Aktionswochen ab dem 11. September bei den Wochen der Demenz in Lehrte
Mal den Gesprächsfaden zu verlieren oder nach Worten ringen, ist vielen Menschen vertraut. Auch der obligatorische Knoten im Taschentuch oder der klassische Bindfaden am Finger, wenn ein wichtiges Ereignis nicht in Vergessenheit geraden darf. Ebenso kann im eigenen Haushalt etwas verloren gehen, das dann zufällig erst wiedergefunden wird.
Im Leben derjenigen, die von einer Demenzerkrankung betroffen sind, sind solche Situationen nicht mit einer normalen Altersvergesslichkeit oder Gedankenlosigkeit abzutun. Denn das Krankheitsbild ist unwiderruflich mit dem Verlust der geistigen Fähigkeiten und einer Wesensveränderung verbunden. Die Betroffenen selbst haben häufig keine Krankheitseinsicht. Denn die Gedächtnisstörung wird von ihnen oftmals nicht mehr wahrgenommen und sie betrachten ihr Handeln als selbstverständlich und sinnvoll. Daher sollte die Wahrnehmung der Mitmenschen geschärft werden. Wenn Sie zukünftig einen älteren Mensch auf dem Gehsteig beobachten, der unbeholfen hin und her geht, sprechen Sie ihn bzw. sie kurzerhand an und geben damit Orientierung und Halt.
Zum zweiten Mal schließt sich die Stadt Lehrte der Initiative der Region Hannover sowie der Alzheimer Gesellschaft Hannover an und rückt mit einem vielseitigen Programm das Leben mit Demenz in die gesellschaftliche Mitte.
Auf alle Interessierten warten Vorträge, Mit-Mach-Aktionen, Lesungen und eine Filmvorführung. Die Filmvorführung widmet sich dem diesjährigen Schwerpunktthema: Demenz im jüngeren Lebensalter. Damit soll die wachsende Anzahl von jüngeren Betroffenen, deren besondere Lebenssituationen sowie der persönliche und gesellschaftliche Umgang mit einer demenziellen Erkrankung unter 65 Jahren thematisiert werden. Das Drama Supernova mit Colin Firth und Stanley Tucci in den Hauptrollen wird am 20. September um 19 Uhr kostenlos im Anderen Kino, Sedanplatz 26 a in Lehrte, gezeigt. Im Anschluss sind alle Zuschauerinnen und Zuschauer zu einem moderierten Nachgespräch mit Fachkundigen im Kino-Café eingeladen. Um eine Vorreservierung ab dem 11. September wird per Mail an 60plus@lehrte.de oder telefonisch unter der Rufnummer 05132/505-3284 gebeten.
In der ersten Veranstaltungswoche liegt der Fokus auf der Informations- und Wissensvermittlung. Zwei Vorträge und eine Mit-Mach-Aktion geben Anregungen, um einer Altersdemenz vorzubeugen. Diese kostenlosen Aktionen finden in der Begegnungsstätte, Goethestraße 12 in Lehrte, statt.
Akustikmeister Alexander Eilers wird in seinem Vortrag am 11. September um 16 Uhr die Teilnehmer zu einer aktiven Hörgesundheit ermutigen. Auch gibt er Einblicke in technische Möglichkeiten, um einen Hörverlust im Alter möglichst zu vermeiden. Denn Studien belegen, dass bei Menschen mit einem unbehandelten Hörverlust im Vergleich zu Normalhörenden ein erhöhtes Demenzrisiko besteht.
Am 13. September um 19 Uhr wird sich die Ökothrophologin Céline Düzdag der Fragestellung widmen, ob Betroffene anderes Essen benötigen. Sie gibt praktische Tipps zur Umsetzung im Alltag und informiert über geeignete Lebensmittel sowie Getränke, die im zunehmenden Alter bei der täglichen Ernährung Berücksichtigung finden sollten.
In einer Schnupperstunde am 15. September um 11:30 Uhr zeigt die zertifizierte Trainerin vom Bundesverband Gedächtnistraining, Christiane Warnecke, abwechslungsreiche Gedächtnisübungen. Sie bestärkt Menschen, das Gehirn fortlaufend zu trainieren, um geistig vital und fit zu bleiben.
In der zweiten Veranstaltungswoche folgen in der Städtischen Galerie, Alte Schlosserei 1 in Lehrte, kulturelle Angebote. Es werden zwei Lesungen angeboten, die sich ausdrucksstark und auch auf humor- und respektvolle Art dem Krankheitsbild nähern.
Bestsellerautor David Wagner aus Berlin liest am 16. September um 19 Uhr aus seinem Roman "Der vergessliche Riese". In Anlehnung an Erfahrungen mit dem eigenen Vater ist der fiktive Roman entstanden. Authentisch zeichnet er anhand von Rückblicken eine Familiengeschichte. Zugleich beschreibt er einfühlsam und ohne Schrecken den langsamen Abschied vom eigenen Vater und die zunehmende Verantwortung der Angehörigen, die mit einer Demenzerkrankung einhergehen. 2019 wurde dieser Roman mit dem Bayerischer Buchpreis ausgezeichnet. Eintrittskarten zum Preis von 10 Euro, ermäßigt 6 Euro, für diese Lesung sind im Online-Ticketshop der Stadt Lehrte oder beim Sachgebiet Kultur, Telefon 05132/505-3111, erhältlich.
Annette Röser, Autorin und Verlegerin aus Karlsruhe, ist durch beide Elternteile selbst vom Thema Demenz betroffen. Zusammen mit der Journalistin Ute Dahmen hat sie eine Vielzahl von Interviews mit Angehörigen und Betreuenden geführt, unter anderem mit Henning Scherf, Purple Schulz oder David Sieverking. Daraus entstand das Buch "Mein Vater und die Gummi-Ente – Angehörige erzählen". Es erzählt kleine und große Geschichten von Menschen, die Demenzerkrankte begleiten. Die Erzählungen lassen nachempfinden, dass der Umgang mit demenziell betroffenen Menschen nicht nur Last, sondern auch Bereicherung sein kann. Am 22. September um 19 Uhr haben Interessierte die Gelegenheit, die Autorin während einer kostenlosen Lesung kennenzulernen. Die Lesung richtet sich insbesondere an Fachkundige, die für ihre Seniorenarbeit, methodische und didaktische Anregungen suchen. Zu diesem Anlass stellt die Buchhandlung Veenhuis ausgewählte Bücher, Ratgeber und Spiele zur Ansicht und zum Erwerb zur Verfügung.