Straßennamen: Stadt sucht weitere Vorschläge aus der Bevölkerung für ehrungswürdige Frauen
Stand heute sind nach Zählung der Stadtverwaltung 63 der 650 Straßen in Lehrte nach Männern benannt, aber nur fünf nach Frauen. Darunter sind die drei erst kürzlich nach Masha Katz, Grete Sehlmeyer und Emma Bahlke benannten Straßen. Wenn ab sofort Straßen in Lehrte grundsätzlich nach Frauen benannt würden und keine Männer mehr zum Zuge kämen, würde die Stadt Lehrte etwa zur Mitte dieses Jahrhunderts einem proportionalen Verhältnis der beiden großen Geschlechter nahekommen.
Dr. Freya Markowis, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Lehrte: "An dieser Stelle zeigt sich die fehlende Gleichberechtigung von Frauen über die Zeit sehr deutlich. In Lehrte inklusive den Ortsteilen fehlen Frauen im öffentlichen (Straßen-)Raum. Die Verdienste von Männern wurden jahrhundertelang eher anerkannt, die von Frauen häufig übersehen. Begabte, erfolgreiche und engagierte Frauen wurden oft absichtlich unsichtbar gemacht, auf den häuslichen Bereich beschränkt oder in den Schatten ihrer Väter, Ehemänner oder Brüder gedrängt. Das widerspricht seit Mai 1949 dem Grundgesetz, das in Artikel 3 Absatz 2 die Gleichberechtigung der Geschlechter festlegt. Und die öffentliche Hand verpflichtet, bestehende Ungleichheiten zu verringern. Das soll jetzt in Bezug auf Straßennamen in Lehrte gezielt geschehen, dabei helfen die aktuellen Beschlüsse des Stadtrates. Dort wurde unter anderem festgelegt, dass die Stadt bei Vorschlägen für die Benennung von Straßen prioritär Frauen in den Blick nehmen wird."
Markowis weiter: "Das Thema Straßennamen ist für viele Menschen emotional belegt. Ob ich im Beethovenring oder im Sophie-Scholl-Ring wohne, macht einen Unterschied. Nach der Berichterstattung über den Wunsch aus der Politik, mehr Straßen nach Frauen aus Lehrte und den Ortsteilen zu benennen, wurden uns bereits einige Namens-Vorschläge geschickt. Der Leiter des städtischen Archivs, Dr. Jens Mastnak, und ich freuen uns über weitere Hinweise aus der Lehrter Bevölkerung. Denn wir hätten bei zwei Straßen pro Jahr schon in sechs Jahren alle Namen von Lehrterinnen genutzt, die in der kürzlich veröffentlichten ‚Liste von ehrungswürdigen Frauen zur Benennung von Straßen, Plätzen und öffentlichen Gebäuden‘ aufgeführt sind. Und: Das können noch längst nicht alle ehrungswürdigen Frauen aus Lehrte sein."
Dr. Jens Mastnak betont: "Wenn Sie jemanden vorschlagen möchten, ist Folgendes wichtig: Straßen werden ausschließlich nach bereits verstorbenen Personen benannt. Vor allem kommen Frauen in Frage, deren Einsatz für das Gemeinwohl, für Demokratie und Rechtsstaat erwähnenswert ist, die besondere Leistungen in Wissenschaft, Sport, Musik, Kunst, Literatur oder anderem erbrachten, sich durch ein hohes Ansehen und eine große Akzeptanz in der Bevölkerung auszeichnen, eine besondere Bedeutung für die Stadt Lehrte besitzen, einen besonderen Bezug zum jeweiligen Ort innehaben oder Opfer des nationalsozialistischen Terrors waren. Das könnte also zum Beispiel die erste Ortsbrandmeisterin sein oder eine Musikerin."
Geeignete Namen können unter Angabe weiterer Informationen wie Geburts- und Sterbedaten, Ortsteil sowie Details über den Lebenslauf oder besondere Verdienste der Frauen per Mail an gleichstellung@lehrte.de oder stadtarchiv@lehrte.de gemeldet werden. Alternativ besteht die Möglichkeit, telefonisch unter der Nummer 05132/505-1031 Kontakt aufzunehmen.