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TSG-Handballer vergeben die Chance auf einen Punkt in der letzten Spielminute

47 Sekunden waren noch zu spielen, als die Turnerschaft Großburgwedel im Derby gegen den HSV Hannover die Chance bekam, zumindest noch einen Punkt zu ergattern. Die Gastgeber waren in Ballbesitz und hatten die Möglichkeit, ihren letzten Angriff lange auszuspielen und eine gute Einwurfmöglichkeit zu finden.

Doch wie schon oft zuvor in den vorangegangenen 59 Minuten war es erneut ein technischer Fehler der Turnerschaft, der für die Entscheidung zugunsten des HSV Hannover sorgte. Die Gäste eroberten das Spielgerät, nahmen eine letzte Auszeit und hatten keine Probleme die letzten Sekunden herunterzuspielen. In einem spannenden aber handballerisch schwachen Spiel feierte der HSV den 19:18-Derbysieg in Großburgwedel. Hannover hatte über weite Strecken der Begegnung in Führung gelegen, der knappe Sieg geht durchaus in Ordnung. Unterm Strich war das Derby aber keine Werbung für den Handball. Die Begegnung hatte keineswegs Drittliganiveau, auch die beiden Unparteiischen konnten nicht überzeugen.

Alles war angerichtet für ein tolles Handballderby, die Sporthalle Auf der Ramhorst war mit knapp 500 Zuschauern sehr gut gefüllt. Die Partie begann mit einem offenen Schlagabtausch, beide Mannschaften waren hellwach und mit Emotionen und Einsatz bei der Sache. Nach zehn Spielminuten leuchtete ein 4:4 Unentschieden auf der Anzeigetafel. Dann jedoch hakte das Spiel der TSG. Technische Fehler, schlechte Abschlüsse, Würfe neben oder über das Tor und mangelnder Einsatz sorgten für eine Torflaute. Die Spieler von TSG-Trainer Jürgen Bätjer wirkten gehemmt, keiner übernahm Verantwortung. Hannover hatte leichtes Spiel und konnte sich Tor um Tor absetzen. Kevin Ströh brachte die Gäste in der 22. Minute mit 9:4 in Führung. Ganze 13 Spielminuten blieb die Turnerschaft ohne Tor, bis Kay Behnke per Strafwurf auf 5:9 verkürzen konnte. In der Folgezeit konnte Großburgwedel mithalten, 5:10 und 6:11 waren weitere Zwischenstände. Dann waren die Gäste an der Reihe, auch beim HSV lief kurz vor der Pause nicht mehr viel zusammen. Das Spiel der Hannoveraner wirkte jetzt zerfahren und ohne Konzept. Großburgwedel kämpfte und konnte durch Sören Kress und Erik Gülzow zum 8:11-Halbzeitstand verkürzen.

Nach dem Wechsel war die TSG sofort zur Stelle. Jannis Wilken, Chris Meiser und Lennart Koch trafen für Großburgwedel und die Partie war auf einmal wieder völlig offen. 12:12 lautete der Zwischenstand nach 34 Minuten und in der Folgezeit mussten sich beide Mannschaften jeden Treffer hart erarbeiten. Markus Hammerschmidt im TSG-Kasten und HSV-Keeper Götz Heuer hielten gut, ihre Mannschaftskameraden machten es dem jeweils gegnerischen Torhüter aber auch nicht sonderlich schwer. Immer wieder wurden Bälle verfangen, kamen Pässe nicht beim Nebenmann an blieben sehr gute Einwurfmöglichkeiten ungenutzt. Der Druck des Derbys war beiden Teams anzumerken und wirkte sich lähmend auf die Partie aus. Kämpferisch waren beide Teams jetzt voll bei der Sache, es wurde leidenschaftlich um jeden Ball gerungen, spielerisch lief aber auf beiden Seiten nicht viel zusammen. Nur 37 Tore in 60 Minuten sprechen eine deutliche Sprache. Viele Zuschauer fühlten sich an den Handball früherer Zeiten erinnert, Werbung für modernen Handball sieht anders aus.

Wieder blieb Großburgwedel einige Minuten ohne Treffer und Hannover konnte sich durch drei Tore in Folge auf 17:14 absetzen. Dann wieder Aussetzer bei den Gästen, die TSG glich prompt zum 17:17 aus. Lange Diskussionen und Hektik in Spielminute 52: Die Zeitnehmer verhängten gegen die TSG eine Zweiminutenstrafe wegen angeblich falschen Wechsels. Minutenlang war das Spiel unterbrochen, es nutzte nichts, die Offiziellen blieben bei ihrer Entscheidung. Nachdem Kjell-Mogen König den HSV in Führung geworfen hatte, gelang Chris Meiser in Unterzahl der 18:18-Ausgleich für die Turnerschaft. Hendrik Benckendorf schaffte nach 55:37 Minuten die erneute Führung der Gäste und zu diesem Zeitpunkt ahnte keiner, dass dies der letzte Treffer der Partie sein sollte.

Auch einen Tag nach dem Derby gegen den HSV Hannover haderte TSG-Trainer Jürgen Bätjer noch mit dem Spiel vom gestrigen Samstag. Der HSV Hannover hatte auf der Ramhorst mit 19:18 gewonnen und damit erstmalig beide Punkte aus Großburgwedel entführen können. "Die Niederlage gegen Hannover ist für uns kein Beinbruch, trotzdem ist sie ärgerlich, da sie nicht nötig gewesen wäre. Es ist schon die zweite Schlappe mit einem Tor. Auch gegen DHK Flensborg haben wir zu Hause knapp verloren. Unsere Leistung war in beiden Spielen nicht gut genug. Mit ein wenig mehr Glück und 1-2 anderen Schiedsrichterentscheidungen wäre gegen den HSV trotzdem ein Punkt drin gewesen. Nach dem Spielverlauf wäre eine Punkteteilung aus meiner Sicht auch das gerechtere Ergebnis gewesen. Wir haben gut gedeckt und hatten mit Markus Hammerschmidt einen sehr guten Torhüter. Nach vorn lief aber nicht viel zusammen. Sören Kress hat nach seiner Verletzung alles versucht, konnte aber noch nicht an seine starke Form der letzten Wochen anknüpfen. Chris Meiser hatte einen gebrauchten Tag erwischt und Kay Behnke ist nach wie vor neben der Spur. Das weiß er auch, hier erwarte ich mehr und er sicherlich auch. Ärgerlich sind kuriose Schiedsrichterentscheidungen, eine ungerechte Verteilung der Zeitstrafen (6/3) und die Starrköpfigkeit des Kampfgerichtes. Die Zweiminutenstrafe wegen eines angeblichen siebten Feldspielers war falsch, wir hatten nur fünf Spieler auf dem Feld. Da muss ich als Zeitnehmer auch mal einen Arsch in der Hose haben und eine Fehlentscheidung zurücknehmen. Schon vor zwei Wochen gab es eine ähnliche Situation. Das Spiel ist sehr schnell geworden und da muss ich auch als Kampfrichter voll bei der Sache sein. Egal, wir haken das Derby ab und blicken nach vorn. Nächste Woche geht es nach Usedom. Wir reisen aufgrund der langen Anfahrt schon am Freitag an und werden am Samstagmorgen auch noch einmal leicht trainieren. Den Verantwortlichen und den Spielern muss klar sein, dass es sich bei der Fahrt an der Ostsee nicht um ein Wellnesswochenende mit Besuch des Polenmarktes handelt. Wir wollen uns auf Usedom von unserer besten Seite präsentieren und die gegen Hannover verlorenen Punkte zurückholen. Ich hoffe, dass ich dann auch wieder auf Niklas Ihmann und Patrick Anders zurückgreifen kann", so Jürgen Bätjer.

TS Großburgwedel: Markus Hammerschmidt (1.-60.), Patrick Anders, Jan Schenkel, Lennart Carstens (2), Sören Kress (1), Jannis Wilken (1), Christian Hoff (2), Chris Meiser (2), Nils Wilken, Lennart Koch (1), Erik Gülzow (5), Kay Behnke (3/2), Steffen Dunekacke (1), Justin Magnus Behr.

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