Jens Bürkle hatte seine Schützlinge bereits unter der Woche des Öfteren vor dem TuS N-Lübbecke gewarnt. Wie recht der 35-Jährige damit hatte, wurde den Handballern der TSV Hannover-Burgdorf und den 3.047 Zuschauern in der Swiss Life Hall über die vollen 60 Minuten bewusst, denn die Ostwestfalen traten nicht wie ein Abstiegskandidat der Bundesliga auf, sondern zeigten eine ansprechende Leistung. Dass sich DIE RECKEN nach dem 29:28 Heimsieg dennoch über die zwei Punkte freuen durften, sorgte für Erleichterung im Lager der Niedersachsen. "Wir sind froh, dass wir nach einer guten Trainingswoche die zwei Punkte haben", erklärte Bürkle.
Den besseren Start, in der für DIE RECKEN ungewohnten Anwurfzeit am Freitagabend erwischten die Gäste. Die Spieler des TuS N-Lübbecke hatten sich nach der schwachen Leistung aus der Vorwoche gegen den TBV Lemgo sehr viel vorgenommen und legten eine 4:7 (10.) Führung vor. Nach einer Auszeit von Trainer Bürkle fingen sich die Hausherren aber schnell und zogen nach je zwei Treffern von Kai Häfner und Rúnar Kárason an den Ostwestfalen vorbei. Besonders die rechte Angriffsseite wusste bei den RECKEN am heutigen Abend zu überzeugen. Während Häfner ein weiteres Empfehlungsschreiben an Bundestrainer Dagur Sigurdsson schickte, markierten auch Kárason und der quirlige Timo Kastening wichtige Treffer für ihre Farben.
Bis zur Pause konnten sich die Hausherren einen knappen Vorsprung herauswerfen, der aber keine Beunruhigung bei den Lübbeckern auslöste. Wie auch schon bei den Auswärtsspielen in Berlin oder Hamburg zeigten die Gäste ihr spielerisches Potential. "Kompliment an meine Mannschaft zur heutigen Leistung. Trotz der Niederlage haben wir einen Schritt nach vorne gemacht", lobte Interimstrainer Zlatko Feric seine Spieler.
In der Tat steckten die Ostwestfalen nie auf und kämpften sich immer wieder an die TSV Hannover-Burgdorf heran. Da DIE RECKEN zudem immer wieder am starken Nikola Blazicko im Lübbecker Kasten scheiterten, entwickelte sich bis zum Schlusspfiff eine nervenaufreibende Partie. Nach dem 29:26 (56.) durch den sechsfachen Torschützen Erik Schmidt sahen die Niedersachsen schon wie die sicheren Sieger aus. Doch nach einer Lübbecker Auszeit und zwei RECKEN-Fehlwürfen stand es 60 Sekunden vor Schluss nur noch 29:28.
Im finalen RECKEN-Angriff bediente Morten Olsen erneut Schmidt am Kreis, doch der Nationalspieler warf den Ball weit am Tor vorbei. Die Gäste bekamen urplötzlich die Chance auf den Ausgleich, doch Vuko Borozan schloss fünf Sekunden vor Schluss überhastet von 15 Metern ab und war den Ball über das RECKEN-Tor. "Wenn man unten drin steht hat man einfach auch oft Pech", trauerte Zlatko Feric der vertanen Chance nach. "Wir sind mit einem blauen Auge davongekommen. Die zwei Punkte sind schön, über den Rest müssen wir nochmal nachdenken", war Geschäftsführer Benjamin Chatton zwar mit dem Ergebnis zufrieden, nicht aber mit der Performance in den zuvor gesehenen 60 Minuten.
Spätestens seit dem gestrigen Abend ist aber allen Beteiligten klar: In der "stärksten Liga der Welt" gibt es keine einfachen Gegner, weder auf der Papierform und schon gar nicht auf dem Handballfeld.