. Kinder brauchen in einer solchen Situation ihre Eltern. Ich bin beeindruckt von dem außerordentlichen ehrenamtlichen Engagement, das die Vereine hier an den Tag legen. Durch ihren unermüdlichen Einsatz haben sie es geschafft, einen beachtlichen Teil der Umbaukosten zu tragen."
Mit mehr als 200.000 Euro hat sich jeder der beiden Vereine an der Neueinrichtung beteiligt. Ira Thorsting, Vorsitzende der "Kleinen Herzen", in ihrer Eröffnungsrede: "Wir werden oft gefragt, woher unser Engagement kommt, warum wir das, was wir für nötig halten, nicht einfach dem Staat überlassen. Wir sagen dann, dass genau diese Klinik es einfach wert ist. Das ist aber nicht alles. In Amerika zum Beispiel würde niemand auf die Idee kommen, den Sinn von bürgerlichem Engagement anzuzweifeln. Und selbst hier in Deutschland: Würde irgend jemand die Freiwillige Feuerwehr in Frage stellen?"
Welche Bedeutung die Kinderkardiologie in Deutschland hat, betonte die Geschäftsführerin des Bundesverbandes Herzkranke Kinder, Hermine Nock, zuvor auf einem Symposium der MHH: "Unser Motto ist ‚herzkrank geboren – ein lebenslanger Weg‘. In Deutschland leben mindestens 150.000-200.000 Erwachsene und mehr als 120.000 Kinder mit angeborenem Herzfehler."
Für die "Kleinen Herzen" sind mit der Eröffnung der umgebauten Stationen denn auch noch längst nicht alle Ziele erreicht. Der Verein stellt die Mittel für soziale und psychologische Betreuung zur Verfügung, kümmert sich um Kunst- und Sporttherapie und ermöglicht einen Dolmetscher-Dienst für Patienten mit Migrationshintergrund. Das neueste Projekt: Ärzte und Krankenschwestern der Kinderintensivstation sollen zu Krisenbegleitern ausgebildet werden, um betroffenen Familien auch in schwersten Situationen einfühlsam helfen zu können.