Wedemark

Kläranlage Bissendorf: Nachklärbecken abgerissen

[BISSENDORF]

Auf dem Gelände der Kläranlage Bissendorf ist die finale Umbauphase eingeläutet. Die zweitgrößte Bauinvestition der Gemeinde erfüllt moderne Standards, schafft höhere Kapazität und spart Energie.

Das Becken hinten rechts auf dem Gelände der Kläranlage Bissendorf ist leer. Wo sonst Wassermassen fließen, steht ein Bagger auf dem Beckengrund und reißt große Stücke Beton aus der Wand. "Das war unser zweites Nachklärbecken", erzählt Henning Luttermann, Geschäftsführer der Wedemark Abwasser GmbH. "Nach und nach reißen wir jetzt die alten Anlagen ab und bauen modernisiert neu." Für den Geschäftsführer ein freudiger Schritt: "Wir starten endlich in die letzte und entscheidende Phase des Umbaus."

Bereits im September 2020 hatten die ersten Bauarbeiten begonnen, die die Kläranlage in Bissendorf erneuern und erweitern – und das bei laufendem Betrieb. Die Doppelbelastung ist laut Luttermann auch in der aktuellen Bauphase eine der größten Herausforderungen. Weil ein Nachklärbecken außer Betrieb ist, wird das gesamte Abwasser nur über eine Reinigungsstraße geklärt, die zweite Straße kann nicht ausgleichen. Die Umstellung läuft jedoch reibungslos, wie Luttermann versichert.

Auch sonst geht es auf dem Gelände der Kläranlage Bissendorf schnell voran: Nur vier Monate Verzögerung wegen Lieferengpässen, bedingt durch Pandemie und Ukrainekrieg, hat das große Projekt bisher eingefahren. Die Modernisierung der Kläranlage Bissendorf ist das zweitgrößte Bauprojekt der Gemeinde, 18 Millionen Euro fließen in den Umbau. Noch umfangreicher war nur der Neubau des Campus W. "Wir investieren in moderne Klärung und höhere Kapazitäten", so Luttermann. Die neue Anlage ist für eine Belastung von 46.000 Einwohnenden ausgelegt – „ein großzügiger Durchschnittswert", erklärt Luttermann, auch die Anschlüsse der Industrie sind hier einberechnet. Ende 2024 sollen die Bauarbeiten beendet sein.

Baufortschritt zeigt sich

Einige Neubauten sind bereits fertig. Im Januar 2022 konnten die Mitarbeitenden der Kläranlage das neue Betriebsgebäude mit Büroraumen und Labor beziehen. Henning Luttermann ist der einzige Angestellte der Wedemark Abwasser GmbH, seine sechs Teammitglieder sind bei der Gemeinde Wedemark beschäftigt: zwei Mitarbeitende für die Verwaltung, zwei für den Betrieb der Kläranlage und eine Meisterin. "Nur dank des Teams ist es überhaupt möglich, den Umbau bei laufendem Betrieb zu stemmen", lobt der Geschäftsführer die Kompetenz. "Das Team trägt enorme Verantwortung." Für den Fall, dass Starkregen, technische Pannen oder andere Komplikationen auftreten, haben die Fachleute Rufbereitschaft – 24 Stunden, auch am Wochenende.

Denn draußen im Klärwerk in Bissendorf kommt fast das gesamte Abwasser aus der Wedemark an, nur Resse hat ein eigenes Klärwerk. Das Abwasser fließt zuerst in das neue Rechengebäude, das seit Juli 2022 in Betrieb ist. Der Rechen siebt Grobstoffe wie Feuchttücher heraus, auch ein Sandfang ist in der neuen Anlage integriert. "Mit der neuen Technik kommt das Wasser bereits viel sauberer in den Klärbecken an als vorher", so der Luttermann.

Die Klärbecken werden ab dem dritten Quartal 2023 abgerissen und erneuert, schätzt der Geschäftsführer. Die Reinigungsstraße startet mit dem Vorklärbecken, hier wird Primärschlamm herausgezogen und in Zukunft in einen neuen Faulturm geleitet. "Der Faulturm ist eine der wichtigsten Neuerungen", sagt Luttermann – und der nächste große Schritt auf der Baustelle.

Beitrag zum Klimaschutz: Bis zu 60 Prozent Eigenenergie

Dort, wo der Bagger das alte Nachklärbecken abreißt, wird der neue Faulturm entstehen. Im Faulturm werden Primärschlamm sowie der überschüssige Klärschlamm aus den übrigen Reinigungsstufen entwässert, aus den Faulgasen wird Energie gewonnen. "Dafür kommt neben den Turm außerdem ein neues Maschinengebäude mit einem Blockheizkraftwerk", erklärt Luttermann. Anfang 2024 soll beides in Betrieb gehen.

Noch nutzen einige Wedemärker Landwirte den Klärschlamm zum Düngen der Felder, eine neue Verordnung schränkt diese Nutzung jedoch ein. Ab 2026 wird der Klärschlamm darum verbrannt: Die Gemeinde ist Gesellschafterin bei der Kommunalen Nährstoffrückgewinnung Niedersachsen GmbH. Was bei der Verarbeitung des Klärschlamms an Strom entsteht, versorgt zukünftig Kläranlage, Betriebsgebäude und Faulturm. Zusätzlich werden Photovoltaikanlagen auf den Gebäudedächern eigenen Strom erzeugen. "Die Modernisierungen leisten einen großen Beitrag zum Energiesparen und Klimaschutz", betont Luttermann. "Wir rechnen damit, dass wir 50 bis 60 Prozent Eigenenergie für das Betriebsgelände produzieren können."

Die meiste Energie verbrauchen die Sauerstoffgebläse im Belebungsbecken. "Auch bei der biologischen Klärung wird eine neue Verfahrenstechnik eingeführt, die Energie sparen wird", beschreibt Luttermann. Aktuell stellen die Fachkräfte die Zusammensetzung der Bakterien und die Sauerstoffzufuhr noch per Hand ein. Das neue Belebungsbecken wird automatisch am Zu- und Ablauf messen und die Einstellung damit in Echtzeit steuern.

Wenn die Bauarbeiten beendet sind, wird es wieder zwei Reinigungsstraßen geben: insgesamt zwei Vorklärbecken, zwei Belebungsbecken und zwei Nachklärbecken. Zum Schluss fließt das geklärte Wasser in den Johannisgraben. "Im doppelten Betrieb leiten wir das Wasser zur Sicherheit noch durch eine Filteranlage", erzählt Luttermann. Vorher hätten sie die Filtration nur in Ausnahmefällen gebraucht, die Wasserwerte der Kläranlage Bissendorf seien immer sehr gut "dank unseres eingespielten Teams."

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